Gurit erleidet Umsatzrückgang und steigert Gewinn

Gurit erleidet Umsatzrückgang und steigert Gewinn
Gurit-CEO Rudolf Hadorn. (Foto: Gurit)

Wattwil – Der Spezialkunststoffhersteller Gurit hat im ersten Halbjahr 2017 zwar weniger umgesetzt, seine Profitabilität jedoch verbessert. Während das Geschäft mit Materialien für Windrotorblättern vor allem in Indien schwächelte, verkaufte Gurit etwas mehr Formen zu deren Herstellung. Obschon das Unternehmen zum Halbjahr über den eigenen Margenzielen liegt, werden diese nicht erhöht.

Der Umsatz von Gurit sank in den Monaten Januar bis Juni um 3,9% auf 175,2 Mio CHF; in Lokalwährungen hätte das Minus lediglich 0,5% betragen. Konzern Rudolf Hadorn sprach am Freitag von einem «temporären» Umsatzrückgang bei einer sehr uneinheitlichen Lage in den verschiedenen Zielmärkten.

Hadorns Zuversicht gründet nicht zuletzt auf der Erwartung, dass sich im Windenergie-Markt die Nachfrage aus Indien im letzten Jahresviertel 2017 wieder belebt. Windenergie ist mit einem Umsatzanteil von zuletzt gut 39% der wichtigste Abnehmer des Spezialkunststoffherstellers und Indien steht für rund 10% der neu installierten Kapazitäten.

Eine Nachfragebelebung in Indien ist auch Bedingung dafür, damit sich bei Gurit für der für 2017 versprochene Umsatzanstieg im niedrigen einstelligen Bereich einstellt. «Die Top-Line ist noch nicht dort, wo wir sie haben wollen», resümierte Hadorn mit Blick auf den rückläufigen Umsatz im ersten Semester.

Schwache Nachfrage aus Indien
Der Geschäftsbereich Composite Materials erfuhr einen Umsatzrückgang um 4,6% auf 129,7 Mio CHF. Dabei sei die Materialnachfrage im Windenergiemarkt um 5,9% auf 69,1 Mio zurückgegangen. Neuinstallationen in anderen Regionen hätten den Rückgang in Indien nicht kompensiert.

Die Umsätze in anderen Materialmärkten sanken gleichzeitig um 3,1% auf 60,6 Mio CHF. Mit Auto-Teilen, Buskomponenten und anderen Formteilen, also im kleinsten Geschäftsbereich Composite Components, erzielte Gurit im Halbjahr einen Umsatz von 9,8 Mio CHF (+4,3%).

Besser lief es mit Formen zur Herstellung von Windturbinenblättern: Der Umsatz des Geschäftsbereiches Tooling stieg währungsbereinigt um 0,5% auf 35,6 Mio CHF. In Schweizer Franken allerdings resultierte ein Rückgang um 3,3%. Dennoch seien damit die zu Jahresanfang gesetzten Erwartungen übertroffen worden, hält Gurit fest.

Gewinnplus
Auf Gewinnseite konnte sich Gurit deutlich steigern. Der Betriebsgewinn erhöhte sich um deutliche 11% auf 21,2 Mio, die entsprechende Marge lag mit 12,1% über der Zielvorgabe von 8-10%. Der Reingewinn erreichte 15,3 Mio CHF, das sind 8,6% mehr als im Vorjahr. Die Gewinnzahlen liegen über den Erwartungen der Analysten.

Die von Gurit präsentierte «EBIT-Brücke» zeigt, dass sich die Nachfrageschwäche beim Unternehmen in tieferen Verkaufspreisen niedergeschlagen hat. Dieser Umstand alleine schmälerte den Betriebsgewinn um 2,9 Mio CHF. Höhere Rohstoffkosten kosteten weitere 0,8 Mio an EBIT.

Dem standen Effizienzmassnahmen gegenüber, die den Betriebsgewinn um insgesamt 4,4 Mio CHF erhöhten. Zudem entfielen Einmalaufwendungen von 2,5 Mio, die im Vorjahr für eine Reorganisation in Grossbritannien verbucht wurden.

«Im zweiten Semester werden wir aber erneut Einmalaufwendungen verbuchen», mahnte Hadorn an, der weiteres Potenzial zur Optimierung der Produktion sieht. Diese dürften rund ein Prozentpunkt an Marge kosten.

Keine höhere Guidance
Daher werde die Guidance für 2017 nicht verändert: Eine Betriebsgewinnmarge innerhalb des Zielkorridors von 8-10%. Neu wird aber die EBIT-Marge am oberen Ende des Zielbandes erwartet. Analysten halten diese Vorgabe angesichts der Marge von 12,1% im ersten Semester für eher konservativ.

Die Aktien von Gurit notieren am Freitagmorgen in einem schwächer tendierenden Gesamtmarkt mit einen Plus von 0,4%. Positiv wird von Analysten die deutlich höhere Profitabilität gewertet, negativ dagegen der in diesem Umfang nicht erwartete Umsatzrückgang. (awp/mc/upd/ps)

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