Clariant bleibt auf Konfrontationskurs mit Hauptaktionär

Clariant bleibt auf Konfrontationskurs mit Hauptaktionär
(Foto: Clariant)

Muttenz – Der Chemiekonzern Clariant und sein Hauptaktionär White Tale reden zwar miteinander – aber ganz offensichtlich aneinander vorbei. Am Dienstag kam es zu einer Neuauflage des Schlagabtauschs, mehr als sattsam bekannte Standpunkte wurden aber nicht wiederholt. Es scheint auf einen Machtkampf hinauszulaufen.

Erst Ende letzter Woche hatten die Muttenzer die Forderungen der Amerikaner einmal mehr zurückgewiesen. Die Investorengruppe White Tale, die 20% der Titel besitzt, verlangt drei Sitze im Verwaltungsrat und eine Analyse der strategischen Optionen des Unternehmen durch eine Investmentbank.

Clariant bietet White Tale lediglich einen VR-Sitz. Eine Überprüfung durch einen externen Finanzberater komme hingegen nicht in Frage. Denn letztendlich gehe es White Tale nur darum, das Unternehmen zu zerschlagen und die Vermögenswerte zu verkaufen.

Alles nicht wahr, erwiderte White Tale am heutigen Dienstag. Man habe nie die Aufspaltung des Unternehmens angestrebt. Doch wahr, lautet die postwendende Entgegnung von Clariant. Der Beweis: White Tale habe immer noch keinen Beleg für das angeblich langfristige Interesse an dem Unternehmen erbracht.

Aktionäre sollen entscheiden
Clariant will sich vielmehr auf die Umsetzung seiner «aktualisierten Strategie» konzentrieren. Das Massnahmenpaket zur Steigerung der Wertgenerierung soll Anfang 2018 im Detail präsentiert werden – noch vor der Generalversammlung im März.

Ob sich die Streithähne an der ordentlichen Generalversammlung allerdings in der heutigen Besetzung gegenüberstehen, ist noch nicht ausgemachte Sache. Denn da schwingt noch die heutige Aussage von White Tale nach: Man freue sich nun darauf, seine Anliegen den Aktionären von Clariant direkt vorzulegen.

In welcher Form dies geschehen soll, sei noch offen. Dies könne in direkten Gesprächen, an der ordentlichen Generalversammlung oder einer ausserordentlichen Generalversammlung geschehen.

Sollte es zu keiner «baldigen» Einigung mit Clariant kommen, werde man eine ausserordentliche Generalversammlung einberufen, hatte White Tale bereits Ende Oktober gedroht, nachdem die Fusion mit dem US-Konkurrenten Huntsman zu Fall gebracht worden war.

Ausgang des Kräftemessens unbekannt
Der Ausgang eines solchen Kräftemessens ist aus heutiger Sicht nicht vorhersehbar. Auf der Seite des Clariant-Verwaltungsrates weiss man die ehemaligen Süd-Chemie-Aktionäre, die laut letzter Meldung an die Schweizer Börse 13,96% der Stimmen auf sich vereinen.

Das andere Lager dürfte derweil mehr als die 20% von White Tale hinter sich wissen. Die erfolgreiche Torpedierung der Huntsman-Fusion ist wohl nur dank Verbündeten zu Stande gekommen, was von Clariant Ende Oktober auch bestätigt wurde. Die Opposition gegen die Transaktion werde mittlerweile auch von weiteren Aktionären unterstützt, hiess es seinerzeit.

Zu welchem Lager alle anderen Aktionäre gehören, ist allerdings nicht wirklich bekannt.

Die Clariant-Aktien schlossen in einem freundlichen Gesamtmarkt 0,3% leichter bei 26,56 CHF. Clariant und White Tale haben noch keine Möglichkeit gefunden, wie sie miteinander arbeiten können, konstatieren Analysten. Vielmehr zeichne sich eine Verhärtung der Positionen ab, und es sei ein Machtkampf im Gange. Die Situation lasse sich wohl erst an der nächsten Generalversammlung klären. (awp/mc/ps)

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