Zehnder: Gewinn bricht um 89 Prozent ein

Am Ende soll sich das Unternehmen dann vom Produkt- zum Gesamtsystemanbieter gemausert haben. Die Analysten zeigten sich enttäuscht und die Anleger reagierten mit Verkaufsaufträgen.


Auch Aktionäre müssen Gürtel enger schnallen 
Zehnder verbuchte im vergangenen Geschäftsjahr 2008 einen deutlichen Gewinneinbruch. Der Reingewinn sank um 89% auf 2,8 Mio EUR, wobei eine einmalige Belastung von 19 Mio EUR durch den Verkauf der Tochtergesellschaft Faral zu Buche schlug, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Die Aktionären müssen den Gürtel nach diesem Ergebnis enger schnallen und erhalten eine Dividende von 4,30 (45) CHF. «Wir halten an unserer ertragsorientierten Dividendenpolitik fest», sagte Finanzchef Dominik Berchtold.


Umsatz leicht verbessert
Der Umsatz stieg leicht auf 454,0 (VJ 444,4) Mio EUR. Rein organisch und währungsbereinigt konnte der gruppenweite Umsatz im Berichtsjahr um 7% gesteigert werden. Im Bereich Heizkörper Europa nahmen die Verkaufserlöse um 5%, bei den Komfortlüftungen um 17% zu. Der Raum AsiaAmerica verzeichnete ein Umsatzwachstum von rund 9%. In drei der vier grössten Absatzländer (Frankreich, Deutschland, Schweiz) lag der Umsatz über dem Vorjahr, in Grossbritannien akquisitionsbereinigt leicht darunter.


Netto-Umsatzrückgang von 3 Prozent
Durch den Verkauf von Gesellschaften, die im Markt der Aluminiumheizkörper aktiv waren, reduzierte sich der Umsatz um rund 9%. Dieser Rückgang sei durch die beiden Akquisitionen Greenwood und Cesovent teilweise kompensiert worden. Netto resultierte ein Umsatzrückgang infolge der strategischen Transaktionen von rund 3%. Vor allem die Abschwächung des britischen Pfund und des US-Dollar beeinträchtigte den Umsatz um rund 2%. Die festverzinslichen Schulden stiegen zum Ende des vergangenen Jahrs aufgrund der getätigten Akquisitionen, die mehrheitlich mit Darlehen finanziert worden waren, auf 70,8 (23,9) Mio EUR.


Heizkörpergeschäft legt beinahe allerorts zu
Im Kerngeschäft Heizkörper legte Zehnder mit Ausnahme von England, Italien und Spanien in sämtlichen Märkten zu. Gegenüber dem Vorjahr wiesen die beiden bedeutendsten Gruppenmärkte Frankreich und Deutschland 2008 höhere Umsätze aus. Der Bereich Komfortlüftungen habe sich «erfreulich» entwickelt. Einschliesslich Akquisitionen sei es erstmals gelungen, die Umsatzmarke von 100 Mio Euro zu übertreffen und den Marktanteil in Europa weiter auszubauen. Der Anteil der Lüftungssysteme am Gesamtumsatz habe damit 2008 rund ein Viertel erreicht.


Restrukturierungsprogramm soll helfen
Das Restrukturierungsprogramm «energize» soll Zehnder nun helfen, Kosten zu sparen und wieder in Fahrt kommen. Am Ende will das Unternehmen als Gesamtsystemanbieter dastehen und nicht nur einzelne Produkte verkaufen. Ein Schritt in diese Richtung sei das Zusammenlegen der Verkaufsorganisationen der beiden Bereiche Heizung und Lüftung in den verschiedenen Ländern. «Der Kunde soll alles aus einer Hand erhalten», sagte VRP Zehnder.


Zurückhaltender Ausblick
Nach Ansicht der Unternehmensführung dürften sich die meisten relevanten Absatzmärkte von Zehnder in den nächsten ein bis zwei Jahren deutlich zurückbilden. Daher geht Zehnder für 2009 von einem «deutlichen Umsatzrückgang, dessen Ausmass zum jetzigen Zeitpunkt kaum abgeschätzt werden kann» aus.


Keine Verkäufe von Unternehmenseinheiten mehr geplant
Nach dem Verkauf der italienischen Tochtergesellschaft Faral im vergangenen Jahr, plant Zehnder keine weiteren Unternehmensteile zu verkaufen. Eher stünden kleinere Akquisitionen im Blick, um etwa in neue geografische Regionen vorzudringen. Die Titel von Zehnder tendieren am Mittag 0,7% leichter und haben sich damit vom Kursrutsch am Morgen erholt. Der Gesamtmarkt (SPI) tendiert schwächer. (awp/mc/ps/04)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert