Ruhe vor dem Sturm – Omikron-Variante birgt Unsicherheiten

Ruhe vor dem Sturm – Omikron-Variante birgt Unsicherheiten
(Bild: Adobe Stock)

Bern – Die Corona-Fallzahlen gehen derzeit langsam zurück. Doch wegen der Omikron-Variante ist laut BAG eher von der Ruhe vor einem weiteren Sturm auszugehen. Neu wird Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus allen Personen über 16 Jahre vier Monate nach der zweiten Impfdosis empfohlen. Weitere Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie werden überprüft.

Zwar zeichne sich momentan eine Trendwende ab, sagte Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag vor den Medien in Bern. Bei hohen Fallzahlen habe sich die Zunahmegeschwindigkeit deutlich verlangsamt. Der Trend zeige sich auch bei den Spitaleintritten.

Wegen der vermuteten Eigenschaften der Omikron-Variante gehe man aber davon aus, «dass die neue Variante sich sehr rasch ausbreiten wird und die Fallzahlen anziehen werden». So würden viele Infizierte in kurzer Zeit erwartet. Derzeit seien zehn bis zwanzig Prozent der Fälle auf die Omikron-Variante zurückzuführen.

Mathys erwartet eine Verdoppelung der Zahl der Omikron-Fälle alle drei bis vier Tage – wie dies in Dänemark oder Grossbritannien zu sehen sei. Spätestens ab Januar werde die hochansteckende Omikron-Variante dominant werden und die bisher vorherrschende Delta-Variante in der Häufigkeit abgelöst haben.

Laut Mathys ist es «gut möglich», dass deshalb weitere Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ergriffen werden müssen. Aufgrund der erwarteten Omikron-Welle würden sämtliche Massnahmen überprüft.

Mehr Intensivpatienten erwartet
Verglichen mit dem Ausland habe die Schweiz eine der höchsten Inzidenzen. Und über ein Drittel der Personen in Schweizer Intensivstationen seien Covid-Patienten. Die Zahl der Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen der Spitäler werde voraussichtlich noch ansteigen. Er rechnet mit bis zu 350 Covid-Patientinnen und -Patienten schweizweit auf Intensivstationen.

Laut Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte (VKS), sind die Spitäler in der Schweiz stark belastet. Verlegungen seien aber nach wie vor möglich, Verschiebungen von Wahleingriffen fänden nicht flächendeckend statt.

Booster bereits nach vier Monaten
Am Dienstag empfahl die Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif) die Auffrischungsimpfung – oder Booster – gegen das Coronavirus vier statt sechs Monate nach der zweiten Impfdosis. Daten zeigten, dass eine Auffrischungsimpfung den Schutz vor einer Infektion durch Omikron stark verbessern könne.

Ekif-Präsident Christoph Berger rechtfertigte sich vor den Medien dafür, die Empfehlungen für die Auffrischungsimpfung nicht bereits früher geändert zu haben. Dies hat seiner Ansicht nach nicht zur Folge, dass die Omikron-Welle nun grösser wird. Berger warnte jedoch vor mehr Corona-bedingten Todesfälle wegen der neuen Omikron-Variante, da diese doppelt so ansteckend wie die bisher in der Schweiz vorherrschende Delta-Variante sei.

Laut Hauri soll das Boostern bis Ende Februar für alle, die das wollen möglich sein. Dieses Versprechen dürfte die Mehrheit der Kantone halten. Hauri sprach von einer «sportlichen Zeitrechnung».

Die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und – direktoren (GDK) ist der Ansicht, dass die Kantone in der Lage seien, sich der «überraschend schnellen» Verkürzung der Wartezeit für den Booster anzupassen. Diese werde auch von den Kantonen als notwendig erachtet angesichts der sehr schnellen Ausbreitung der Omikron-Variante. Die Impfkapazitäten würden daher umgehend und so schnell wie möglich angepasst, hiess es bei der GDK auf Anfrage.

Die Schweizer Armee mobilisiert derweil Teile des Spitalbataillons 2 für den Assistenzdienst Corona. Nach Weihnachten stehen dem Gesundheitswesen somit 120 zusätzliche Armeeangehörige im Kampf gegen die Corona-Pandemie zur Verfügung.

Moderna will Zusammenarbeit vertiefen
Die Impfstoff-Produzentin Moderna möchte ihre Zusammenarbeit mit der Schweiz vertiefen. Im Blickpunkt laufender Verhandlungen stehe ein Impf-Abo mit garantierter Mengenabnahme durch die Schweiz, sagte Moderna-Chef Stephane Bancel in einem Interview mit den Tamedia-Titeln.

Geimpfte in der Schweiz sollten schnell einen Booster, eine Auffrischimpfung, bekommen, rät Bancel in dem Interview. Damit seien die Geimpften auch gut gegen Spitaleinweisung und schwere Krankheitsverläufe nach einer Ansteckung durch die Omikron-Variante geschützt. Gleichzeitig arbeite Moderna an einem angepassten Impfstoff.

8167 neue Ansteckungen
In der Schweiz und in Liechtenstein wurden dem BAG am Dienstag innerhalb von 24 Stunden 8167 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet. Gleichzeitig registrierte das BAG 32 neue Todesfälle und 152 Spitaleintritte. Diese nahmen im Vergleich zur Vorwoche um 1,9 Prozent ab.

Die Auslastung der Intensivstationen in den Spitälern beträgt zurzeit 78,8 Prozent. 36,5 Prozent der verfügbaren Betten werden von Covid-19-Patienten belegt.

Auf 100’000 Einwohnerinnen und Einwohner wurden in den vergangenen zwei Wochen 1356,94 laborbestätigte Coronavirus-Ansteckungen gemeldet. Die Reproduktionszahl R, die angibt, wie viele Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt, lag vor rund zehn Tagen bei 0,99. (awp/mc/pg)

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