Westliche und asiatische Firmen buhlen um Arabiens Infrastrukturvorhaben

von Gérard Al-Fil
Für die Deutsche Bahn AG ist der Auftrag, ein Bahnliniennetz in Katar für 25,6 Mrd. Dollar mitzubauen, der bislang dickste Fisch in ihrem Auslandsgeschäft. Schon im 19. Jahrhundert waren deutsche Unternehmen wie die Deutsche Bank oder Siemens federführend bei der Finanzierung bzw. beim Bau der legendären Bagdadbahn von Istanbul ins Zweistromland.


Europa und Ostasien buhlen um Nahost
Eine Bahnlinie fur den Personenverkehr existiert auf der arabischen Halbinsel heute nur in Dubai. Seit ihrem Start im September hat die Schwebebahn Dubai Metro bis anhin 3 Millionen Passagiere befördert. Im Februar 2009 erhielt die China Railway Construction Corporation in Saudiarabien den Zuschlag für eine Bahnlinie zwischen den muslimischen Pilgerstätten in Mekka und Medina im Wert von 1,8 Mrd. Dollar.


Ausserdem benötigen die Golfstaaten mehr Brücken, Kraftwerke, Dämme, Krankenhäuser, … es fehlt quasi an allem. Die Bevölkerung wächst um 8 Prozent pro Jahr, doch deren Versorgung mit Strom mit Wasser hält mit dem steigenden Energiebedarf nicht Schritt.

 

Auch «Swiss Made» überzeugt die Scheiche
Unternehmen aus der Schweiz sind längst auch am Persischen Golf aktiv. Die Firma Foamglas Building aus Rotkreuz/Zug dichtet und dämmt beispielsweise bekannte Gebäude mit einem Spezial-Dämmstoff ab, wie etwa das Siebensternehotel Burj Al Arab oder das Islamic Arts Museum in Doha. Auf  Türschlösser und deren Sicherheit hat es die Spides GmbH aus Erlach/Bern abgesehen. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben in den letzten fünf Jahren 100 Mrd. Dirham (27,2 Mrd. Dollar) in den Immobilienmarkt investiert. In den kommenden fünf Jahren werden die Golf-Emirate 9,5 Mrd. Dollar in den Ausbau ihres Elektrizitätsnetzwerkes investieren. Bauvorhaben im grossen Stil stellen auch für die Bauwerk Parkett AG aus Thun/Bern einen aussichtsreichen Markt da.


Die drei genannten Firmen werben neben sechs weiteren Unternehmen aus der Schweiz vom 23. bis 26. November auf der Industriemesse «The Big 5» in Dubai unter dem Dach des Swiss Pavillons.

 

Finanzierung oft wenig risikoreich
Da die meisten Infrastrukturvorhaben von den Ölstaaten und im Vergleich zu Europa noch weniger von privater Hand finanziert werden, sind die Finanzierungsrisiken vergleichsweise klein. Dafür liegt die Latte in den Bieterwettberwerben höher. Bei der Ausschreibung muss die bietende Firma weniger mit niedrigen Preisen, als vielmehr mit Qualität und Service vor Ort überzeugen, um die Gunst der arabischen Serails zu erhalten. Gute Karten für schweizerische Konzerne und KMU, die bereit sind, den Sprung in den Orient zu wagen.

 

Die sechs Länder Kuwait, Saudiarabien, Katar, Bahrain, VAE und Oman (zusammen rund 40 Mio. Einwohner) dürften laut IWF bis 2015 zwischen 600 Mrd. und einer Billion Dollar Überschüsse aus dem Erdölexportgeschäft erzielen.

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