Kühne+Nagel im H1 mit mehr Umsatz und weniger Gewinn

Kühne+Nagel im H1 mit mehr Umsatz und weniger Gewinn

Reinhard Lange, CEO Kühne + Nagel.

Schindellegi – Der Logistikdienstleister Kühne+Nagel (K+N) hat im ersten Halbjahr 2012 mehr Umsatz erwirtschaftet, jedoch weniger verdient. Die nachlassende Wirtschaftsdynamik hat auch den Logistiksektor erfasst – trotzdem lag das Wachstum von K+N über dem Marktdurchschnitt. Die eingeleiteten Kostenmassnahmen haben laut Firmenleitung zuletzt Wirkung gezeigt und dürften in der zweiten Jahreshälfte noch stärker zum Tragen kommen.

Kühne + Nagel hat in der ersten Jahreshälfte den Umsatz um 2,8% auf 10,06 Mrd CHF gesteigert. Gemäss Konzernangaben vom Montag lag das Wachstum damit über dem Marktdurchschnitt. Der für einen Logistikkonzern aussagekräftigere Bruttogewinn zog um 2,6% auf 3,03 Mrd an. Hingegen sanken der operative Gewinn auf Stufe EBITDA um 23% auf 389 Mio und der EBIT um 29% auf 282 Mio. Der den Aktionären anrechenbare Reingewinn sackte um 32% auf 211 Mio CHF ab. Der massive Gewinnrückgang gründet in erster Linie auf einer Ende März ausgesprochenen Kartellbusse der Europäischen Union (EU) über umgerechnet 65 Mio CHF. Ohne die Kartellbusse ging der EBITDA um 9,6% auf 454 Mio und der Reingewinn um 11% auf 279 Mio CHF zurück.

Mit den ausgewiesenen Zahlen hat Kühne + Nagel die Analystenerwartungen ausser beim Bruttogewinn marginal übertroffen.

Marktwachstum übertroffen
Gedämpftes Konsumverhalten in allen Teilen der Welt und eine sich verstärkende Marktvolatilität hätten das internationale Logistikgeschäft in der Berichtsperiode geprägt, teilte das Unternehmen mit. Insbesondere der schwache Handel auf den Routen von Asien nach Europa und Nordamerika habe sich negativ ausgewirkt. Trotzdem habe K+N im Berichtszeitraum ein über dem Markt liegendes Wachstum erzielt. So sei K+N in der Seefracht mit einem Anstieg des Transportvolumens um 8% mehr als doppelt so schnell wie der Gesamtmarkt gewachsen, der um rund 3,5% zugelegt habe. Während die Volumen auf den Strecken von Asien nach Europa stagniert hätten, habe K+N auf den transpazifischen Relationen zugelegt.

Margen unter Druck
Die Margen kamen unter Druck als Folge der im Laufe des ersten Halbjahrs 2012 rasch aufeinander folgenden Ratenerhöhungen der Reedereien. Die EBIT-Marge im Verhältnis zum Bruttogewinn, eine Messgrösse des Unternehmens, sei im zweiten Quartal gegenüber der Periode von Januar bis März um 2,1 Prozentpunkte auf 30,4% verbessert worden, hiess es. Das globale Luftfrachtgeschäft schrumpfte nach Schätzungen des Unternehmens um 4%, während K+N eine Steigerung der Tonnage um rund 1% erzielt habe. Die EBIT-Marge im Verhältnis zum Bruttogewinn sei vom ersten zum zweiten Quartal 2012 um 3,5 Prozentpunkte auf 27,0% gestiegen.

Prognosen gesenkt
Im Lichte der sinkenden Wirtschaftsdynamik hat Kühne+Nagel seine Wachstumsziele für das Geschäftsjahr 2012 gesenkt. Die Seefrachtsparte dürfte im laufenden Jahr nur noch um 8% wachsen, erklärte Finanzchef Gerard van Kesteren im Gespräch mit AWP. Zuvor hatte das Unternehmen einen Zuwachs von «10% plus» in Aussicht gestellt. In der Luftfracht geht Kühne+Nagel in diesem Jahr noch von einem eigenen Wachstum in Höhe von 2-4% aus; zuvor hatte die Prognose auf 6-8% gelautet.

Stellenabbau
Der im Frühjahr verhängte Einstellungsstopp habe bis dato zu einer Reduktion der Angestellten (Vollzeitäquivalent) um rund 1’000 auf 70’709 geführt. Die Massnahmen werden van Kesteren zufolge weitergeführt und dürften bis zum Jahresende zu einem Abbau von weiteren 1’000 Stellen führen. «Trotz höheren Volumen werden unsere Kosten in den nächsten beiden Quartalen nicht steigen», versprach der Finanzchef. Die Massnahmen hätten zwar bereits im zurückliegenden Quartal positive Auswirkungen gezeigt, sie dürften aber in der zweiten Jahreshälfte verstärkt zur Geltung kommen. Die Gruppe nähere sich daher wieder den für das Gesamtjahr 2012 angestrebten Rentabilitäts- und Produktivitätszielen an. Die EBIT-Marge zum Bruttogewinn soll 2012 in der Seefracht bei 30% und in der Luftfracht bei 28% liegen, erläuterte der Finanzchef die Zielsetzungen. (awp/mc/upd/ps)

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