Emmi bekommt Gegenwind von Kostenseite

Emmi bekommt Gegenwind von Kostenseite
Emmi-CEO Urs Riedener. (Foto: Emmi)

Luzern – Der Milchverarbeiter Emmi hat 2019 seinen Wachstumskurs fortgesetzt. Der Gewinn konnte allerdings mit dem Umsatzplus nicht ganz Schritt halten. Höhere Kosten machen dem Luzerner Unternehmen zu schaffen. Nun will Emmi seine Grösse nutzen, um bessere Einkaufspreise auszuhandeln.

Caffè Latte, Ziegenkäse und italienische Desserts waren auch 2019 die Umsatztreiber bei Emmi. Insgesamt konnten alle Divisionen organisch wachsen, wie Emmi-Chef Urs Riedener am Montag vor den Medien sagte. Der Luzerner Milchverarbeiter steigerte den Umsatz 2019 um 1,1 Prozent auf 3,49 Milliarden Franken.

Trotz widrigen Umständen habe das Unternehmen geliefert, sagte Finanzchefin Ricarda Demarmels, die letzten Juni zu Emmi gestossen ist. Sehr erfreulich sei zudem, dass alle Divisionen ihre Bruttomarge verbessert hätten. «Wir verbessern uns an den richtigen Orten: Die Markenumsätze steigen und die strategischen Nischen wurden gestärkt.»

Höhere Kosten
Der Betriebsgewinn (EBIT) legte mit 0,5 Prozent auf 218 Millionen allerdings etwas langsamer als der Umsatz zu. Zum einen drückten höhere Kosten für Energie, Betriebsmaterialien und Logistik auf die Marge. Zum anderen belasteten weiter die Probleme mit der Bio-Milchtochter Gläserne Molkerei in Deutschland, die mit starkem Preisdruck bei Biomilch kämpft. Dort gebe es zwar Verbesserungen, aber die Schwierigekeiten seien noch nicht ganz behoben, sagte Riedener.

Und auch für das neue Jahr zeichnet sich weiterer Kostendruck ab, da die Rohstoffpreise steigen und Lohnerhöhungen anstehen.

Mehr Gewicht bei Lieferanten
Emmi will nun die Kosteneffizienz weiter verbessern. Dabei kommt dem Milchverarbeiter zu Gute, dass er inzwischen mehr Gewicht auf die Waage bringt. So hat Emmi zuletzt weiter fleissig zugekauft: Allein 2019 verstärkte sich das Unternehmen in den USA, Italien, Brasilien, Österreich und Chile. «Wir wollen dieses Potenzial nutzen», sagte Riedener.

Insbesondere bei Investitionsgütern, der Logistik und den Getränkekartons will Emmi seine Grösse bei den Lieferanten geltend machen, ergänzte Kai Könecke, Leiter des Supply Chain Managements. So habe man im vergangenen Jahr 106 Millionen Franken in modernere Anlagen oder Erweiterungen investiert.

Zudem sollen die Tochtergesellschaften dabei unterstützt werden, ihre Planungsprozesse zu verbessern. Dabei gehe es vor allem darum, die Mitarbeitenden zu schulen, so Könecke: 10 Prozent der Einsparungen erziele man mit der IT, 20 Prozent durch Verbesserung und Strukturen. 70 Prozent aber lägen beim Verhalten der Mitarbeitenden.

Reingewinn unter Druck
Im kommenden Jahr soll sich der Betriebsgewinn weiter verbessern, auf 255 bis 265 Millionen Franken. Kräftig Rückenwind gibt es dabei auch von einer Änderung in der Rechnungslegung: So wird künftig der Goodwill nicht mehr abgeschrieben. Ohne diese Änderung würde der EBIT bei 225 bis 235 Millionen liegen.

Die Reingewinnmarge soll derweil etwas unter der mittelfristigen Prognose bleiben. Bereits 2019 hatten eine höhere Steuerquote sowie ein höherer Anteil der Minderheiten auf den Gewinn gedrückt. So sank der Reingewinn um einen einmaligen Verkaufserlös aus dem Vorjahr bereinigt um 5,3 Prozent auf 166,2 Millionen Franken und die entsprechende Marge um 0,3 auf 4,8 Prozent. 2020 soll die Marge 4,8 bis 5,3 Prozent betragen. Mittelfristig peilt Emmi 5,5 bis 6,0 Prozent an.

Höhere Dividende
Die Aktionäre dürfen sich aber trotzdem freuen: Denn künftig will Emmi einen deutlich grosszügigeren Teil als bisher an sie ausschütten. Statt wie bisher 25 bis 30 Prozent sollen 40 bis 50 Prozent (bzw. nach der Änderung bei der Goodwillpolitik 35-45%) an die Anteilseigner fliessen. Für 2019 soll die Dividende 12 Franken je Aktie betragen, nach 9 Franken im Vorjahr.

Von der Erhöhung profitieren unter anderem die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP), die fast zwei Drittel an Emmi halten. An der Börse gab es Applaus: Die Emmi-Aktien legten am Montagnachmittag in einem kaum veränderten Gesamtmarkt um über 3 Prozent zu.

Stärkeres Wachstum
Auch beim Wachstum soll es weiter nach oben gehen: Trotz verschiedener Konjunkturrisiken, sozialen Unruhen in Chile sowie Milchknappheit in Tunesien soll Emmi aus eigener Kraft um die mittelfristig angestrebten 2 bis 3 Prozent wachsen. Beim ausgewiesenen Umsatz dürften die verschiedenen Übernahmen von 2019 zudem für einen Wachstumssprung sorgen.

Und auch weitere Zukäufe könnten folgen, wie Finanzchefin Demarmels durchblicken liess: «Die Bilanz bietet genügend Raum für zukünftiges Wachstum.» (awp/mc/pg)

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