Italien fordert von Roche und Novartis Schadenersatz

Italien fordert von Roche und Novartis Schadenersatz
Augenmedikament Lucentis (gegen AMD). Vertrieb: Novartis und Roche.

Novartis und Roche sollen mit ihrem gemeinsam vertriebenes Augenmedikament Lucentis in Italien den Wettbewerb behindert haben.

Rom – Das italienische Gesundheitsministerium fordert von den Schweizer Pharma-Konzernen Roche und Novartis Schadenersatz. Die Forderung beläuft sich auf rund 1,2 Mrd. Euro und steht im Zusammenhang mit dem Vorwurf der Wettbewerbsbehinderungen.

Das Ministerium hatte im Februar entschieden, dass Novartis und Roche im Zusammenhang mit dem Augenheilmittel Lucentis und dem für dieselbe Indikation ohne entsprechende Zulassung (Off-label) verwendeten und ungleich kostengünstigeren Krebsmedikament Avastin den Wettbewerb behindert hätten.

Für die Jahre 2012 bis 2014 fordert das Ministerium nun Schadenersatz, wie es auf seiner Webseite am Mittwochabend mitteilte. Dabei werden für das Jahr 2012 45 Mio. Euro geltend gemacht, für 2013 sind es 540 Mio. Euro und für 2014 dann 615 Mio. Euro.

Anfang März dieses Jahres sind Roche und Novartis von den italienischen Wettbewerbsbehörden gebüsst worden mit je rund 90 Mio. Euro. Die Behörde machte dabei Wettbewerbsabsprachen im Zusammenhang mit dem Augenheilmittel Lucentis und Krebsmedikament Avastin geltend.

Vorwürfe zurückgewiesen
Der Pharma-Konzern Novartis bestätigt die Ankündigung des italienischen Gesundheitsministeriums und wies in einer Stellungnahme auf Anfrage der Finanznachrichtenagentur AWP die Vorwürfe scharf zurück. Die Anschuldigungen wegen wettbewerbshindernden Praktiken von Novartis und Roche in Italien entbehrten jeglicher Grundlage.

Am 2. Mai habe Novartis zudem Rekurs gegen die Busse der italienischen Wettbewerbsbehörde eingelegt, sagte ein Sprecher. Das Medikament Lucentis mit dem gut bekannten Sicherheitsprofil werde in Italien weiterhin für die zugelassenen fünf Indikationen vertrieben.

Roche bestritt in einer Stellungnahme gegenüber AWP die Forderungen und hielt zudem fest, dass der Konzern dazu noch nicht von offizieller Seite kontaktiert worden sei. «Wir weisen die Forderungen zurück, da sie jeglicher Grundlage entbehren», so eine Sprecherin.

Nicht für Augenkrankheiten zugelassen
Zu den gleichen Vorwürfen äusserte sich der Konzern auch bereits im März anlässlich der Ankündigung der Busse durch die italienische Wettbewerbsbehörde. Roche verurteilte die Entscheidung der italienischen Behörde zu der angeblichen Wettbewerbsabsprache damals ebenfalls scharf.

Roche bestätigte im März ebenfalls, dass es keinerlei wettbewerbsverzerrenden Absprachen zwischen dem Konzern und Novartis gibt. Avastin und Lucentis seien zwei unterschiedliche Medikamente und für verschiedene Behandlungen entwickelt worden.

Die beiden Medikamente enthielten unterschiedliche Wirkstoffe. Lucentis sei von den Zulassungsbehörden weltweit zur Behandlung von Augenerkrankungen registriert und auch dazu entwickelt worden.

Avastin hingegen sei als intravenöse Behandlung von Krebserkrankungen zugelassen und werde nicht für die Therapie von Augenerkrankungen hergestellt, das Medikament sei auch nicht dafür zugelassen, so Roche weiter.

Für das ursprünglich von Genentech entwickelte Lucentis hat Roche die Rechte für die USA, Novartis für die übrigen Märkte weltweit. Die Rechte an Avastin liegen bei Roche. (awp/mc/ps)

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