Corona-Krise verschärft Ungleichheit in der Schweiz

Corona-Krise verschärft Ungleichheit in der Schweiz
(Adobe Stock)

Zürich – Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind in allen gesellschaftlichen Schichten zu spüren. Doch Haushalte mit einem niedrigen Einkommen leiden besonders unter der Corona-Krise, während Haushalte mit einem hohen Einkommen noch vergleichsweise gut durch die Krise kommen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen KOF Studie.

Personen mit einem sehr tiefem Haushaltseinkommen von unter 4000 Franken vermelden seit Beginn der Pandemie im Durchschnitt einen sehr starken Einkommensrückgang von 20%. Bei Personen aus Haushalten mit einem Monatseinkommen von mehr als 16 000 Franken sanken die Einkommen um 8%, wie die Studie von Daniel Kopp, Isabel Z. Martínez, Stefan Pichler und Michael Siegenthaler (alle KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich) zusammen mit Rafael Lalive (Université de Lausanne) zeigt.

Sinkende Konsumausgaben
Bei den Ausgaben der Haushalte ergibt sich ein anderes Bild. Befragte aus Haushalten mit einem hohen bis sehr hohen Einkommen reduzierten ihre Ausgaben mit rund 16% am stärksten. Personen aus einkommensschwachen Haushalten verringerten die Ausgaben etwas weniger stark (-12%). Die Gründe für die Ausgabenreduktion sind laut der Untersuchung teils unterschiedlich: Reichere Haushalte senkten ihre Ausgaben vor allem, weil sie weniger Bedürfnisse und weniger Möglichkeiten hatten, Geld auszugeben. Diese Motive sind auch bei einkommensschwachen Haushalten wichtig. 11% der Haushalte mit einem Einkommen unter 4000 Franken geben allerdings an, die Ausgaben gesenkt zu haben, weil weniger Geld zur Verfügung stand.

Die unterschiedlichen Ausgaben- und Einkommensveränderungen am oberen und unteren Ende der Einkommensverteilung schlagen sich ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie auch in den Ersparnissen der Haushalte nieder: Während diese bei Haushalten mit tiefen Einkommen deutlich gesunken sind, stiegen sie bei der Hälfte der Haushalte mit den höchsten Einkommen. Rund 39% der Personen mit einem monatlichen Haushaltseinkommen von weniger als 4000 Franken gaben darüber hinaus an, dass sie auf ihre Ersparnisse zurückgegriffen haben, um laufende Ausgaben zu decken.

Arbeitslosigkeit schlägt aufs Gemüt
Die Studie beleuchtet nicht nur die finanziellen, sondern auch die psychologisch-gesundheitlichen Folgen der Pandemie. Demnach hat sich die subjektive Gemütsverfassung seit Ausbruch der Pandemie im letzten Frühjahr bei Personen mit tiefen Einkommen trotz zwischenzeitlichen Lockerungen stetig verschlechtert. Personen aus einkommensstarken Haushalten ging es während den Sommermonaten dagegen wieder etwas besser. Gerade Personen, die von Arbeitslosigkeit betroffen waren, gaben häufig an, dass es ihnen schlecht geht.

Vertrauen in die Politik nimmt ab
Die Studiendaten zeigen zudem, dass das zu Beginn hohe Vertrauen in den Bundesrat zur Bewältigung der Corona-Krise über die Zeit gesunken ist. Am Anfang der Krise gaben noch knapp 20% der Befragten an, geringes oder sehr geringes Vertrauen in den Bundesrat zu haben. Im Oktober 2020 und Januar 2021 stieg dieser Anteil bereits auf 40%. Befragte aus einkommensschwachen Haushalten haben ein etwas tieferes Vertrauen in die politische Führung als Befragte mit hohem Haushaltseinkommen. (KOF/mc/ps)

Über die Studie
Grundlage der Analyse sind Befragungen des sotomo/SRF-Bevölkerungsmonitorings, welche die Situation der Haushalte in der Schweiz seit Beginn der Pandemie systematisch beschreiben. Seit März 2020 wurden bisher sechs Erhebungen durchgeführt, an denen insgesamt 202 516 Personen teilgenommen haben. Die Studie wurde vom Bundesamt für Gesundheit BAG und von Enterprise for Society E4S finanziell unterstützt.

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