Schweizer Arbeitsmarkt spürt schwächeren Konjunkturtrend noch kaum

Schweizer Arbeitsmarkt spürt schwächeren Konjunkturtrend noch kaum

Bern – In der Schweiz bleibt die Lage am Arbeitsmarkt trotz der Signale einer konjunkturellen Abkühlung äusserst robust. Die Arbeitslosenquote verharrte im Juli auf sehr tiefem Niveau und nach wie vor bekunden Firmen Probleme damit, freie Stellen mit geeignetem Personal zu besetzen.

Die gute Verfassung am Arbeitsmarkt zeigt sich im Juli-Bericht, den das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Montag vorgelegt hat. Die Zahl der bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldeten Personen ist zwar gegenüber Juni um 2502 auf 87’601 gestiegen, die Arbeitslosenquote verharrte aber auf tiefen 1,9 Prozent.

Wie ausgetrocknet der Schweizer Arbeitsmarkt nach wie vor ist, beweisen zudem Angaben zur Jobsuche: Im Juli zählte das Seco mit 150’673 nur unwesentlich mehr Stellensuchende als im Vormonat. Vor Jahresfrist hatten aber gut 12’600 Personen mehr nach einem Job gesucht.

Vorerst gute Aussichten
«Die Arbeitslosenquote bewegt sich weiterhin auf einem extrem tiefen Niveau», sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, an einer Telefonkonferenz. Die sich abkühlende Wirtschaftslage habe sich am Arbeitsmarkt noch kaum bemerkbar gemacht. Zürcher erinnerte aber daran, dass dies in der Regel mit zwei bis drei Monaten Verzögerung geschieht.

«Der Fach- und Arbeitskräftemangel ist in der Schweiz immer noch ausgeprägt», fuhr Zürcher fort. Im Herbst werde sich dieses Problem für die Firmen möglicherweise abschwächen, wenn das Beschäftigungswachstum wie erwartet nachlasse und die sich abkühlende Konjunktur allmählich auf den Arbeitsmarkt übertrage. Die Seco-Ökonomen rechnen für 2024 mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 2,3 Prozent.

Massenentlassungen noch ohne Folgen
Die Sorgen vor einem deutlicheren Anstieg der Arbeitslosigkeit nährten zuletzt Meldungen zu Massenentlassungen bei Firmen wie Rieter, Arbonia oder Idorsia. Solche Ankündigungen schlagen sich laut Zürcher jedoch erst mit Verzögerung in den Seco-Statistiken nieder. Seit gut einem Jahr baut auch die Grossbank Credit Suisse laufend Stellen ab, wobei der ganz grosse Schnitt noch aussteht.

Bei einem grösseren Abbau brauche es Sozialpläne, Kündigungsfristen seien einzuhalten und meist würden nicht alle Jobs auf einen Schlag gestrichen, so Zürcher zu den Gründen, welche die Sichtbarkeit von Massenentlassungen in der Statistik verzögern. Darüber hinaus fänden vom Abbau betroffene Personen zum Teil schnell einen neuen Job. Das zeige das Beispiel CS, deren ehemalige Mitarbeitende teils gut eine Anschlusslösung gefunden hätten.

Einen Hinweis darauf, dass Firmen beim Ausschreiben neuer Stellen angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten Vorsicht walten lassen, lieferten die Angaben zu den offenen Stellen: Die Zahl der bei den RAVs gemeldeten offenen Stellen verringerte sich im Juli gegenüber dem Vormonat um 2527 auf 49’204, gegenüber dem Vorjahr sind es 18’800 Stellen weniger.

Noch kaum eine Rolle spielt in der Statistik des Seco die Kurzarbeit, wobei die Daten dazu mit Verzögerung veröffentlicht werden. Im Mai waren mit 1272 Personen 226 weniger als im April von dieser Massnahme betroffen. Und die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Betriebe nahm um vier auf 70 ab. Vor Jahresfrist waren 5’552 Personen in 960 Betrieben in Kurzarbeit gewesen. (awp/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert