Lastminute verdient trotz Rekordumsatz weniger

Lastminute verdient trotz Rekordumsatz weniger
Schweizer Lastminute-Geschäftsstelle in Chiasso.

Amsterdam/Chiasso – Der Online-Reiseanbieter Lastminute hat im ersten Halbjahr 2023 dank dem Reiseboom deutlich mehr umgesetzt. Stornierungen und nicht eingelöste Gutscheine drückten allerdings auf die Profitabilität.

Der Umsatz stieg von Januar bis Juni um satte 15 Prozent auf 184,0 Millionen Euro, wie die Gruppe am Donnerstag meldete. Damit setzte Lastminute so viel um wie noch nie in einem Halbjahr. Der Anstieg sei erneut auf den starken Zuwachs bei Ferienpaketen zurückzuführen.

Die Monate April bis Juni (-2%) waren allerdings etwas weniger stark als im Vorjahr. Nach Aufhebung der letzten Corona-Beschränkungen im März 2022 war der Vergleichswert im Vorjahr bereits «aussergewöhnlich stark», wie es im Communiqué heisst.

Lastminute ist bei sogenannten dynamischen Ferienpaketen in Europa führend. In den Paketen werden Transport und Unterkunft mit touristischen Angeboten wie Sightseeing kombiniert – sie gelten als besonders margenstark. Und sie machen einen zunehmend steigenden Umsatzanteil aus.

Weniger verdient
Der bereinigte Betriebsgewinn (EBITDA) stieg im ersten Semester vor diesem Hintergrund um deutliche 22 Prozent auf 29,9 Millionen Euro. Bezieht man jedoch die Belastungen aus Stornierungen und nicht eingelösten Gutscheinen mit ein, bleiben noch 24,9 Millionen – dies bedeutet nur noch einen Zuwachs von 1 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2022.

Und nach IFRS-Rechnungslegung ging der EBITDA gar um 26 Prozent auf 20,4 Millionen zurück. Der Online-Reiseanbieter begründet dies mit der Neubewertung von Verbindlichkeiten aus seinem Anreizsystem, die im Einklang mit der Aktienkursentwicklung gestiegen sei. Am Ende blieb damit ein gerade mal halb so hoher Nettogewinn von 7,4 Millionen Euro.

Wachstum erwartet
Für das Gesamtjahr erwartet Lastminute nun ein Umsatzwachstum von 10 bis 15 Prozent. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass das Marktumfeld von grösseren Verwerfungen verschont bleibe. Gleichzeitig wird ein Wachstum der Profitabilität «in gleichem Umfang oder darüber» in Aussicht gestellt. Beim bereinigten EBITDA wird ein «signifikantes» Wachstum erwartet.

Den Skandal um die mutmasslich zu Unrecht bezogenen Corona-Hilfszahlungen konnte das Unternehmen bereits im Mai ad acta legen. Damals wurden alle ausstehenden Beträge an das Schweizer Sekretariat für Wirtschaft (Seco) zurückgezahlt. Im vergangenen Jahr hatte dies zu einer Rückstellung von 34 Millionen Euro und in der Folge zu einem Jahresverlust von 15 Millionen geführt.

Im letzten Sommer mussten neben Ex-CEO Fabio Cannavale weitere Top-Manager ins Gefängnis. Die Führungsriege wurde zwar längst komplett ausgewechselt. Cannavale bleibt aber über die Holdinggesellschaf Freesailors weiterhin der bedeutendste Aktionär von Lastminute.

Zum Online-Reisebüro zählen neben lastminute.com weitere Marken wie Volagratis, Rumbo, weg.de, Bravofly, Jetcost und Hotelscan. (awp/mc/pg)

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