«BaZ» verliert im Wirbel um Besitzverhältnisse 1000 Abos

«BaZ» verliert im Wirbel um Besitzverhältnisse 1000 Abos

«Der Zweck heiligt die Mittel»: Christoph Blocher.

Basel – Die «Basler Zeitung» («BaZ») kommt auch nach dem jüngsten Besitzerwechsel nicht zur Ruhe: Am Samstag haben in Basel mehrere hundert Personen gegen die «Blocher-Tettamanti-BaZ» protestiert. Viele Leserinnen und Leser kehren der Zeitung den Rücken. Letzte Woche habe die «BaZ» über tausend Abonnenten verloren. Das sei brutal, sagte der umstrittene «BaZ»-Chefredaktor Markus Somm in einem Interview mit dem «Sonntagsblick». Er möchte jeden einzelnen Abonnenten zurückgewinnen, was aber sehr schwierig werde.

Dass sich Abonnenten veräppelt fühlen, könne er verstehen, sagte Somm weiter. Schon in der Samstagausgabe der «BaZ» hatte er es als Fehler bezeichnet, das Christoph Blocher sein Engagement bei der Zeitung nicht offen erklärt habe. «Dass er, dazu befragt, irreführende Antworten gab, werden ihm viele nie verzeihen», schrieb Somm.

Blocher: «Zweck heiligt die Mittel»
Blocher seinerseits erklärte dazu in der «SonntagsZeitung», dass der Zweck im Fall «BaZ» die Mittel geheiligt habe. Ihm sei es darum gegangen, die «BaZ» als eine der wenigen noch unabhängigen Zeitungen nicht auch noch in einem der Grossverlage versinken zu lassen. Er habe alles getan, was er konnte, ohne die Zeitung selbst zu kaufen. Wenn er die Zeitung gekauft hätte, wäre es erst richtig losgegangen, sagte der alt Bundesrat, der wieder dem Nationalrat angehört. Blocher sprach dabei von einer «eigentlichen Hexenjagd», die ihn an böse Zeiten erinnere: «Kauft nicht bei Blocher.»

Auch wenn die «BaZ» nach dem Rückzug von Moritz Suter Mitte Woche von Blochers Tochter Rahel an Tito Tettamanti verkauft wurde, ist der SVP-Chefstratege und Milliardär über eine Defizitgarantie nach wie vor involviert. Diese Garantie habe er gebraucht, sagte Tito Tettamanti der Zeitung «Sonntag». Das Risiko für die Druckerei wolle er nicht übernehmen, so der Tessiner Financier.

Furcht vor rechtskonservativer Presse
Dass es jenen, die heute bei der «BaZ» das Sagen haben, um die Meinungsvielfalt geht, wurde an der unerwartet gut besuchten Kundgebung vom Samstag auf dem Basler Theaterplatz in diversen Voten bezweifelt. Befürchtet wurde vielmehr, dass von Basel aus eine rechtskonservative Presse aufgebaut werden soll. Zu der auch von SP und Grünen unterstützten Kundgebung aufgerufen hatte die Bewegung «Rettet Basel!». Entstanden war diese letztes Jahr, als das umstrittene «BaZ»-Beratermandat von Blochers Robinvest publik wurde. Nach Überzeugung von «Rettet Basel!» verfolgt Blocher mit seiner Defizitgarantie nach wie vor seine nationale Medienstrategie.

Scharf kritisiert wurde an der Kundgebung auch Chefredaktor Somm, der mit seinen Leitartikeln oft Teil der Leserschaft vor den Kopf stösst. Somm gefalle sich darin, gegen Andersdenkende zu hetzen und den geistigen Boden zu bereiten für soziale Ausgrenzung, ökologische Verantwortungslosigkeit und die Beschneidung von Grundrechten, warf «Rettet Basel!»dem Chefredaktor vor.

Kein Parteiblatt sondern Forumszeitung
Die Ausrichtung der «BaZ» war am Samstag auch in der Zeitung selbst thematisiert worden. Filippo Leutenegger bekräftigte als neuer Verwaltungsratspräsident der «BaZ»-Holding, dass die «BaZ» eine Forumszeitung bleiben solle. Eine rechtes Blatt habe so wenig Platz wie ein linkes, sagte der Zürcher FDP-Nationalrat in einem Interview mit «seiner» Zeitung. Chefredaktor Somm seinerseits schrieb, dass die «BaZ» kein Parteiblatt sei und es auch nie werde. Er selbst habe noch nie einen Artikel aus politischen Gründen zensuriert. In der Redaktion dürfe jeder mit den besten Argumenten für seinen Standpunkt kämpfen, müsse dies aber den Kollegen mitsamt auch dem Chefredaktor zugestehen. (awp/mc/ps)

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