Lifewatch empfiehlt Aktionären Aevis-Offerte zur Ablehnung

Lifewatch empfiehlt Aktionären Aevis-Offerte zur Ablehnung
Robert Bider, ehemaliger Lifewatch-VRP. (Foto: Lifewatch)

Zug – Der Telemedizin-Anbieter Lifewatch hat sich am Freitagabend zu dem vom Klinik- und Hotelunternehmen Aevis Victoria Ende Januar 2017 lancierten Übernahmeangebot geäussert: Lifewatch empfiehlt seinen Aktionären, das Übernahmeangebot abzulehnen. Unter anderem wird die zu tiefe Bewertung der Gruppe kritisiert. Bereits anfangs Februar hatte Lifewatch wissen lassen, dass weitere Angebote geprüft würden. Dieser Entscheid sei im Interesse des Unternehmens sowie aller Aktionäre gefallen, hiess es vor gut fünf Wochen dazu.

Die Offerte von Aevis Victoria sei weder im besten Interesse des Unternehmens noch der Aktionäre, teilt Lifewatch nun am Freitag mit. Zu diesem Schluss sei das Verwaltungsratskomittee aus vier unabhängigen VR-Mitgliedern nach eingehender Überprüfung gelangt. Der Verwaltungsrat habe deshalb unter Ausschluss der parteiischen Mitglieder diese ablehnende Empfehlung abgegeben.

Kein strategischer Nutzen
Es werde mehr Wert für das Unternehmen und die Aktionäre geschaffen, indem Lifewatch die eingeschlagene Strategie im Alleingang oder in Verbindung mit einem geeigneten industriellen Partner weiterverfolge, so die weitere Begründung.

Ein Zusammengehen mit Aevis ergebe für Lifewatch keinen strategischen Nutzen und auch im Angebotsprospekt seien dazu keine klaren Argumente aufgeführt, begründet das Telemedizinunternehmen weiter. Aevis lasse im Bereich Telemedizin keine klare Strategie erkennen und ein Schulterschluss mit Lifewatch würde zu keinen Ertrags- oder Kostensynergien führen, ist man in Zug der Überzeugung. So sei es etwa bei der vor gut einem Jahr von Aevis übernommenen Medgate bereits zu zwei wichtigen Kundenabgängen und Stellenkürzungen gekommen.

Zu tiefe Bewertung
Das Hauptargument, welches laut Lifewatch gegen eine Annahme des Kaufangebots spricht, dürfte in der Bewertung der Gesellschaft liegen. Diese sei ungenügend, moniert Lifewatch. Sowohl die Bar- wie die Tauschofferten lägen – basierend auf dem aktuellen Aktienkurs von Aevis – markant unter dem aktuellen Aktienkurs von Lifewatch.

Die Lifewatch-Aktionäre können gemäss dem Aevis-Angebot zwischen einem Tauschangebot und einer Baralternative wählen. Im Tausch bietet Aevis je Lifewatch-Titel 0,1818 eigene Titel oder 10 CHF je Lifewatch-Titel. Die Aevis-Aktie schloss am heutigen Freitag bei 59,50 CHF, womit sich laut Tauschangebot ein Preis von 10,82 CHF je Lifewatch-Titel errechnet. Lifewatch gingen am Berichtstag zu 12,25 CHF aus dem Handel.

Höherer Wert in EY-Studie
Aevis indessen hob bei Veröffentlichung des Angebotsprospekts am 20. Februar die Ergebnisse einer vom Beratungsunternehmen Ernst & Young erstellten Studie hervor. Darin ergab sich für das Tauschangebot ein Wert für die Lifewatch-Aktie zwischen 12,40 und 13,60 CHF. Der Wert errechne sich aus einer unabhängigen Bewertung der Aevis-Aktie zwischen 68,20 und 74,80 CHF, hiess es damals. Diese unabhängige Bewertung sei nötig, da die Aevis-Aktien nicht als liquide im Sinne des Übernahmerechts gelten würden.

Am Tag des Gebots im Januar hatte sich zu den damaligen Kursen für Lifewatch (9,95 CHF) und Aevis (65,20 CHF) für den 0,1818-Anteil ein Wert in Höhe von 11,85 CHF bzw eine Prämie 19,1% errechnet. Eine gleichhohe Prämie hatte sich damals auch anhand des volumengewichteten Durchschnittskurses der zuvor vergangenen 60 Börsentage ergeben. (awp/mc/ps)

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