BIP im dritten Quartal mit einer schwarzen Null

BIP im dritten Quartal mit einer schwarzen Null

Bern – Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) hat im dritten Quartal, verglichen mit dem Vorquartal bei 0,0% stagniert. Die Ökonomen des Seco sehen dies als schwarze und nicht als rote Null. Als «Ausrutscher» oder «Kompensationseffekt» nach einem ausgesprochen starken 2. Quartal werteten das dritte Quartal übereinstimmend von der Nachrichtenagentur sda befragte Ökonomen.

Bereits das laufende 4. Quartal und der Beginn des nächsten Jahres werden wieder «verhaltenes Wachstum» zeigen, wie es beispielsweise Yngve Abrahamsen, Leiter Prognose bei der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich ausdrückt. Bei der UBS erwartet Ökonom Alessandro Bee, «dass wir in diesem Quartal wieder ein stärkeres Wachstum sehen».

Auch für Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) stehen die Zeichen eher gut, dass das BIP im nächsten Quartal «wieder positiv ausfallen kann» – die Schweizer Wirtschaft also wieder wächst.

Schwacher privater Konsum
Denn im dritten Quartal fällt eine Besonderheit auf. Das Wachstum wurde gedrückt von dem aussergewöhnlichen Zusammentreffen von schwachem Privatkonsum und rückläufigem Staatskonsum (-0,1%).

Der private Konsum, der immerhin für 50 bis 60% des gesamten BIP steht, wuchs im dritten Quartal insgesamt gerade mal um 0,1%. Dabei stiegen zwar die Ausgaben für Verkehr und Mobilität. Dem standen jedoch sinkende Ausgaben für Wohnen und Energie gegenüber.

Zudem entwickelten sich die Gesundheitsausgaben schwach. Abrahamsen von der KOF verweist darauf, dass gerade der Gesundheitssektor nicht dauerhaft schwach bleiben werde, vor allem dann nicht, wenn im Winter eine Grippewelle anrollen sollte.

Überrascht zeigte sich das Seco davon, dass weder aus dem Gesundheitswesen, noch aus dem Bereich Wohnen, noch aus dem Staatskonsum positive Impulse für das Wachstum kamen. Dieses unglückliche Zusammentreffen in einem Quartal interpretiert Scheidegger als «Ausrutscher»- ein Begriff, den im Übrigen auch die VP-Bank in ihrer Einschätzung gebraucht: «Das stagnierende Wachstum kann also möglicherweise unter die Rubrik «Ausrutscher» verbucht werden», schreibt Chefökonom Thomas Gitzel in einer Mitteilung.

Negativer Beitrag des Aussenhandels
Auf den ersten Blick besorgniserregend stimmt die Entwicklung der Handelsbilanz. So sind im Vergleich zum Vorquartal die Warenexporte inklusive Transithandel um 0,2% zurückgegangen, die Dienstleistungsexporte um 0,8%. Dem stand ein Plus bei Warenimporten von 0,2% gegenüber. Die Dienstleistungsimporte stagnierten bei Null.

Scheidegger vom Seco verweist in diesem Zusammenhang auf den Transithandel, der grundsätzlich volatil ist. Das ist ein Punkt, auf den auch die Konjunkturforscher von BAK Basel und die Ökonomin Nadia Gharbi von der Bank Pictet ihr Augenmerk legen. Gharbi betont, die Schweiz als kleine und offene Wirtschaft sei von Natur aus volatiler als die grossen Nachbarn.

Bei der BAK Basel heisst es, der negative Beitrag des Aussenhandels zum Wachstum resultiere vor allem aus dem volatilen Transithandel. Betrachtet man nämlich die Warenexporte ohne Transithandel, dann zeigen sich seit einem Jahr durchwegs positive Wachstumsraten.

Erholung vom Frankenschock
Scheidegger folgert daraus, dass sich die industriellen Warenexporte positiv entwickelten, «auch wenn sie stark von der Pharmaindustrie getrieben sind», schränkt er ein. «Die Erholung vom Frankenschock setzt sich fort», lautet sein Fazit.

Die BAK Basel sieht ebenfalls «einen nach dem Frankenschock wieder gefestigten Trend». Dafür sprächen die «soliden» Ausrüstungsinvestitionen (+0,5%) und die «dynamischen» Exporte der Schweizer Industrie (Warenexporte ohne Wertsachen und Transithandel +1,2%).

Vorausschauend gelte, schreibt denn auch die VP-Bank, «dass sich wichtige Frühindikatoren im Trend der vergangenen Monate erholen konnten». Auch Scheidegger vom Seco argumentiert, dass sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld der Exportnation Schweiz durchwegs verhalten positiv präsentiere: Europa und die USA wachsen derzeit wieder; und auch China hat sich gefangen. Hinzu kommen weitere positive Indikatoren, wie etwa der Einkaufsmanager-Index PMI für die Schweiz, der im November so hoch liegt, wie er sonst nur in Boomzeiten der Industrie erreicht wird. (awp/mc/upd/ps)

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