Auftritt des neuen Nestlé-Chefs kommt gut an – nun sind Taten gefragt

Zürich – Der neue Nestlé-Chef Philipp Navratil hat nach Einschätzung mehrerer Analystenhäuser bei seinem ersten grossen Auftritt einen überzeugenden Eindruck hinterlassen. Nach dem guten Start habe er aber noch viel Arbeit vor sich.
Er habe glaubwürdig, offen und mit spürbarem Veränderungswillen agiert, hiess es in ersten Reaktionen von Analysten am Freitag im Anschluss an die Zahlen vom Vortag.
Dabei zielen die Experten vor allem auf Navratils Wortwahl ab. Er habe «die richtigen Töne» gefunden, attestierte JPMorgan. Der Manager habe transparent kommuniziert, Tempo eingefordert und eine Kultur betont, die Leistung stärker belohnt. Die Experten bewerteten auch seine Offenheit, Schwächen im Marketing einzuräumen und Verbesserungen anzukündigen, positiv.
Für die Grossbank UBS versprühte der neue CEO derweil Zuversicht. Navratil habe betont, Nestlé verfüge über die «richtigen Leader», wolle die Unternehmenskultur aber stärker auf Resultate ausrichten.
Unter Navratil habe sich der Ton im Konzern in Richtung mehr Agilität und Transparenz verschoben, bilanzierte Jefferies. Die angekündigten Kostensenkungen und der entschlossene Führungsstil würden seine Entschlossenheit unterstreichen, Nestlé wettbewerbsfähiger zu machen.
Tatbeweis steht noch aus
Kepler sah den neuen CEO als «offen und handlungsorientiert». Navratil habe klargemacht, dass Marktanteilsverluste «inakzeptabel» seien und der Konzern schneller werden müsse. Der Personalabbau sei ein Signal des Ernstes. Sein Auftritt sei gelungen, doch müsse er die angedeutete Entschlossenheit nun auch «mit Überzeugung und Konsistenz» umsetzen.
«Ein guter Start, aber noch viel Arbeit», bilanzierte Barclays nach Navratils erstem öffentlichen Auftritt als Konzernchef. Dieser müsse nun aber zeigen, wie Nestlé tatsächlich schneller wachse. Zwar seien neue Einsparungen hilfreich, doch bislang nur begrenzt; insbesondere bleibe das US-Geschäft schwach.
Nach Jahren schwacher Aktienentwicklung ist Navratil bereits der dritte CEO in weniger als 18 Monaten. Die am Donnerstag von Nestlé vorgelegten positiven Wachstumszahlen gingen noch auf das Konto von Navratils Vorgänger Laurent Freixe. Die Analysten setzen trotzdem grosse Hoffnungen in einen klaren Neuanfang. Entscheidend werde sein, ob es Navratil gelinge, die angekündigten Veränderungen nachhaltig umzusetzen, hiess es. (awp/mc/pg)