Akzentuierte Zurückhaltung auf dem Schweizer M&A-Markt

Akzentuierte Zurückhaltung auf dem Schweizer M&A-Markt

Zürich – Die Zurückhaltung des letzten Jahres auf dem Schweizer M&A-Markt hat sich im ersten Quartal dieses Jahres fortgesetzt. Grund dafür waren eine schwache Börsenentwicklung zu Jahresbeginn, daraus resultierende Unsicherheiten und ein anhaltend starker Schweizer Franken. Mit nur 59 Deals hat sich die Zahl gegenüber dem Vorjahresquartal nahezu halbiert. Das Transaktionsvolumen ist dagegen wegen der Syngenta-Übernahme um zwei Drittel gestiegen. Für 2016 ist mit einer weiterhin gehemmten und unruhigen Entwicklung im M&A-Markt zu rechnen.

Gegenüber dem Vorjahresquartal halbierte sich die Anzahl Fusionen und Übernahmen auf insgesamt 59 angekündigte Transaktionen mit Schweizer Beteiligung (-44%). Von den zehn grössten Transaktionen im ersten Quartal 2016 erreichten lediglich sechs Deals die Schwelle von 500 Mio. USD. Demgegenüber bewegten sich im Vorjahresquartal die zehn grössten Transaktionen allesamt auf einem Volumenniveau von über 780 Mio. USD.

Das Transaktionsvolumen stieg hingegen durch die Ankündigung der Syngenta-Übernahme durch die China National Chemical Corporation deutlich: Mit 52.1 Mrd. USD fällt das Volumen aller Transaktionen mit Schweizer Beteiligung im Q1 2016 gegenüber dem Q1 2015 (31.4 Mrd. USD) um 66% höher aus. Der Syngenta-Deal ist insofern einzigartig, als er bezüglich Transaktionswert sogar die Grosstransaktion aus dem Jahr 2012 zwischen Glencore und Xstrata wie auch die Fusion LafargeHolcim 2014 mit einem Volumen von insgesamt 40 Mrd. USD übertrifft.

Bloss in einzelnen Branchen war im ersten Quartal dieses Jahres eine hohe Aktivität zu beobachten. In der globalen Betrachtung sticht dabei besonders die Technologie-, Medien- und Telekommunikationsbranche (TMT-Sektor) hervor, die sich seit dem Jahr 2000 auf dem höchsten Stand hinsichtlich gehandelten Volumens befindet. Dieser Trend schlägt sich jedoch im Schweizer Markt nicht in gleichem Masse nieder. Hierzulande sind für Q1 2016 in diesem Sektor lediglich 10 Transaktionen zu vermelden, was ungefähr 17% des Gesamtvolumens ausmacht.

Syngenta-Übernahme als grösster Schweizer M&A -Deal aller Zeiten
Die mit Abstand grösste angekündigte Transaktion im Q1 2016 war die erwähnte Übernahme von Syngenta durch die China National Chemical Corporation (ChemChina), die ein Volumen von 45.9 Mrd. USD erreicht. Die Transaktion führt daher neu die Liste der Mega-Deals mit Schweizer Beteiligung an.

Mit dem von BTG Pactual angekündigten Verkauf der BSI an die EFG International wird ein weiteres Transformationskapitel auf dem Schweizer Finanzplatz geschrieben. Innerhalb der grössten Transaktionen des ersten Quartals 2016 nimmt er den dritten Rang ein. Der Zusammenschluss ermöglicht es BSI und EFG International, insbesondere im Private Banking und Asset Management Skaleneffekte zu nutzen und führt dazu, dass die «neue Bank» künftig in den Top 5 der Vermögensverwalter auf dem Schweizer Finanzplatz rangiert. Die Transaktion trägt BTG Pactual rund 1 Mrd. CHF ein, wobei das Unternehmen auch künftig 20-30% am fusionierten Finanzdienstleister halten wird.

Auch das Übernahmeangebot des schwedischen Private Equity Hauses EQT für die Kuoni Travel Holding verdient Aufmerksamkeit: Mit einer Transaktionssumme von rund 1.4 Mrd. USD reiht sich dieser Verkauf 2015 in zwei weitere getätigte Transaktionen von Kuoni ein: Zum einen in den Verkauf des europäischen Reiseveranstaltergeschäfts an die deutsche Rewe Gruppe, zum anderen in den Verkauf des Tour Operating Geschäftes in Indien sowie China an die kanadische Investment Holding Fairfax Financial, der auch der Reisedienstleister Thomas Cook India angehört.

Unsicherheit prägt Verhalten
Die Spuren des Endes der Eurokursbindung durch die Schweizerische Nationalbank sind nach wie vor zu erkennen. Vor allem der Tourismus, die Industrie und der Detailhandel kämpfen weiterhin mit Preisverwerfungen infolge der anhaltenden Stärke des Schweizerfrankens. Der hohe Veränderungs- und Anpassungsdruck in diesen Branchen wird zu weiteren Strukturbereinigungen führen und auch Konsolidierungen, Verkäufe und Zukäufe zur Folge haben.

Die Verwerfungen insbesondere an der chinesischen Börse haben weltweit für grosse Unsicherheit gesorgt und auch andere Handelsplätze in Mitleidenschaft gezogen. Anhaltende Meldungen von geplantem Personalabbau in verschiedenen Branchen erhöhen die Ungewissheit der Marktteilnehmer zusätzlich. Entsprechend dürfte sich auch der Schweizer M&A-Markt im Verlaufe des Jahres 2016 volatil gestalten – vielleicht sogar noch volatiler als der globale M&A-Markt. Demnach könnten viele Marktakteure hierzulande noch grössere Vorsicht walten lassen als im globalen Transaktionsgeschäft.
Vereinzelt sind dennoch interessante, grössere Transaktionen zu erwarten, die sich positiv im Transaktionsvolumen niederschlagen werden. Insgesamt wird sich das Schweizer Transaktionsgeschäft 2016 unter den vorherrschenden Rahmenbedingungen aber weiterhin auf unruhigen Pfaden bewegen. (KPMG/mc/ps)

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