Bundesratsrücktritt: Ein Abgang à la Widmer-Schlumpf

Bundesratsrücktritt: Ein Abgang à la Widmer-Schlumpf

Eveline Widmer-Schlumpf, abtretende Bundesrätin. (Foto: Europa Forum Luzern)

Bern – Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf bleibt sich und ihrem Ruf als pragmatische Sachpolitikerin bis zum Ende treu: Vor Bekanntgabe ihres Rücktritts aus dem Bundesrat referierte sie noch über den Bundesratsentscheid zu Energie-Lenkungsabgaben.

«Es gibt nichts gratis», sagte sie vor versammelter Medienschar. Die Energiestrategie sei ein wichtiges Thema. «Ich weiss, solche wichtigen Dinge fallen bei Ihnen immer durch, und Sie konzentrieren sich auf die Kleidung oder die Frisur.»

Ins Detail ging sie bei den Energie-Lenkungsabgaben dann aber doch nicht. «Es gibt wahrscheinlich eine Frage, die Sie heute mehr interessiert», sagte sie – und sprach den Satz aus, auf den man gewartet hatte: «Ich scheide per Ende Jahr aus dem Bundesrat aus.»

Ferien waren im Eimer
In der Folge blickte Widmer-Schlumpf auf das Erreichte zurück, gelöst und mit Humor. Sie erwähnte nicht nur grosse Themen wie die UBS-Rettung oder die neuen Regeln für den Finanzplatz, sondern auch den Fall Tinner, der sie als Justizministerin beschäftigt hatte.

«Es mag sich niemand mehr daran erinnern, aber meine Ferien waren im Eimer damals», sagte sie. Auch an den Fall Polanski möge sich wohl niemand mehr erinnern, dieser habe sie über die Weihnachtsfeiertage beschäftigt.

«Es ist wie es ist»
Zur Übernahme internationaler Standards für die Banken – der schrittweisen Abschaffung des Bankgeheimnisses für ausländische Bankkunden – sagte Widmer-Schlumpf: «Wir haben das nicht getan, weil es uns speziell gut gefällt, sondern weil es einfach Realität ist, und weil man auch in der Schweiz lernen muss, mit der Realität zu leben.»

Ein Journalist wollte von der scheidenden Finanzministerin wissen, ob es sich gelohnt habe. Diese Frage stelle sie sich nie, sagte Widmer-Schlumpf. «Es ist einfach, wie es ist. Ich lebe so, dass ich etwas entscheide, dann schaue ich vorwärts.»

Stockmonoton und trocken
Nicht äussern mochte sie sich zu den Szenarien für ihre Nachfolge. «Ich habe zu allem eine Meinung, aber die muss ich nicht mehr veröffentlichen», sagte sie. Und: «Ich bin froh, jetzt können Sie sich auf jemand anderes konzentrieren als auf mich.»

Bis zum Ende ihrer Amtszeit werde sie noch komplizierte Vorlagen vertreten. Man werde dann wahrscheinlich wieder sagen, es sei «stockmonoton und trocken» gewesen. Das liege in der Natur der Themen. «Ich werde es trotzdem bringen und versuchen, es Ihnen zu erklären.»

Auf die Frage, was sich in den letzten acht Jahren verändert hatte, sagte Widmer-Schlumpf, das Klima sei aggressiver geworden. Auch die Medien haben sich aus ihre Sicht verändert. «Manchmal sind Entscheide von mir schon online, bevor ich sie gefällt habe.» (awp/mc/ps)

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