Wo sich die Blicke über die Jahrhunderte treffen

Wo sich die Blicke über die Jahrhunderte treffen
Ulrich Wilhelm Züricher, Selbstbildnis, 1907, Schenkung Arnold Mettler-Specker (Foto: Kunstmuseum St. Gallen)

St. Gallen – Die Ausstellung Blicke aus der Zeit – Sammlungsperspektiven (ab 25. April) im Kunstmuseum St.Gallen stellt die eigene Sammlung in einen neuen thematischen Fokus, ohne einem chronologischen Pfad nachzugehen. Vielmehr folgt sie in überraschenden Konfrontationen und anhand vieler selten gezeigter Werke aus der Renaissance bis in die Gegenwart den Blicken der Kunstschaffenden und der von diesen dargestellten Personen.

Der Blick ist wie eine Brücke zwischen ihnen und uns heutigen Betrachtenden. Atelier, Selbstbildnis, Spiegel, Modell sind die Mittler, die diesen Dialog tragen. Die ausgestellten Werke geben Einblick in die Ateliers von Pablo Picasso, Martha Cunz oder Max Liebermann, aus denen uns diese gleich selbst entgegenschauen. Aus historischen Porträts blicken Menschen in unsere Zeit, und auch in den neuen Medien, etwa den Fotografien von Manon oder den Videos von Pipilotti Rist, bleiben die Blicke zentral.

Wie bei einer Begegnung mit einem realen Menschen suchen wir auch im Bild zuerst die Augen des Gegenübers. Der Blick ist die effektivste Form der Kommunikation. Wenn sich Ferdinand Hodler 1917 – im Jahr vor seinem Tod – im Spiegel fixiert, so schaut er uns noch heute prüfend an. Blicke bleiben immer aktiv und überbrücken Zeiten. Aus der Vergangenheit kommend, vermögen sie Gegenwarten zu schaffen. Sie kommunizieren innerhalb des Kunstwerks, bestimmen Richtungen, stellen Beziehungen her und konstruieren damit Räume nach innen wie nach aussen.

Die Ausstellung Blicke aus der Zeit lässt Augen schweifen und Blicke sich treffen – aus den Bildern heraus und in die Bilder hinein: von der Ikone des Christus Pantokrator über Federico Baroccis frühchristlichen Märtyrer bis zu Auguste Renoirs impressionistisch gemaltem Kleinkind und den Bildnissen der zeitgenössischen Fotografie und Videokunst. In fotografischen Selbstinszenierungen paraphrasieren Manon und Urs Lüthi gesellschaftliche Rollenbilder und nehmen zugleich die klassische Tradition der Reflexion im Selbstporträt auf. Die Videos von Keith Sonnier, Pipilotti Rist und Candice Breitz analysieren das zeitgenössische Körpergefühl und die Stellung des Individuums in der modernen Welt. Die Ausstellung zeigt die Sammlung des Kunstmuseums St.Gallen unter neuen Blickwinkeln und in neuen Konstellationen in spannungsvoller Gegenüberstellung verschiedener Zeiten, Medien, Techniken und Formate. (Kunstmuseum St. Gallen/mc/kbo)

Kunstmuseum St. Gallen

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