Cytos baut 90 % des Personalbestandes ab

Cytos baut 90 % des Personalbestandes ab

Steigt bei Cytos aus: CEO und Verwaltungsrat Wolfgang Renner.

Schlieren – Das Biotechnologieunternehmen Cytos will sein Überleben mit einem drastischen Kostensenkungsprogramm sichern. Es sistiert alle Aktivitäten, die nicht den Hoffnungsträger CYT003-QbG10 zur Therapie von Heuschnupfen und allergischem Asthma betreffen, und reduziert die Zahl der Mitarbeitenden massiv.

Gleichzeitig wird nach Möglichkeiten gesucht, um einen Zahlungsverzug für die im Februar 2012 fällige Wandelanleihe zu vermeiden. Das verbleibende Management sieht weiterhin eine Möglichkeit, die Anleger sind dagegen sehr skeptisch. Die Forschungs- und Entwicklungsprogramme im Frühstadium könnten nicht mehr hinreichend finanziert werden, teilte Cytos am Mittwoch mit. Daher werde die Belegschaft von heute 82 auf 10 Personen abgebaut. Mit dem Abbau werden aller Aktivitäten ausser CYT003-QbG10 sistiert. Nicht betroffen sind Partnerprogramme mit Novartis und Pfizer.

CEO und VR-Mitglied Wolfgang Renner tritt ab
Auch die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat werden verkleinert. So übernimmt nach dem Rücktritt des CEO und VR-Mitglied Wolfgang Renner nun VR-Präsident Thomas Hecht die operative Leitung.

Finanzlücke von voraussichtlich 17 Mio. Franken
Unter den Möglichkeiten, den Zahlungsverzug für die am 20. Februar 2012 fällig werdende Wandelanleihe zu vermeiden, sieht das Unternehmen auch eine Restrukturierung der Anleihe wie durch Zinsstundungen oder eine Verschiebung der Rückstellung. Die Finanzlücke könnte sich am Fälligkeitsdatum aber auf bis zu 17 Mio CHF belaufen.

Weiterführung des Unternehmens als Hauptziel
Vorrangiges Ziel der Unternehmens- und Bond-Restrukturierung ist es gemäss CFO Welten, das Unternehmen weiterzuführen. «Wir glauben, dass wir ein Produkt haben, aus dem man grundsätzlich etwas herausholen kann. Wir glauben, dass es eine Möglichkeit gibt und wir unternehmen alles, um einen Konkurs zu vermeiden», sagte der CFO gegenüber AWP. Die substanziellen Bemühungen der vergangenen Monate hätten leider gezeigt, dass sich die Finanzierung der Firma zur Sicherstellung der Solvenz als schwierig erweise.

Erfolglose Partnerschaftsverhandlungen
Die finanzielle Lage von Cytos hat sich seit einiger Zeit verschlechtert. Bereits Anfang 2010 hiess es, dass weitere Finanzierungen durch neue Lizenzabkommen, den Verkauf von Aktiven oder der Ausgabe neuer Aktien oder anderer Wertschriften nötig seien, um die Wandelanleihe zurückzahlen zu können. Wesentliche Einkünfte wurden seither nur durch den Verkauf der Technologieplattform für 20,9 Mio an Intercell im zweiten Quartal 2010 erzielt. So verfügte das Unternehmen per Ende Juni dieses Jahres noch über flüssige und geldnahe Mittel, Finanzanlagen und Forderungen von 37,5 Mio CHF.

Für den Hauptproduktkandidaten CYT-003-QbG10 wird seit den Phase-II-Ergebnissen zur Therapie von Heuschnupfen Mitte 2009 und allergischem Asthma nach einem Entwicklungspartner gesucht. Als Interessenten kämen gemäss Analysten Grosskonzerne wie AstraZeneca, GlaxoSmithKline, Merck und Novartis in Frage.

Daneben besteht die Produktpipeline noch aus einem Kandidaten (Phase II) bei Bluthochdruck und einem bei Diabetes Typ II (Phase I). Zudem existieren zwei Partnerschaften mit Novartis für ein Raucherentwöhnungsmittel und ein Alzheimerproduktkandidat (beide Phase II) sowie eine Partnerschaft mit Pfizer.

Aktien sacken ab
An der Börse reagieren die Anleger mit massiven Verkäufen auf die – nicht unerwarteten – schlechten Neuigkeiten. Bei sehr hohen Umsätzen sackt die Aktie bis gegen Mittag um 43% auf 2,95 CHF ab. Die Wandelanleihe notiert zu 38%, um 22 Prozentpunkte tiefer.

Laut Natixis-Analyst Philippe Lanoneauch ist nun auch ein Konkurs eine Möglichkeit. Er glaubt, dass die Cytos-Führung in den vergangenen Monaten Gespräche über einen Verkauf oder eine finanzielle Vereinbarung geführt habe, die nun gescheitert seien. Das Unternehmen habe zu lange gewartet, kritisiert er. Auch die laufenden Partnerprogramme mit Novartis sind laut dem Analyst keine Hilfe. Zwar bestehe noch immer die Möglichkeit einer Restrukturierung der Wandelanleihe. Das Risiko sei aber zu hoch, um die Aktie auch nur annähernd attraktiv erscheinen zu lassen.

Cytos wurde 1995 als Spin-off der ETH Zürich gegründet und ist seit Oktober 2002 an der SIX Swiss Exchange kotiert. (awp/mc/pg)

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