VP Bank Spotanalyse USA: Trumps Zollbumerang

VP Bank Spotanalyse USA: Trumps Zollbumerang
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank, Moneycab)

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

Das Karussel dreht sich weiter.

Noch am Freitag drohte US-Präsident Donald Trump der EU mit Zöllen von 50%. Nun soll die Einführung der Einfuhrabgaben auf den 9. Juli verschoben werden. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte Trump den raschen Start von Gesprächen zugesagt und ihn damit offenbar zum vorläufigen Einlenken bewegt.

Die EU basiert auf klar definierten Regeln und Abstimmungsmechanismen, während Donald Trump auf einen schnellen Deal aus ist. Es prallen zwei grundverschiedene Verhandlungswelten aufeinander –Konfliktpotenzial ist daher vorprogrammiert. Für beide Seiten steht viel auf dem Spiel: Die USA importierten im Jahr 2024 Waren aus der EU im Wert von über 600Mrd. US-Dollar – das sind rund 40% mehr als die Importe aus China oder Kanada.

Einfuhrabgaben von 50% auf EU-Waren würden das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) stärker belasten als das der EU. Schätzungen zufolge könnten die Zölle die US-Wirtschaft bis zu 1,5% des BIP kosten, während das BIP der EU nur etwa halb so stark betroffen wäre.

Gerade weil die wirtschaftlichen Schäden so deutlich ausfallen könnten, gilt eine Verhandlungslösung als das wahrscheinlichste Szenario. Es ist jedoch davon auszugehen, dass erhöhte Zölle auf Stahl, Aluminium und Fahrzeuge dauerhaft bestehen bleiben. Selbst wenn am Ende ein Abkommen unterzeichnet wird, bleibt die Unsicherheit bestehen. Die zentrale Frage lautet: Wie verlässlich sind Handelsabkommen mit den USA?

Die USA verspielen derzeit Vertrauen – und die Finanzmärkte ziehen bereits Konsequenzen: Seit Freitagnachmittag hat der Dollar weiter an Wert verloren.

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