Mindestkurs: Erster Schock in der Industrie überstanden
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Zürich – Das Barometer für die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Industrie ist von -1,28 Punkten im März auf -0.68 Punkte im April gestiegen. Bei den Grossunternehmen, die weniger unter dem Frankenschock litten als die KMU, verbesserte sich das Barometer von -0,85 auf -0,18 Punkte. Allerdings lagen die April-Werte immer noch unter dem langjährigen Schnitt von 0,13 Punkten für die KMU und 0,15 Punkten für die Grossunternehmen.
Bei beiden Unternehmensgruppen trugen vor allem höhere Bestellungseingänge im Vergleich zum Vormonat und eine allgemein etwas optimistischere Erwartung bezüglich vieler Indikatoren zum besseren Ergebnis bei. Der mittlerweile etwas schwächere Franken dürfte zur leicht optimistischeren Stimmung beigetragen haben. Aber trotz der zwischenzeitlichen Aufhellung beim Euro/Franken–Wechselkurs blieben die Auftragseingänge aus dem Ausland eher verhalten und die Unternehmen beurteilten diese als sehr schlecht.
Prekäre Ertragslage – Mehr Entlassungen erwartet
Besonders düster schätzten die Unternehmen im zweiten Quartal ihre Ertragslage ein. Obwohl sich die Erträge sowohl bei den KMU wie auch bei den Grossunternehmen seit 2011 nicht verbessert hatten, war der Rückgang bei der Umfrage im zweiten Quartal doch beträchtlich. Aber auch bei diesem Indikator, wie bei den meisten anderen, schnitten die Grossunternehmen besser ab als die KMU. Etwas bedenklich stimmte im April das Beschäftigungsniveau im Industriesektor, das nach einer kurzen Erholung zum Jahresende wieder als zu hoch beurteilt wurde. UBS-Ökonomen gehen davon aus, dass es aufgrund der Frankenstärke vermehrt zu Entlassungen kommen wird und erwarten für das Gesamtjahr 2015 eine Arbeitslosenquote von 3,6 Prozent.
Baugewerbe kann sich dem Abwärtstrend nicht ganz entziehen
Vor allem bei den grossen Unternehmen im Baugewerbe liess die Dynamik spürbar nach. Die Geschäftslage wurde zwar immer noch als gut beurteilt, doch in den letzten Quartalen erhöhte sich der Anteil der Unternehmen, die sie als schlecht oder befriedigend beurteilen, stetig. Im Gegensatz dazu verbesserte sich bei den KMU die wirtschaftliche Lage im zweiten Quartal wieder leicht. Diese unterschiedliche Beurteilung der wirtschaftlichen Lage dürfte auch auf den Auftragsbestand zurückzuführen sein, der bei den KMU im Baugewerbe anstieg und bei den Grossunternehmen abnahm. Bei den Gewinnen hingegen waren keine Unterschiede auszumachen.
Auch bei den Dienstleistungsunternehmen fiel die allgemeine Beurteilung der Geschäftslage im zweiten Quartal immer noch gut aus, obwohl sich die Dynamik etwas abschwächte. Die KMU beurteilten dabei die wirtschaftliche Lage leicht schlechter als die Grossunternehmen. Bei den anderen Indikatoren sah das Bild im tertiären Sektor im zweiten Quartal nicht viel besser aus als in der Industrie. Sowohl die Nachfrage wie auch die Ertragslage verschlechterten sich bei beiden Unternehmensgrössen. Zudem erwarten die Dienstleister in nächster Zeit sinkende Verkaufspreise.
Tourismus und Detailhandel leiden
Neben dem Tourismus dürfte auch der Detailhandel, wegen dem Einkaufstourismus und den wegbrechenden Margen, besonders stark vom Ausstieg der SNB aus der Kursuntergrenze betroffen sein. Die grossen Detaillisten schätzten die Geschäftslage im April zwar immer noch als befriedigend ein. Doch die Ertragslage verschlechterte sich und beim erwarteten Umsatz waren die Grossunternehmen auch etwas vorsichtiger. Deutliche Bremsspuren hinterliess der SNB-Entscheid bei den KMU im Detailhandel. Neben der Geschäftslage, die seit einem Jahr als schlecht beurteilt wird, verschlechterten sich im April alle restlichen Indikatoren ebenfalls noch einmal deutlich. Noch düsterer sieht das Bild in der Tourismusbranche aus, unabhängig von der Unternehmensgrösse, wo sich alle Indikatoren verschlechterten. (UBS/mc/pg)
Berechnung des UBS KMU Barometers
Das UBS KMU Barometer basiert auf der monatlichen Befragung der KOF in der Industrie (ohne Bau). Es berechnet sich als erste Hauptkomponente von 17 Subindikatoren für die gesamte Industrie, aufgeteilt nach KMU (bis 200 Mitarbeitende) und Grossunternehmen (ab 200 Mitarbeitende). Es wird derart skaliert, dass sein Mittelwert Null und seine Varianz 1 ist.