Aufhebung des Mindestkurses brockt Coop Umsatzrückgang ein

Aufhebung des Mindestkurses brockt Coop Umsatzrückgang ein
(Copyright: Coop)

Trotz höherer Kundenfrequenz in den Supermärkten muss Coop 2015 einen Umsatzverlust hinnehmen. (Copyright: Coop)

Zürich – Der starke Franken nagt an den Umsätzen von Coop. Preisabschläge und Währungseffekte machten den Supermärkten und dem Grosshandel zu schaffen. Insgesamt büsste der Detailhandelsriese im vergangenen Jahr 4,6% an Umsatz ein. Online hingegen kletterten die Umsätze in die Höhe.

Es war ein schwieriges Jahr für den ganzen Detailhandel. Auch Coop musste Federn lassen, der Gruppenumsatz schrumpfte um 4,6% auf 25,9 Mrd CHF, wie aus einer Mitteilung vom Mittwoch hervorgeht. Der Detailhandelsumsatz ohne Brenn- und Treibstoffe ging um 1,2% zurück. Doch während die Läden von Coop Einbussen erlitten, steigerten die Onlineshops von Coop ihre Umsätze.

Zwar tragen die Gross- und Detailhandelsverkäufe online mit Einnahmen von insgesamt 1,2 Mrd CHF nur knapp 5% zum Gruppenumsatz bei. Aber die Erlöse steigen stark.

coop@home legt 5,5% zu
Die Einkäufe auf den 23 Onlineshops des Detailhandels, die zu Coop gehören, legten um 14% auf 511 Mio CHF zu. So wuchs der Umsatz des Online-Supermarktes Coop@home um 5,5% auf 120 Mio CHF. Am Montag hatte auch bereits das Migros-Pendant von Coop@home, LeShop, Umsatzzahlen veröffentlicht. LeShop legte um 6,6% auf 176 Mio CHF zu und bleibt dem Coop-Online-Lebensmittelshop damit voraus. Da der Onlinemarkt auch in Zukunft Wachstum verspricht, dürften auch Dritte den Konkurrenzkampf künftig noch anheizen.

Gerade im Lebensmittelverkauf bleibt für die Coop-Gruppe der stationäre Handel aber zentral. 2015 kamen 19 neue Supermärkte hinzu, damit gibt es insgesamt 856. Im Gegensatz zum Nonfood-Markt zeigt sich der Lebensmittelhandel auch robuster gegenüber der Auswirkungen des starken Frankens.

Haushaltselektronik unter Druck
Beim schrumpfenden Markt für Haushaltselektrogeräte hingegen scheint der Onlinehandel den Läden immer mehr den Rang abzulaufen. Beim Elektronikhändler Fust schloss Coop vier Filialen, bei Interdiscount sechs Filialen. Die Umsätze von Interdiscount und Microspot gemeinsam sackten um 3,9% ab, wobei sich Preissenkungen um 6,6% auswirkten. Noch stärker wäre die Einbusse ohne Microspot: Der Onlinehändler setzte trotz tieferen Preisen mit 172 Mio CHF satte 17,8% mehr um.

Aber nicht nur bei den Elektrogeräten musste Coop Einbussen hinnehmen. Der Wegfall des Euro-CHF-Mindestkurses und die damit verbundene Aufwertung der Schweizer gegenüber der europäischen Währung machten dem Detailhandelsriesen mittels Preis- und Umrechnungseffekten einen Strich durch die Rechnung.

Umsatzeinbussen wegen Frankenstärke
Einerseits musste der Detailhändler in seinen Supermärkten die Preise senken, um gegenüber der Konkurrenz im nahen Ausland wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Preisabschläge gelten schweizweit sowohl im Laden als auch online. Ihre Höhe beziffert Coop auf rund 200 Mio CHF. Dadurch schrumpfte der Umsatz in den Supermärkten um 1,3% auf 10,5 Mrd CHF – auch wenn die Kunden laut Coop zahlreicher in die Läden strömten. Durchschnittlich bediente Coop täglich 2,4% mehr Kunden als im Vorjahr. Real – also in Mengen gerechnet – kauften die Kunden aber etwa gleich viel wie 2014.

Andererseits sind die Umsätze, die Coop mit der Belieferung von Unternehmen in Deutschland, Frankreich, Polen und Russland erzielte, in Franken gerechnet weniger wert. Der gesamte Geschäftsbereich Grosshandel und Produktion, zu dem die Transgourmet-Gruppe gehört, fuhr ein Umsatzminus von 5,2% ein. Währungsbereinigt hingegen wäre der Umsatz laut Coop um 3,8% gestiegen.

Coop zeigt sich zufrieden
Profitieren konnte Coop von einer erhöhten Nachfrage nach nachhaltigen Produkten. Der Nettoumsatz mit Nachhaltigkeits-Eigenmarken und -Gütesiegeln wuchs um 3,4% auf 2,3 Mrd CHF. Auch die Coop-Apotheken Vitality setzten ihren Wachstumskurs fort.

Ohne Währungs- und Preiseffekte wäre die Coop-Gruppe alles in allem um 1,4% gewachsen, wie es in der Mitteilung des Detailhandelsriesen heisst. Die Coop-Food- und Non-Food-Formate hätten sich in dem anspruchsvollen Umfeld gut behaupten und ihre Marktanteile weitgehend ausbauen können, schreibt der Detailhandelsriese, der am 23. Februar seine Gewinnzahlen veröffentlicht.

Ob Coop tatsächlich Marktanteile gewinnen konnte, oder nicht, lässt sich anhand der bisher vorliegenden Daten noch nicht abschliessend beurteilen, wie Patricia Feubli, Autorin einer Credit-Suisse-Studie zum Detailhandel, auf Anfrage sagt. Die am Vortag veröffentlichte Studie schätzt den Umsatzrückgang im Lebensmittel- und lebensmittelnahen Detailhandel – also dem Geschäft in den Supermärkten – auf 0,4% für 2015. (awp/mc/pg)

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