Implenia will von den Aufrüstungsprogrammen in Europa profitieren

Zürich – Von den grossen Aufrüstungsprogrammen der Nato-Länder angesichts der Bedrohung aus Russland will sich auch Implenia eine Scheibe abschneiden. Zwar werde man keine Panzersperren bauen, sagte Konzernchef Jens Vollmar am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
Aber mit den höheren Rüstungsausgaben würden nicht nur Waffen gekauft, sondern es würden auch Flughäfen, Strassen, Hallen, Logistikzentren, Kasernen, Schulen und Wohnungen gebaut. «Implenia ist daran, sich dafür organisatorisch aufzustellen», sagte Vollmar. Denn für solche Projekte müsse man spezielle Sicherheitsvorgaben erfüllen.
«Wir sind gerade dabei, die notwendigen Zertifizierungen zu erreichen, sowohl für Einzelpersonen, als auch für die Firma als Ganze.» Man habe entsprechende Spezialisten angestellt und baue Kompetenzen auf, um bei solchen Projekten mitbieten zu können.
Implenia habe beispielsweise den Drohnenflughafen in Emmen gebaut. «Wir gehen auch davon aus, dass auch in der Schweiz mehr in Verteidigungsinfrastruktur investiert wird», sagte der Chef des grössten Schweizer Baukonzerns.
Auch in Skandinavien will man sich gegen einen russischen Angriff wappnen. Die nordischen Länder seien zwar sehr gut von Nord nach Süd erschlossen. Aber es fehlten Strassen und Eisenbahnlinien, um das Militär von West nach Osten zu bringen. «Da sind einige Überlegungen im Gange», sagte Vollmar.
Deutsches Infrastrukturprogramm lockt
Darüber hinaus lockt das gigantische Investitionsprogramm der neuen deutschen Regierung in Höhe von 500 Milliarden Euro, um die veraltete und marode Infrastruktur zu modernisieren. «Das wird im Hoch- und im Tiefbau für Implenia interessant sein», sagte Vollmar.
Der Bedarf sei in Deutschland gigantisch. «Wir sehen bald wöchentlich Ausschreibungen für die Erneuerung von Brücken», sagte der Implenia-Chef. Die Pipeline sei unglaublich. Aber auch bei Strassen oder der Erneuerung von Energieinfrastruktur wie beispielsweise Tunnels für Starkstromleitungen werde es einen grossen Anstieg geben.
Zudem habe der Wind auch im Hochbau gedreht. Erstmals seit drei Jahren sei bei Implenia im ersten Halbjahr 2025 der Auftragsbestand im Hochbau wieder gewachsen, sagte Vollmar. Einerseits investiere die öffentliche Hand in grossem Stil.
Es gebe riesige Spitalbauprojekte in Deutschland wie beispielsweise in München, Hamburg oder auch in Waldshut an der Schweizer Grenze. Auch in Schaffhausen komme bald ein Spitalprojekt. «Das sind gute Nachrichten für Implenia», sagte der Konzernchef.
Zudem ziehe auch der Wohnungsbau in Deutschland wieder an. Der mache bisher nur rund 20 Prozent des gesamten Hochbaugeschäfts von Implenia aus. Es würden wieder mehr Wohnbauprojekte gestartet.
Spürbare Gewinne ab 2027
Das gigantische Infrastrukturpaket der deutschen Regierung wird die öffentlichen Ausgaben in einem hohen zweistelligen Prozentbereich erhöhen. «Wir rechnen damit, dass das bei uns zu einem spürbaren Wachstum in der Erfolgsrechnung ab 2027 führen wird.»
Die Zollkeule von US-Präsident Donald Trump trifft Implenia nicht. Es gebe keine direkten Auswirkungen auf den grössten Schweizer Baukonzern, sagte Vollmar: «Wir importieren nichts. Wir exportieren nichts. Selbst wenn die Schweiz Gegenzölle erheben würde, wären wir nur indirekt betroffen.» Und die indirekten Auswirkungen seien auch kein signifikantes Risiko für Implenia. (awp/mc/pg)