Aryzta kämpft in Nordamerika mit Profitabilitätsproblemen

Aryzta kämpft in Nordamerika mit Profitabilitätsproblemen
(Foto: Aryzta)

Zürich – Der Backwarenkonzern Aryzta kämpft weiter mit Problemen in der Region Nordamerika. Dort muss Aryzta nun bei den Profitabilitätszielen zurückrudern. Abschreibungen dafür sowie für Firmenverkäufe drückten den Konzern tief in die roten Zahlen.

Bereits angekündigt hatte Aryzta, dass der Umsatz vor allem in Nordamerika in der ersten Jahreshälfte des Geschäftsjahres 2019/20 weiter schwinden dürfte. Und so kam es auch: Von August bis Januar setzte Aryzta insgesamt 1,66 Milliarden Euro um, das sind 3,2 Prozent weniger als im Vorjahreshalbjahr, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.. Organisch – also Wechselkursveränderungen und Zu- sowie Verkäufe herausgerechnet – betrug das Minus 2,5 Prozent, gleichmässig verteilt über beide Quartale.

Der Rückgang sei im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, sagte Konzernchef Kevin Toland in einer Telefonkonferenz. «Wir machen Fortschritte – auch wenn die Situation in Nordamerika klar herausfordernd bleibt.» Dort verlangsamte sich der Rückgang im zweiten Quartal auf 4,5 von 6,1 Prozent zu Jahresbeginn. Die Entwicklung solle sich in der zweiten Jahreshälfte fortlaufend verbessern, so dass im Schlussquartal wieder ein Wachstum in der Region erwartet werde.

Bremsspuren verzeichnete Aryzta aber auch in Europa. Dort ging es im zweiten Quartal um 3,0 Prozent nach unten, nach 0,9 Prozent im ersten. Grund dafür war das Insourcing eines Kunden in Deutschland. Dies sei nun aber abgeschlossen, sagte Toland. Die Finanzgemeinde hatte insgesamt mit einem etwas geringeren Umsatzrückgang gerechnet. Besonders der Rückgang in Europa erwischte die Analysten auf dem falschen Fuss.

Profitabilität unter Druck
Der rückläufige Umsatz schlug sich auch in der Profitabilität nieder. In Nordamerika brach der bereinigte Betriebsgewinn (EBITDA) wegen den Einbussen sowie Kosten infolge von Restrukturierungen um knapp 23 Prozent ein. Auf Gruppenebene sank er um 6,3 Prozent. Aufgefangen wurde dieser Verlust aber durch eine Änderung in der Rechnungslegung (IFRS 16). Nach diesen Änderungen erhöhte sich das Betriebsergebnis um 12 Prozent auf 169,8 Millionen Euro bei einer Marge von 10,3 Prozent.

Die Region Nordamerika dürfte für die Profitabilität der Gruppe vorläufig ein Bremsklotz bleiben. Eigentlich peilt Aryzta nämlich eine Marge zwischen 12 bis 14 Prozent an. Sowohl Europa als auch der Rest der Welt erfüllen diese Vorgabe. Nordamerika dagegen dürfte vorerst nicht über eine hohe einstellige Marge hinauskommen, wie das Unternehmen nun ankündigte. Das Gruppenziel werde daher kurz- bis mittelfristig nicht erreicht, sagte Toland. «Aber wir kommen dahin.»

Aufgrund der Ertragsprobleme in Nordamerika tätigte Aryzta auch einen Abschreiber von 437 Millionen auf den Goodwill in der Region. Dazu kamen weitere Wertberichtigungen auf die Verkäufe von Picard, einer Geschäftseinheit in Grossbritannien sowie zum Verkauf stehenden Grossbäckereien in den USA.

Das drückte Aryzta unter dem Strich tief in die roten Zahlen. Nach dem Rechnungslegungsstandard IFRS wies das Unternehmen einen Verlust von knapp 900 Millionen Euro aus – nach 4,3 Millionen Euro in der Vorjahresperiode. Um die Abschreiber sowie Restrukturierungskosten bereinigt resultierte ein Gewinn von 34,4 Millionen Euro – rund 13 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode, wobei auch die Umstellung auf IFRS 16 belastete.

Ausblick bestätigt
Dennoch bestätigte Aryzta am Freitag den Ausblick für das Gesamtjahr und stellt weiterhin eine Verbesserung des EBITDA in Aussicht – vorausgesetzt, das Coronavirus macht dem Backwarenkonzern hier keinen Strich durch die Rechnung. Es sei noch zu früh, um die materiellen Folgen des Virus abzuschätzen, sagte Aryzta-Chef Toland. Das hänge davon ab, wie lange die Situation anhalte. Man befolge die Richtlinien der lokalen Behörden und arbeite mit den Kunden und Partnern, um die Lieferketten sicherzustellen.

Analysten nahmen das Jahresergebnis gemischt auf: Das Management sei offensichtlich nicht fähig, den Betrieb in Nordamerika zu stabilisieren, hiess es etwa bei Baader Helvea. Und Vontobel bekräftigte frühere Befürchtungen, das Unternehmen verfüge nicht über die richtigen Tools, um seine tatsächliche Leistung zu messen.

Immerhin sei der Ausblick bestätigt worden, meinte auch die UBS. Und auch die ZKB kann den Zahlen etwas Positives abgewinnen: Die Nettoverschuldung sei auf den tiefsten Stand seit 2013 gefallen. Und die grossen Turnaroundrisiken würden angesichts der tiefen Bewertung gut entschädigt.

Aryzta-Aktien kosteten zu Handelsschluss 69 Rappen. Im Vergleich zum Vortageskurs ist das zwar ein Plus von 5,47 Prozent. Allerdings ist das immer noch weit entfernt von dem Anfang Januar erreichten Jahreshoch von 1,10 Franken. (awp/mc/ps)

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