Alpiq baut 450 Stellen ab

Alpiq baut 450 Stellen ab

Hans Schweickardt, VRP und Interims-CEO Alpiq.

Neuenburg – Das Energieunternehmen Alpiq hat in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2011 einen leicht verringerten Nettoumsatz und ein massiv verringertes operatives Ergebnis erzielt. Grund dafür sind das erheblich verschlechterte Marktumfeld und die tiefere Ertragslage europäischer Elektrizitätswerke. Zusätzlich belastet wurde die negative Entwicklung von der angespannten Währungssituation, die sich in den letzten Monaten noch beschleunigt hat. Aufgrund dessen will der Energiekonzern weitergehende Umstrukturierungsmassnahmen treffen. Zudem dürfte wegen Rückstellungen und Wertberichtigungen das Reinergebnis 2011 negativ ausfallen.

Der Nettoumsatz sank um 3,0% auf 10,2 Mrd CHF. Der EBITDA verringerte sich um 22% auf 832 Mio und der EBIT gar um 39% auf 418 Mio. Der Reingewinn sank um mehr als die Hälfte auf 180 Mio CHF, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. In diesen Zahlen nicht berücksichtigt ist die Sonderabschreibung des Projektes Kernkraftwerk Niederamt über 35 Mio CHF. Mit den vorgelegten Zahlen hat das Unternehmen die Erwartungen der Analysten beim Umsatz überboten, beim EBIT getroffen, jedoch beim Reingewinn klar verfehlt. Die Bank Vontobel und die ZKB hatten mit einem Umsatz 9,9 bzw. 10,1 Mrd, einem EBIT von 396 bzw. 435 Mio und einem Reingewinn von 229 bzw. 261 Mio CHF gerechnet.

Restrukturierung eingeleitet
Alpiq habe zwar frühzeitige Schritte zur Verbesserung der Situation eingeleitet, jedoch sind weitergehende Massnahmen notwendig, um der Beschleunigung des Negativtrends zu begegnen. Das Unternehmen werde sich, wie bereits bei der Publikation der Halbjahreszahlen am 19. August 2011 angekündigt, auf das rentable Kerngeschäft konzentrieren, durch die Vereinfachung der Organisation die Effizienz steigern und dabei die betrieblichen Kosten bis Ende 2012 um rund 100 Mio CHF senken.

450 Stellen gestrichen
Damit verbunden ist auch die Absicht, insgesamt 450 Stellen abzubauen, davon rund die Hälfte in der Schweiz. Betroffen sind insbesondere der Bereich Trading, das internationale Vertriebsgeschäft, das Corporate Center sowie die zentralen und regionalen Supporteinheiten. Des Weiteren will Alpiq die Nettoverschuldung bis Ende 2014 durch die Konzentration von Investitionen und die Durchführung von Devestitionen und Abtretungen um insgesamt rund 1,5 bis 2,0 Mrd CHF abbauen. Damit verbunden sind auch Wertberichtigungen und Rückstellungen in der Höhe von 1,7 Mrd CHF zulasten des Jahresergebnisses 2011. Deshalb ist für das Gesamtjahr auch mit einem negativen Reinergebnis zu rechnen, heisst es weiter.

Organisation vereinfacht

Mit der Konzentration auf das Kerngeschäft gehen die starke Anpassung und Vereinfachung der Organisation einher. Davon sind vor allem die Aktivitäten auf den Energiemärkten betroffen (Handel und Vertrieb). Die AIT Gruppe wird dem Geschäftsbereich Energie Schweiz unterstellt. Dies unterstreiche die angestrebte Stärkung des Geschäftsfeldes Energieeffizienz in der Schweiz und ermögliche eine noch bessere Ausschöpfung von Marktchancen und Synergien, ist der Mitteilung weiter zu entnehmen. Somit bestehe Alpiq neu aus den drei Geschäftsbereichen Energie Schweiz, Energie International sowie Optimierung & Trading. Mit dieser Reduktion der Anzahl der Geschäftsbereiche verringert Alpiq die Komplexität und verkürzt Entscheidungswege.

Hauptsitz soll nach Lausanne verlegt werden
Im Rahmen dieser Restrukturierung wird zudem der Generalversammlung im April 2012 vorgeschlagen, den Hauptsitz der Alpiq Holding AG von Neuenburg nach Lausanne zu verlegen. Die in Neuenburg ansässigen Funktionen werden auf die bestehenden Standorte Olten und Lausanne aufgeteilt, wobei insbesondere die Funktionseinheit Corporate Strategy & Development nach Olten verschoben wird.

Gewinnwarnung für 2011

Beim Ausblick gibt sich das Unternehmen pessimistisch. So würden die operativen Resultate für 2011 klar unter den Vorjahreswerten ausfallen. Zusammen mit den geplanten Wertberichtigungen und den auf laufende Rechnung zurückgestellten Restrukturierungskosten ist für das Geschäftsjahr 2011 ein Reinverlust zu erwarten. Als Folge der Bereinigung des Geschäftsportfolios und der geplanten Investitionskürzungen und Devestitionen werde zudem das künftige Ergebnisniveau deutlich unter die Werte der vergangenen Jahre fallen. (awp/mc/upd/ps)

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