Güterverkehr bleibt das Sorgenkind der SBB

Güterverkehr bleibt das Sorgenkind der SBB
Vincent Ducrot, CEO SBB AG. (Bild: © SBB CFF FFS)

Bern – Die SBB haben im ersten Halbjahr 2025 einen Gewinn von 48 Millionen Franken erwirtschaftet und so viele Reisende befördert wie noch nie. Trotzdem bleibt die finanzielle Lage angespannt. Sorgenkind des Bahnunternehmens bleibt weiterhin der Güterverkehr.

Mit einem Gewinn von 48 Millionen Franken lag das Halbjahresergebnis der SBB knapp unter demjenigen der Vorjahresperiode: Damals erreichte es 51 Millionen Franken. Höhere Unterhaltskosten für Rollmaterial und rückläufige Güterverkehrserträge belasteten das Resultat, wie das Bahnunternehmen an einer Medienkonferenz am Mittwoch bekannt gab.

Die Zahlen im Güterverkehr bereiteten «weiterhin Sorgen», hiess es weiter. Er sei nur überlebensfähig, wenn er sich neu ausrichte. Im Güterverkehr erhöhte sich der Verlust denn auch um vier Millionen auf rund 47 Millionen Franken im Vergleich zum 1. Halbjahr 2024 – bedingt durch rückläufige Mengen im Binnen- und Transitverkehr.

Im internationalen Güterverkehr verzeichnete das Bahnunternehmen einen Rückgang von 7,5 Prozent, beim Binnenverkehr waren es 6,5 Prozent. «International schmerzen uns hier die Baustellen», sagte SBB-Finanzchef Franz Steiger am Mittwoch vor den Medien. «Es ist uns aber gelungen, den Rückgang bei den Güterverkehrserträgen zu dämpfen, indem wir auf der Kostenseite Massnahmen ergreifen konnten.»

Kostendeckung angestrebt
SBB Cargo schrieb 2024 ein Defizit von rund 76 Millionen Franken – der Güterverkehr muss aber kostendeckend werden. Dies erwarte der Bund als Eigner, erklärte der Finanzchef. Um SBB Cargo kostendeckend zu machen, müssen der kombinierte Verkehr und der Einzelwagenladungsverkehr laut den SBB neu ausgerichtet werden.

Die Neuausrichtung des kombinierten Verkehrs war laut den SBB denn auch der Grund für den bereits Mitte Mai angekündigten Abbau von 65 Stellen, davon rund 40 im Tessin. Den im Tessin betroffenen Mitarbeitenden werde «eine GAV-konforme Lösung» angeboten, teilten die SBB am Mittwoch mit.

Die Transformation von SBB Cargo komme «Schritt für Schritt» voran. Die SBB wollten langfristig den umweltfreundlichen Transport von Gütern in der Schweiz sicherstellen und Arbeitsplätze erhalten. Das funktioniere nur «mit einem effizienten und wirtschaftlichen Schienengüterverkehr».
So viele Reisende wie noch nie

Mehr Reisende, daraus resultierende höhere Personenverkehrserträge und ein besseres Ergebnis bei den Immobilien wirkten sich im ersten Halbjahr 2025 zwar positiv aus, hiess es weiter. Die steigende Nachfrage erfordere aber auch wirtschaftliche und kundenfreundliche Angebotsausbauten.

Insgesamt beförderten die SBB 2025 bisher 1,41 Millionen Reisende täglich – also 4,8 Prozent mehr als noch in der Vorjahresperiode und damit so viele wie noch nie. Die Wiedereröffnung des Gotthard-Basistunnels nach der Güterzugentgleisung im August 2023 habe zu der Entwicklung beigetragen, sagte CFO Steiger.

Allerdings schwächte sich das Wachstum beim Reiseaufkommen laut den SBB insgesamt ab. Beim Personenverkehr sank das Ergebnis im Fernverkehr im Vergleich mit dem Vorjahr um 21 Millionen auf 11,3 Millionen Franken. Zurückzuführen ist das auf umsatzbedingt höhere Deckungsbeiträge an die Infrastruktur sowie gestiegene Unterhaltskosten für Rollmaterial.

Im Regionalverkehr nahm das Ergebnis um 33 Millionen Franken ab, was zu einem Defizit von 38,9 Millionen Franken führte. Dies war laut den SBB ebenfalls bedingt durch höhere Deckungsbeiträge und Kosten, unter anderem für die Kundenbegleitung.

Trotz so vielen Reisenden wie noch nie entwickelte sich weiter auch das Generalabonnement (GA) laut den SBB rückläufig auf 420’000 Stück – ein Minus von 2,9 Prozent im Vergleich mit 2024. Halbtaxabos waren derweil 6,1 Prozent mehr im Umlauf als damals – insgesamt 3,42 Millionen Stück. Eine Zunahme beim Halbtax-Plus ging derweil teilweise zulasten des GA.

Schuldenlast bleibt hoch
Das Immobilienergebnis stieg um 26 Millionen gegenüber 2024 auf rund 147 Millionen Franken. Dies kam aufgrund von Neuinbetriebnahmen und gestiegenen Frequenzen an den Bahnhöfen sowie durch die Entwicklung der Mietzinsen zustande.

In der Infrastruktur Energie lag das Ergebnis wetterbedingt und durch veränderte Marktpreise um 11 Millionen Franken unter dem Vorjahr. Somit resultierte im ersten Halbjahr 2025 ein Gewinn von 37,6 Millionen Franken. Infrastruktur Netz verzeichnete ein ausgeglichenes Ergebnis.

Die Schuldenlast der SBB sei mit 11,4 Milliarden Franken weiterhin hoch, hiess es weiter. Die Verschuldung blieb trotz des Bundesbeitrags für die während der Covid-19-Pandemie resultierenden Verluste hoch. Bis 2030 muss das Bahnunternehmen sechs Milliarden sparen. Man brauche einen Jahresgewinn von rund 500 Millionen Franken, um alles selbst finanzieren zu können. «Wir arbeiten sehr intensiv an dieser Thematik», sagte SBB-Chef Vincent Ducrot. (awp/mc/pg)

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