Schweizer Arbeitsmarkt spürt Konjunkturabschwächung noch nicht
Bern – In der Schweiz bleibt die Lage am Arbeitsmarkt trotz der Signale einer konjunkturellen Abkühlung äusserst robust. Die Arbeitslosenquote lag im September nicht nur weiter bei bloss 2 Prozent, die solide Lage zeigte sich auch an einer sehr tiefen Zahl an Aussteuerungen.
Ende September waren bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) 90’826 Menschen als arbeitslos gemeldet, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Freitag mitteilte. Das waren zwar 945 mehr als im August (+1,1%). Die Arbeitslosenquote verharrte damit bei aber 2,0 Prozent, wie es weiter hiess.
Arbeitslosigkeit auf «extrem tiefem Niveau»
«Die Arbeitslosenquote bewegt sich damit weiterhin auf einem extrem tiefen Niveau», sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, an einer Telefonkonferenz. Die sich abkühlende Wirtschaftslage habe sich am Arbeitsmarkt noch kaum bemerkbar gemacht. Zürcher erinnerte aber daran, dass dies in der Regel mit zwei bis drei Monaten Verzögerung geschieht.
Aktuell «flirtet» die Schweizer Wirtschaft mit der Rezession, wie sich unlängst Swiss Life-Chefökonom Marc Brütsch im Gespräch mit AWP ausgedrückt hatte. Der Ökonom rechnet nach der Stagnation im zweiten Quartal 2023 auch für das dritte Quartal erneut mit einem Nullwachstum. Insgesamt wäre dies aber noch keine Rezession für die Gesamtwirtschaft.
In Bezug auf den Arbeitsmarkt dürfte sich die konjunkturelle Lage daher nicht drastisch auswirken. Und zwar auch, weil der Fach- und Arbeitskräftemangel in der Schweiz immer noch ausgeprägt ist, wie Seco-Mann Zürcher sagte. Immerhin werde sich dieses Problem für die Firmen möglicherweise bald abschwächen, wenn sich die abkühlende Konjunktur allmählich auf den Arbeitsmarkt übertrage. Die Seco-Ökonomen rechnen für 2024 mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 2,3 Prozent.
Laut Zürcher ist dies aber kein Grund zur Sorge. Die Arbeitslosenquote bewege sich damit auf sehr niedrigem Niveau seitwärts, führte er aus. Diese Bewegung hält nun konkret schon seit Mitte 2022 an. Im August 2022 war die Arbeitslosigkeit nämlich das erste Mal seit 20 Jahren unter 2,0 Prozent gefallen. Seither stieg sie nie über 2,2 Prozent.
Positiv hob Zürcher in diesem Kontext auch hervor, dass im September nur sehr wenige Personen ausgesteuert wurden und die Zahl der Langzeitarbeitslosen erneut leicht gesunken ist. Sie ist inzwischen mit noch 10’743 Personen extrem tief. Im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht dies einem Rückgang um rund 37 Prozent.
Etwas weniger offene Stellen
Trotz der insgesamt stabilen Lage ging die Zahl der bei den RAV gemeldeten offenen Stellen etwas zurück. Sie verringerte sich um 175 auf noch deren 47’191. Davon unterlagen laut Seco 29’074 Stellen der Meldepflicht, die für Berufsarten mit einer Arbeitslosenquote von mindestens 5 Prozent gilt.
Nur eine sehr kleine Rolle am Schweizer Arbeitsmarkt spielt nach wie vor das Instrument der Kurzarbeit. Im Juli – die Daten werden mit Verzögerung gemeldet – waren 704 Personen in Kurzarbeit und damit 255 Personen weniger als noch im Monat davor. Die Anzahl der betroffenen Betriebe verringerte sich um acht auf noch 49 Firmen. (awp/mc/pg)