Behörden wollen mit ambitionierten Zielen Impfrückstand aufholen

Behörden wollen mit ambitionierten Zielen Impfrückstand aufholen
(Foto: Pixabay)

Bern – Lieferschwierigkeiten, Verteilungsprobleme, IT-Abstürze: Der Beginn der Impfaktion in der Schweiz war teilweise harzig. Nun setzen sich Bund und Kantone ambitionierte Ziele – und versprechen mehr Transparenz.

Gesundheitsminister Alain Berset wählte am Donnerstagabend nach einem Treffen mit Vertretern der Kantone deutliche Worte: «Die Kantone müssen bei den Impfungen vorwärtsmachen.» Viele Kantone seien zwar auf Kurs, es gebe aber weiterhin grosse regionale Unterschiede.

Zweimal wöchentlich offizielle Impfzahlen
Nach mehrmaliger Verschiebung des Termins versprach Berset nun, dass ab Freitag zwei Mal wöchentlich über die Impfzahlen in allen Kantonen informiert werde. Die Kantone hätten eine Meldepflicht. Ziel müsse es sein, die Impfkapazitäten schnellstmöglich zu erhöhen.

Ambitionierte Ziele
Ab Februar werde die Schweiz «mehr bis viel mehr» Impfdosen erhalten, sagte Berset. Dementsprechend müsse auch die Zahl der Impfungen erhöht werden. Das Ziel ist ambitioniert: Ab Februar sollen laut Berset in allen Kantonen täglich 525 Dosen pro 100’000 Einwohner verabreicht werden, dies an sieben Tagen pro Woche. Im Juni müsse die Impfkapazität dann drei Mal höher sein.

Es gebe auch Dinge, die ausserhalb des Einflussbereichs der Schweizer Behörden lägen. Berset erwähnte etwa die Lieferengpässe bei Pfizer/Biontech. Mit solchen Verzögerungen habe immer gerechnet werden müssen, trotzdem seien sie herausfordernd. Auch wegen solcher Probleme habe der Bund von Anfang an auf verschiedene Impfstoffe gesetzt.

«Wir wären gerne weiter»
Die Kantone versuchen derweil, den Ansprüchen der Bevölkerung bei den Impfungen gerecht zu werden. Lukas Engelberger, Präsident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), zeigte sich vor den Bundeshausmedien selbstkritisch. «Es war in der Anfangszeit schwierig, Fahrt aufzunehmen, wir wären gerne weiter im Prozess.»

Er habe Verständnis für die wachsende Ungeduld bei Menschen, die zur Risikogruppe gehören, und sich noch nicht haben impfen lassen können. «Die Kantone geben ihr Bestes», versicherte er. Die Impfaktion sei ein Mammutprojekt, das es im schweizerischen Gesundheitswesen seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben habe.

Erste Zweitimpfungen in einzelnen Kantonen
Positiv sei, dass in einzelnen Kantonen schon Zweitimpfungen verabreicht worden seien. Die Impfbereitschaft in der Bevölkerung sei hoch. «Wir müssen alles daran geben, den Impfwunsch zu erfüllen.»

Das unterschiedliche Tempo in den Kantonen erklärte Engelberger unter anderem mit dem kantonal geregelten Gesundheitswesen. Nicht alle Kantone seien gleich aufgestellt. «Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass nicht alle am selben Ort stehen.» Engelberger versicherte aber: «Alle haben die Dringlichkeit erkannt, alle leisten einen grossen Effort.»

Leichte Entspannung
Einsatz ist auch bei den Corona-Tests gefragt. Berset forderte die Kantone auf, ihre Bemühungen in diesem Bereich weiter zu verstärken. Es gebe noch immer Potenzial, mehr Leute zu testen – insbesondere an Altersheimen, an Schulen und bei asymptomatischen Personen. Momentan werden diese Tests nicht vom Bund finanziert.

Auch die Kontaktnachverfolgung muss laut Berset intensiviert werden. Diese sei entscheidend für die Situation, insbesondere aufgrund der Mutationen. Die Kantone müssten deswegen auch die Kontakte der Kontakte unter Quarantäne stellen, das bedeute einen Mehraufwand.

Was die epidemiologische Lage betrifft, zeigten sich die beiden Behördenvertreter zuversichtlicher als auch schon. Die Reproduktionszahl liege gesamtschweizerisch unter 1, sagte Berset. «Wir haben uns gegenseitig über die Feiertage geschützt.»

Die Auslastung der Intensivpflegeplätze bleibe zwar sehr hoch, jedoch nehme die Zahl der Covid-Patienten kontinuierlich ab, sagte Engelberger. Erste Spitäler nutzten die frei werdenden Kapazitäten wieder, um verschobene Operationen nachzuholen. (awp/mc/pg)

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