EQT bei Kuoni-Übernahme am Ziel

EQT bei Kuoni-Übernahme am Ziel
Kuoni-VRP Ulf Berg. (Foto: ethlife.ethz.ch)

Ulf Berg wird Heinz Karrer als VRP ablösen.  (Foto: ethlife.ethz.ch)

Zürich – Die schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT übernimmt die Kuoni Reisen Holding. Das Anfang Februar lancierte, freundliche Kaufangebot ist ziemlich deutlich zustande gekommen. Nun will das zum Wallenberg-Imperium gehörende Private-Equity-Haus gemeinsam mit der Kuoni-und-Hugentobler-Stiftung dem Reisekonzern zu Wachstum verhelfen, auch über Akquisitionen.

EQT sind im Rahmen des über die luxemburgischen Kiwi Holding IV lancierten Angebots nach Ablauf der Angebotsfrist am 13. April insgesamt 2,69 Mio B-Aktien angedient worden, wie die Gesellschaft am Donnerstag schreibt. Zusammen mit den A-Aktien der Kuoni und Hugentobler-Stiftung sowie den von Kuoni gehaltenen B-Aktien halte man damit 74,6% aller ausstehenden Aktien und 79,6% der Stimmrechte.

Bedingungen erfüllt
Damit seien die für das Angebot gesetzten, relevanten Schwellenwerte erfüllt und die Übernahme von Kuoni könne im Einklang mit dem früher bekanntgegebenen Zeitplan am 19. Mai abgeschlossen werden, heisst es weiter. EQT hatte je B-Aktie einen Preis von 370 CHF geboten und sich zum Ziel gesetzt, mehr als 50% des Aktienkapitals und 67% der Stimmrechte zu erlangen. An der Börse ging die Kuoni-B-Aktie am Mittwoch mit 363,25 CHF aus dem Handel.

Den verbleibenden Aktionären biete sich während der am 20. April beginnenden Nachfrist die Gelegenheit, ihre Aktien ebenfalls anzudienen. Dazu haben sich bis am 3. Mai Zeit. Um die vorgesehene Wachstumsstrategie implementieren zu können, werde Kuoni im Rahmen eines Going Private von der Börse genommen.

Offen bleibt noch, welchen Preis die Kuoni-Hugentobler-Stiftung als Ankeraktionär erhalten soll. Gemäss der Übernahmekommission (UEK) erhält sie für ihre Aktien bei der Übernahme keinen Aufpreis. Anfang Woche hat die Stiftung gegen einen Entscheid der UEK, wonach sie vom Käufer keinen Aufschlag erhalten darf, Beschwerde erhoben und ihn an die Finanzmarktaufsicht (Finma) weitergezogen.

Wachstum angestrebt
Die weiteren Pläne der schwedischen Gesellschaft mit Kuoni bleiben unverändert. Zusammen mit der Kuoni-und-Hugentobler-Stiftung will EQT gemäss Mitteilung das «umfassendes Potenzial» von Kuoni erschliessen. Geplant seien Investitionen in neue Dienstleistungen, um das Wachstum in den «dynamischen Endmärkten» zu fördern. Gleichzeitig soll die operative Leistungskraft weiter gestärkt und der Gruppe der Zugang zu Kapital für strategisch wichtige Akquisitionen verschafft werden.

Radikaler Umbau
Kuoni hatte sich in den letzten Jahre selber radikal umgebaut. Das gesamte Geschäft mit der Organisation und dem Vertrieb von Reisen für Privatpersonen wurde verkauft. Das europäische Reiseveranstaltergeschäft ging an den deutschen Rewe-Konzern. Zwei der drei verbliebenen Sparten verkaufen Reisekomponenten an andere Reisefirmen, die dritte bearbeitet im Auftrag von Regierungen Visa-Anträge.

Ein Umbau findet nach dem Besitzerwechsel auch auf Führungsebene statt. Wie Anfang Woche mitgeteilt, wird der frühere Sulzer-Chef Ulf Berg Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer als Präsident des Verwaltungsrats ablösen. EQT wechselt den gesamten, heute siebenköpfigen Verwaltungsrat von Kuoni aus. Sie ersetzt ihn durch drei, von ihr bestimmten Personen.

Berg zählt zu den sogenannten industriellen Beratern von EQT. Ihm steht mit Michael Bauer ein weiterer EQT-Mann zur Seite. Neben den beiden Gesandten der Käuferin soll auch noch Thomas Geiser als Vertreter der Kuoni-und-Hugentobler-Stiftung im Verwaltungsrat Einsitz nehmen.

Mitte März präsentierte die Kuoni die Geschäftszahlen. Die Gruppe erzielte im Jahr 2015 einen Umsatz von 3,35 Mrd CHF, was gegenüber 2014 organisch einer Steigerung von 6,9% entspricht. Aufgrund von hohen Sonderposten im Zusammenhang mit dem Verkauf des Reiseveranstalter-Geschäfts resultierte allerdings ein hoher Verlust von 294 Mio. In den fortgeführten Geschäften erzielte Kuoni einen im Vorjahresvergleich praktisch unverändert Gewinn von 58 Mio, wobei sich der Verkauf der Liegenschaft Hard in Zürich mit 53 Mio positiv auswirkt. (awp/mc/pg)

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