Aussenhandel: Exporte weiterhin im Abwärtssog

Bern – Im Mai 2012 gingen die Exporte sichtbar und die Importe leicht zurück. Auch bereinigt – der Mai zählte einen Arbeitstag weniger als der Vorjahresmonat – blieben die Exporte im Minus, während die Importe zunahmen. Die Handelsbilanz wies einen Überschuss von 2,5 Mrd. Fr. auf, wie die Eidg. Zollverwaltung (EZV) am Donnerstag in einer Mitteilung schreibt.

Mit Ausnahme der Uhrenindustrie (+ 16 %; + 266 Mio. Fr.) lagen die Ergebnisse aller Exportbranchen im Mai in der Minuszone und zugleich hinter den Resultaten im bisherigen Jahresverlauf. Am härtesten traf der Rückgang die Papier- und Grafischen Industrie, deren Auslandumsatz gleich um einen Viertel einbrach.

Ausfuhren von Textilmaschinen brechen um 36% ein
Ebenfalls markant reduzierten sich die Lieferungen der Metallindustrie (Eisen und Stahl: – 28 %) sowie der Maschinen- und Elektronikindustrie. Letztere wies in fast allen Sparten einen Absatzrückgang aus. Besonders deutlich sanken aber die Ausfuhren von Textilmaschinen (- 36 %) sowie Maschinen für die Papier- und Grafische Industrie (- 27 %). Um einen Achtel nahmen die Exporte von elektrischen und elektronischen Artikeln ab. Positiv fielen namentlich die Kraftmaschinen mit einer Steigerung um 57 % auf.  Während die Exporte von Präzisionsinstrumenten um 7 % sanken, verringerten sich jene der Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie der Chemisch-Pharmazeutischen Industrie um 4 bzw. 5 %. Letztere musste bei den umsatzstarken Sparten Medikamente und Immunologische Produkte eine Einbusse von 7 bzw. 9 % hinnehmen.

EU: eine Milliarde Franken weniger  
Die Entwicklung nach Kontinenten war zweigeteilt, wobei die Spannweite von – 12 % (Lateinamerika; Mexiko: – 20 %) hin zu + 19 % (Afrika) reichte. Deutlich rückläufig war dabei der Absatz auf dem Hauptmarkt, der EU (- 10 %). Das Minus traf nahezu alle EU-Länder, namentlich aber Ungarn, Spanien, Griechenland und Polen, wohin zwischen 22 und 27 % weniger geliefert werden konnte. Aber auch die Ausfuhren nach Italien und Österreich reduzierten sich überdurchschnittlich kräftig (je – 13 %). Die Verkäufe nach Asien sanken insgesamt um 4 %. Zwar wuchsen hier die Exporte nach Saudi-Arabien um die Hälfte und jene nach Hongkong sowie Taiwan um je einen Viertel, dafür sanken die Ausfuhren nach China (- 22 %), Japan (- 15 %) und Indien (- 11%). Dagegen stiegen die Exporte nach Nordamerika um 8 % (Kanada: + 12 %; USA: + 7 %). Die Lieferungen nach Ozeanien erhöhten sich um 5 % (Australien: + 1 %).

Importe im Mai 2012 nach Waren und Ländern: Arzneiwaren „dopen“ Konsumgüter   
Facettenreich zeigte sich die Entwicklung nach den einzelnen Warengruppen. So reichte die Bandbreite von – 12 % (Rohstoffen und Halbfabrikaten) hin zu + 13 % (Energieträger). Bei den Rohstoffen und Halbfabrikaten wiesen nahezu alle Subgruppen ein Minus auf. Um einen Fünftel reduzierten sich die Importe von Metallen, während jene von elektrischen und elektronischen Artikeln um 13 % sanken. Bei beiden Sparten war der Rückgang teilweise preisbedingt. Die Zufuhren der grössten Subgruppe, der Chemikalien, nahmen um 9 % ab.

Auch im Bereich der Investitionsgüter traf der Nachfragerückgang eine breite Güterpalette. Um 18 % verringerten sich die Importe von Fabrikationsmaschinen, während jene von Krafterzeugungsmaschinen um einen Siebtel abnahmen. Die Bezüge von Maschinen und Geräten für die Gebäudeausstattung sanken um einen Zehntel. Dagegen legten die Importe von Konsumgütern bemerkenswert zu. Der Anstieg basierte vor allem auf den kräftigen Mehreinfuhren von Arzneiwaren (+ 22 % bzw. + 451 Mio. Fr.). Die Importe von Unterhaltungselektronik erhöhten sich um 9 % und jene von Personenautos um 8 % (Stück: + 8 %). Dagegen sanken die Bezüge von Wohnungseinrichtungen um 9 % sowie jene von Nahrungs- und Genussmitteln um 6 %.

Erdöl: Libyen verdrängt Kasachstan   
Abgesehen von Lateinamerika (- 14 %) und Europa (EU: – 5 %) wiesen die Importe der übrigen Kontinente ein Plus auf. In der EU waren namentlich die Einfuhren aus den Niederlanden (- 24 %) und Belgien (- 20 %) deutlich rückläufig, wogegen jene aus Spanien, dem Vereinigten Königreich und Irland zwischen 21 und 24 % zulegten. Derweil wuchsen die Warenbezüge aus Afrika (Erdöl aus Libyen; + 110 Mio. Fr.) auf fast das Dreifache. Die Einfuhren aus Asien erhöhten sich um 18 %, vor allem dank den um mehr als die Hälfte gestiegenen Importen aus China und Hongkong. Dafür kamen die Einfuhren aus Kasachstan innert Jahresfrist fast vollständig zum Erliegen (Erdöl; – 155 Mio. Fr.). Um einen Sechstel expandierten die Importe aus Nordamerika (USA: + 18 %).

Konjunkturelle Entwicklung  
Im Mai 2012 betrugen die Exporte 17,5 Mrd. Fr. Saisonbereinigt (Vormonatsvergleich) wiesen die Exporte nach zwei negativen Vormonaten im Mai ein Plus auf – dennoch neigt die Tendenz insgesamt abwärts. Die Preise der exportierten Güter sanken innert Jahresfrist um 1,9 %. Ohne die Pharmasparte blieben die Preise unverändert (real: – 5,6 %). Die Importe beliefen sich auf 15,0 Mrd. Fr. Nach zwei Vormonaten im Plus stagnierten die Importe saisonbereinigt. Insgesamt tendiert die Importentwicklung damit verhalten positiv. Die Preise der eingeführten Waren erhöhten sich um 1,0 %. Auch importseitig blieben die Preise ohne die Pharmazeutika praktisch unverändert (real: – 0,9 %). (EZV/mc/ps)

 

 

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