Arbonia greift nach Umsatzeinbruch zu harten Sparmassnahmen

Arbonia greift nach Umsatzeinbruch zu harten Sparmassnahmen
Automatisierte Produktion in der Division Türen von Arbonia AG. (Bild: Arbonia)

Arbon – Der Bauzulieferer Arbonia leidet unter dem Rückgang der Bautätigkeit in seinen Kernmärkten. Die Guidance für das Gesamtjahr wird nach einem Umsatzeinbruch nun ausgesetzt. Mit tiefen Einschnitten will das Unternehmen Kosten sparen.

So plant Arbonia eine Werkschliessung und einen Personalabbau von bis zu 600 Vollzeitstellen bis Juni 2024, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Die Arbeitsplätze in der Schweiz sind davon aber nicht betroffen, wie Arbonia-Sprecherin Fabienne Zürcher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP sagte.

Die Massnahmen sollen zu Einmalkosten von 15 Millionen Franken im Geschäftsjahr 2023 führen. Arbonia erhofft sich dafür danach jährliche Netto-Einsparungen von 10 bis 12 Millionen Franken. Unter anderem soll die Produktion von Designheizkörpern vom belgischen Dilsen ins tschechische Stríbro verlagert werden.

Nebst Entlassungen sollen gruppenweit temporäre und befristete Angestellte nicht mehr weiterbeschäftigt sowie Arbeitszeiten reduziert werden. Laut Zürcher gilt es vor allem, teure Nachtschichten abzubauen.

Baukosten belasten Nachfrage
Diese hatte das Unternehmen einführen müssen, um den hohen Bestellungseingang abzuarbeiten. Noch vor einem Jahr vermeldete Arbonia im Halbjahr einen Umsatzzuwachs von über 7 Prozent. Damals hatten Grosshändler ihre Lager wegen Lieferengpässen nach der Pandemie ausgebaut. Da Arbonia nun wieder schnell liefern könne, sei dies aber nicht mehr nötig.

Nun wird die Bautätigkeit von den historisch hohen Baukosten sowie den gestiegenen Zinsen gebremst. Dies gelte vor allem für Deutschland, die Benelux-Staaten und Osteuropa. Viele Menschen warteten nun aufgrund der höheren Kosten mit dem Bau des Eigenheims noch zu, sagte Zürcher. Im ersten Halbjahr hat Arbonia in der Folge einen Umsatzrückgang von insgesamt 10 Prozent auf rund 570 Millionen Franken erlitten. Die Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik setzte 12,1 Prozent weniger um, die Division Türen 6,5 Prozent.

Besser als in Deutschland und Osteuropa läuft es für Arbonia in der Schweiz. Hier betreiben die Ostschweizer nach früheren Verlagerungsrunden noch zwei Produktionsstellen, eine für Spezialtüren und eine für Duschen. «Die Schweiz ist quasi abgekapselt von anderen Märkten», sagte Zürcher. So seien hier die Zinsen nicht ganz so hoch. Auch seien Spezialprodukte weiterhin gefragt, während Standardprodukte für Heizkörper, Türen und Duschen mehr Mühe bekunden.

Prognose für 2023 ausgesetzt
Arbonia rechne zwar damit, dass die Nachfragedelle in den anderen Märkten temporär sei, doch sei es schwierig zu sagen, wann genau die Erholung erfolge, sagte die Arbonia-Sprecherin weiter.

Für das Gesamtjahr traut sich Arbonia daher keine Prognose mehr zu. Zuversichtlich gibt sich das Unternehmen aber, einen deutlich positiven Free Cashflow ausweisen zu können. Auch die Mittelfristziele für 2026 werden bestätigt. Die Nachfrage nach Wohnraum sei langfristig intakt und hoch, dazu käme die aufgestaute ordentliche Neubauaktivität und Bestandesrenovationen sowie zusätzlich energetische Umbauten von Wohnraum zur CO2-Einsparung. (awp/mc/ps)

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