AFG baut in der Schweiz 320 Stellen ab

AFG baut in der Schweiz 320 Stellen ab
Alexander von Witzleben, VR-Präsident und CEO ad Interim bei Arbonia. (Foto: Arbonia)

Alexander von Witzleben, VR-Präsident und CEO ad Interim bei AFG. (Foto: AFG)

Arbon – Die AFG Arbonia-Forster-Gruppe hat im ersten Halbjahr 2015 unter der Frankenstärke gelitten und hohe Wertberichtigungen vorgenommen. Das Unternehmen plant eine Kapitalerhöhung um rund 200 Mio CHF und will weitere Produktionseinheiten in das europäische Ausland verlagern. Dabei wird es zu einem Arbeitsplatzabbau von weiteren rund 320 Stellen in der Schweiz kommen.

Das Ergebnis wird vom Unternehmen selbst als enttäuschend gesehen. Der Umsatz sank im ersten Semester gegenüber dem Vorjahr um 4,9% auf 425,1 Mio CHF. Währungs- und akquisitionsbereinigt betrug der Rückgang immer noch 4,6%. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA brach um 38% auf 16,1 Mio ein. Wertberichtigungen führten zu einem deutlich negativem EBIT, wo ein Verlust von 125,4 Mio ausgewiesen wurde, nach einem Gewinn von 5,8 Mio im Vorjahr. Vor Einmalkosten belief sich der EBIT auf -2,9 Mio. Der Nettoverlust weitete sich auf 132,6 Mio aus, verglichen mit zuvor -2,6 Mio.

Die Ergebnisse lagen bei Umsatz und EBITDA knapp über den Prognosen der Analysten, bei EBIT und Reinergebnis aufgrund der Abschreibungen deutlich darunter.

Produktionsverlagerungen ins europäische Ausland
Das Ergebnis wurde durch Wertberichtigungen in Höhe von 122,5 Mio CHF belastet. Als Grund für den schlechten Geschäftsgang wird der anhaltende Kosten- und Importdruck im Schweizer Markt genannt. Das Unternehmen plant Produktionsverlagerungen ins europäische Ausland bei den beiden Divisionen Gebäudehülle und Gebäudetechnik, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Zudem wird der deutsche Fensterproduzent Wertbau gekauft, um Zugang zum grössten europäischen Fenstermarkt zu erhalten. (siehe separate Meldungen)

So soll auch vom Standort Villeneuve die Produktion von Kunststoff-Fenstern ins Werk Pravenec in der Slowakei verlagert werden. Bereits im März hatte der Konzern die Verlagerung von 150 bis 200 Stellen aus diesem Bereich von Altstätten SG nach Pravenec angekündigt. Nun soll darüber hinaus auch der Bau von Holz- sowie Holz-/ Aluminium-Fenstern von Altstätten an den Standort Langenwetzendorf (D) der neu erworbenen Wertbau verlagert werden. Hiervon sind 160 Stellen betroffen. Weiter wird in der Division Gebäudetechnik der Bau von Sonderheizkörpern mit 70 Stellen vom Stammsitz Arbon nach Stribro in Tschechien verlagert.

Kapitalerhöhung um rund 200 Mio Franken geplant
Um die Massnahmen zu finanzieren, sollen die Aktionäre an einer ausserordentlichen Generalversammlung am 11. September einer Kapitalerhöhung um rund 200 Mio CHF zustimmen. AFG-Grossaktionär Michael Pieper (Artemis, Anteil zuletzt 26,7%) habe eine Beteiligung zugesichert. Dabei behalte sich der Ankeraktionär eine Beteiligungserhöhung bis an die Grenze von 33 1/3 Prozent vor.

Der nun eingeleitete erneute tiefgreifende Umbau des Konzerns dürfte in enger Abstimmung mit dem Grossaktionär entworfen worden sein. AFG-VRP und seit Juli auch ad interim-CEO Alexander von Witzleben ist im März von Artemis in das Gremium entsandt worden, nachdem Pieper im Dezember Anteile vom ehemaligen Grossaktionär Edgar Oehler übernommen hatte.

Wettbewerbsdruck belastet Divisionen
Die Entwicklung in den Divisionen fiel unterschiedlich aus. Im ersten Halbjahr 2015 konnte die Division Gebäudetechnik ihren Umsatz trotz des herausfordernden Umfelds um 0,6% auf 217,7 Mio CHF steigern, auch durch die zugekaufte italienische Sabiana. Bereinigt ging der Umsatz jedoch um 2,9% zurück. Die Synergien aus der Akquisition wurden neu berechnet, was zu einem Wertberichtigungsbedarf in Höhe von 20,3 Mio CHF führte. Hierdurch resultierte auf Stufe EBIT ein Verlust von 5,9 Mio (VJ +16,1 Mio).

Die Division Gebäudehülle musste beim Umsatz und beim EBIT einen Rückschlag hinnehmen: Der Absatz der Sparte sank auf 135,9 (VJ 163) Mio, der EBIT war mit -12,3 (VJ -0,9) Mio erneut negativ. Inklusive Sondereffekte betrug der EBIT -112,9 Mio. Diese stammen aus Wertberichtigungen auf Goodwill, Sachanlagen und immateriellen Anlagen bei EgoKiefer und Dobroplast.

Die Division Gebäudesicherheit steigerte hingegen den Umsatz um 7,6% auf 71,3 Mio CHF, während der EBIT auf 1,4 (VJ 2,7) Mio zurückfiel. Dabei sei das Umsatzwachstum auf den Einstieg von Forster Profilsysteme in den Direktvertrieb in Deutschland, Dänemark und Polen zurückzuführen. Im operativen Ergebnis hinterliess die Wechselkurssituation Spuren.

Ausblick gedämpft
Die verschiedenen Massnahmen und Sondereinflüsse wie auch das anhaltend anspruchsvolle Markt- und Währungsumfeld belasten den Gesamtjahresausblick. So geht das Management aktuell von einem Umsatz in der Grössenordnung von 900 bis 940 Mio und einem operativen EBITDA von über CHF 50 Mio aus. Unter dem Strich wird mit einem Konzernverlust von ca. 160 bis 190 Mio CHF gerechnet, welcher negative Einmaleffekte von rund 160 Mio beinhaltet. Die Nettoverschuldung soll sich durch die geplante Kapitalerhöhung auf 50 Mio reduzieren, so die Mitteilung.

Mit Blick auf die fernere Zukunft geht AFG für 2018 von einen Umsatz von über 1 Mrd CHF und einen EBITDA von über 100 Mio aus. Zudem will das Management einen substanziellen Free Cash Flow generieren. Damit solle voraussichtlich ab 2018 die Basis für die Dividendenfähigkeit wiederhergestellt sein. Mittelfristig prognostiziert die Gruppe einen Nettoverschuldungsgrad auf Basis des operativen EBITDA von unter 1,5x, und eine Eigenkapitalquote von über 40%. (awp/mc/pg)

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