Axpo mit Jahresverlust von 1 Mrd CHF

Axpo mit Jahresverlust von 1 Mrd CHF
Axpo-CEO Andrew Walo.

Axpo-CEO Andrew Walo.

Baden – Der Energiekonzern Axpo ist gebeutelt von den anhaltend tiefen Strompreisen am Grosshandelsmarkt sowie von der Frankenstärke. Erneute Wertberichtigungen auf den Kraftwerkspark führten für das Geschäftsjahr 2014/15 zu einem Verlust in Milliardenhöhe. Hauptaugenmerk liegt daher auf der Sicherung der Kapitalmarktfähigkeit sowie der Rückkehr zu Rentabilität.

Im per Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr erlitt Axpo einen noch höheren Verlust als im Vorjahr. Bereits Mitte September hatte der Energieversorger für das abgelaufene Jahr negative Sondereinflüsse in Milliardenhöhe angekündigt. Die notwendig gewordenen Wertberichtigungen und Rückstellungen auf den Kraftwerkspark und bei Energiebezugsverträgen beliefen sich auf 1,3 Mrd CHF, teilt das Unternehmen nun am Freitag mit.

Der grösste Teil sei auf den währungsbedingten Umsatzrückgang zurückzuführen. Auch die Schweizer Energiekonzerne müssen ihren Strom nämlich am europäischen Grosshandelsmarkt in Euro verkaufen. Mengenmässig stieg im Vergleich zum Vorjahr der Stromabsatz um knapp ein Fünftel auf 81’160 Mio Kilowattstunden (kWh), und der Gasabsatz legte gar um mehr als Zweidrittel auf 18’911 Mio kWh zu. Die Gesamtleistung des Konzerns sank im Berichtsjahr jedoch um 13% auf 5,9 Mrd CHF.

Weiterer Preisrückgang möglich
Mit den negativen Sondereinflüssen resultierte ein EBIT von -929 Mio nach -838 Mio, und am Ende blieb ein Verlust von 990 Mio nach -730 Mio im Vorjahr. Darüber hinaus reduzierte sich der Geldfluss aus Geschäftstätigkeit auf 461 Mio von 765 Mio CHF. Die Nettoinvestitionen beliefen sich im Geschäftsjahr auf 699 Mio, sodass ein negativer Free Cash Flow von 238 Mio CHF entstand.

Wie bereits im Vorjahr wird der Verwaltungsrat der Generalversammlung vorschlagen, keine Dividende an die Kantone auszuschütten. Die Aktien der Axpo-Gruppe befinden sich zu 100% in der Hand der Nordostschweizer Kantone beziehungsweise der Kantonswerke.

Das Unternehmen geht davon aus, dass das tiefe Strompreisniveau auch «in den nächsten Jahren» anhalten werde. Selbst ein weiterer Preisrückgang sei nicht auszuschliessen, heisst es. Oberstes strategisches Ziel bleibt angesichts des «herausfordernden Marktumfelds» daher weiterhin «die nachhaltige Sicherung der Liquidität und Kapitalmarktfähigkeit sowie die Steigerung der Rentabilität».

Der Stromversoger will sein «grosses Produktionsportfolio» besser gegen Risiken schützen: Einerseits solle der Kraftwerkpark verkleinert werden und andererseits Ertragsquellen aufgebaut, die nicht dem Strompreis-Risiko ausgesetzt sind. Ausserdem sollen ab dem Geschäftsjahr 2016/17 konzernübergreifend jährlich wiederkehrend 200 Mio CHF eingespart werden.

Zur Erschliessung neuer Ertragsmöglichkeiten zählt etwa der Einstieg beim portugiesischen Energieversorger Goldenergy, an dem Axpo Iberia neu 25% hält. Auch in Italien sei der Energieabsatz signifikant gesteigert worden.

Grossprojekte
Das Origination-Geschäft soll ebenso – vor allem im Segment der kleinen und mittleren Kunden und im Windbereich – weiter ausgebaut werden. Mittlerweile sei man in über 25 europäischen Ländern vor Ort vertreten und in 35 Märkten aktiv. Mit dem geplanten Einstieg in den USA zum Jahreswechsel soll sich die Abhängigkeit vom europäischen Strommarkt und vom Euro-Wechselkurs reduzieren. Origination umfasst individuelle, längerfristige Lösungen im Energiehandel (Beschaffung und Vertrieb). Axpo vermarktet für Kunden über Tochtergesellschaften Energie.

Deutlich gewachsen ist im Berichtsjahr das Portfolio an erneuerbaren Energien mit dem Kauf des Windparkentwicklers Volkswind GmbH sowie der Inbetriebnahme von Global Tech I – ein Offshore-Windpark mit 80 Anlagen vor der Nordseeküste, an dem Axpo nicht ganz ein Viertel hält.

Weitere Grossprojekte sind das Pumpspeicherwerk Limmern in den Glarner Alpen (die erste von vier Maschinengruppen soll 2015 ans Netz) sowie die Erdgas-Pipeline Trans Adriatic Pipeline (TAP), die von der Westgrenze der Türkei über Griechenland und Albanien durch die Adria nach Italien führen soll. Erste Vorbereitungsarbeiten für den Bau wurden in Albanien gestartet; die Lieferaufnahme ist für 2020 vorgesehen. Axpo besitzt 5% an TAP. (awp/mc/upd/ps)

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