Clariant kann zu Jahresbeginn starke Preiserhöhungen durchsetzen

Clariant kann zu Jahresbeginn starke Preiserhöhungen durchsetzen
Clariant-Standort Pratteln BL. (Foto: Clariant)

Muttenz – Clariant kann dank dem in den letzten Jahren vollzogenen Fokus auf höherwertige Spezialitäten mittlerweile sehr gut mit höheren Rohstoffkosten umgehen. Der Jahresstart ist nach einem coronabedingt schwachen Vorjahr denn auch dynamisch ausgefallen.

Der Chemiekonzern hat den Umsatz von Januar bis März um satte 26 Prozent auf 1,26 Milliarden Franken gesteigert. In Lokalwährungen gerechnet wären die Verkäufe um 30 Prozent gewachsen, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte.

Etwas mehr als die Hälfte des Wachstums stammte von höheren Verkaufspreisen (+16%). «Wir haben 90 Prozent der Preissteigerung bei Rohstoffen mit eigenen Preiserhöhungen aufgefangen», sagte Finanzchef Stefan Lynen an einer Telefonkonferenz.

Das schlug sich auch in der Profitabilität nieder. Der Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte um 27 Prozent auf 220 Millionen Franken zu. Die entsprechende Marge wurde leicht auf 17,4 Prozent verbessert.

Produktion trotz Shanghai-Lockdown
Clariant ist zu Jahresbeginn in allen geografischen Regionen gewachsen. Dabei sticht China mit einem Wachstum von 34 Prozent hervor. Den ab Ende März in Shanghai verhängten Lockdown hat das Unternehmen relativ gut weggesteckt. Clariant betreibt in der Region zwei Produktionsstätten. «Wir hatten ziemlich Glück und konnten die beiden Fabriken in Shanghai weiterbetreiben, auch wenn nicht auf Volltouren», sagte CEO Conrad Keijzer.

Katalysatoren schwach
Nach Bereichen betrachtet entwickelten sich Care Chemicals (etwa Substanzen für die Kosmetikindustrie) und Natural Resources (Produkte für den Erdölsektor und den Bergbau) besser als von Analysten erwartet.

Als Wermutstropfen werden die Katalysatoren ausgemacht: der Bereich schrumpfte um 4 Prozent. Er war laut Clariant etwa von der Entscheidung betroffen, das Geschäft mit Russland auszusetzen. Ein unvorteilhafter Produktmix drückte den Bereichs-EBITDA gar um 63 Prozent.

Zuversicht für 2022
Damit ist Clariant nach den mutmasslichen Bilanzmanipulation stark ins Jahr gestartet. Und auch für die Zukunft gibt sich das Unternehmen zuversichtlich. Für das bald endende zweite Quartal stellte Clariant ebenfalls ein «starkes» Umsatzwachstum sowie Margen auf dem Niveau des ersten Jahresviertels in Aussicht.

Das Management erwartet allerdings, dass der Umsatz in den Folgequartalen moderat zurückgehen wird. Gleichwohl erwartet Clariant 2022 ein insgesamt «starkes» Wachstum und verspricht eine höhere Gewinnmarge als im Vorjahr.

Buchprüfung zu Jahresbeginn
Clariant hat turbulente Monate hinter sich. Erst musste die für Mitte Februar geplante Publikation des Jahresabschlusses wegen der besagten Buchprüfung kurzfristig abgesagt werden.

Publizieren konnte das Unternehmen die Zahlen erst Mitte Mai. Das Management sah sich auch gezwungen, die Zahlen des Geschäftsabschlusses 2020 zu revidieren. Der operative Gewinn fiel demnach leicht höher aus als ursprünglich gemeldet. Und der Finanzchef nahm seinen Hut.

Clariant-Aktien nach Zahlen gesucht
Die Aktien von Clariant waren am Mittwoch zuerst deutlich gesucht, fielen dann aber hinter den Gesamtmarkt zurück. Die am Morgen publizierten Zahlen zum ersten Quartal lagen zum Teil deutlich über den Erwartungen der Analysten. Zum Handelsschluss lagen die Papiere 0,5 Prozent im Plus bei 18,71 Franken. (awp/mc/pg)

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