Credit Suisse: Schweizer Arbeitsmarkt im Aufwind

Credit Suisse: Schweizer Arbeitsmarkt im Aufwind
In Branchen wie dem Detailhandel ist auch in naher Zukunft kein dynamisches Beschäftigungswachstum zu erwarten.

Zürich – Im Zuge der Aufhebung des EUR/CHF-Mindestkurs musste die Schweizer Wirtschaft und insbesondere der Arbeitsmarkt einen regelrechten Härtetest durchstehen. Bereits ein Jahr nach dem Frankenschock verzeichnete die Schweiz rund 11’000 zusätzliche Arbeitslose. Besonders in der exportierenden Industrie war die Lage auf dem Arbeitsmarkt stark angespannt. Bis Mitte 2016 stieg die Anzahl der Arbeitslosen weiter an, und die Arbeitslosenquote erreichte mit über 3.3% ihren Höhepunkt im Sommer 2016. Insgesamt kostete die Frankenaufwertung gemäss Schätzungen der CS-Experten über 13’000 Stellen.

Seither geht die Arbeitslosenquote zurück. Die regionalen Arbeitsvermittlungsämter (RAV) verzeichneten bis im Juni 2017 durchschnittlich 650 weniger Arbeitslose pro Monat, und die saisonbereinigte Arbeitslosenquote liegt derzeit bei 3.2%. Mittlerweile dürfte rund die Hälfte der verlorenen Stellen durch neue Jobs kompensiert worden sein. Aufgrund der erwarteten Beschleunigung der Schweizer Wirtschaft geht die CS von einer anhaltenden Entspannung am Arbeitsmarkt aus. Sie revidiert ihre Prognose der Arbeitslosenquote für 2017 von 3.3% auf 3.2%.

Allmähliche Erholung der Arbeitsmarktlage in der Industrie
Für einen fortlaufenden Rückgang der Arbeitslosigkeit spricht auch die Beschäftigungskomponente des monatlich erhobenen Einkaufsmanagerindex (PMI), die sich seit Anfang 2017 wieder über der Wachstumsschwelle befindet. Die Erholung der Arbeitsmarktlage gewinnt offenbar auch in der Industrie etwas an Fahrt. Demgegenüber zeigen sich die von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) befragten Industrieunternehmen zögerlicher bezüglich ihren Rekrutierungsplänen. Die Mehrheit geht nicht davon aus, dass sie in den nächsten Monaten mehr Mitarbeiter beschäftigen werden. Einmal mehr bildet hier die weniger konjunktur- und währungssensitive chemisch-pharmazeutische Industrie die Ausnahme. Trotz kleinen Diskrepanzen in den den Umfrageresultaten deuten jedoch beide Indikatoren darauf hin, dass sich die Arbeitsmarktlage in der Industrie weiter verbessern wird.

Arbeitsmarktlage besser als Beschäftigung vermuten lässt
Ein weiteres Indiz für den allgemeinen Aufwärtstrend auf dem Arbeitsmarkt ist das seit drei Quartalen positive, obwohl immer noch schwache Beschäftigungswachstum. Der zyklische Aufschwung am Arbeitsmarkt dürfte derweil stärker sein als die zögerliche Entwicklung der Beschäftigung vermuten lässt, beschränkt sich doch das schwache Beschäftigungswachstums auf einige spezifische Branchen. Die Uhrenindustrie beispielsweise durchlief aufgrund einer Nachfrageschwäche in China in den letzten Jahren ihren eigenen Zyklus und verzeichnete bis vor Kurzem deutlich sinkende Exporte, was sich auch in der Beschäftigung negativ widerspiegelt hat. Einen deutlichen Stellenabbau gibt es auch im Bau. Im Finanzsektor (ohne Versicherungen) sind heute über 5% weniger Personen beschäftigt als vor fünf Jahren und auch der Detailhandel, die beschäftigungsmässig zweitgrösste Branche, baute den Personalbestand tendenziell ab. In diesen Sektoren ist auch in naher Zukunft kein dynamisches Beschäftigungswachstum zu erwarten.

Kein Anstieg der strukturellen Arbeitslosigkeit
Trotzdem funktioniert das «Job-Matching» auf dem Arbeitsmarkt insgesamt weiterhin recht gut: Die Ausbildung und Erfahrung der Erwerbsbevölkerung entsprechen tatsächlich den Bedürfnissen der Wirtschaft, und Unternehmen und Bewerber finden sich auch wirklich. Ein Indiz dafür ist das Verhältnis der Anzahl auf den RAV ausgeschriebenen Stellen zur Erwerbsbevölkerung und der Arbeitslosenquote. (CS/mc/pg)

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