Pharma-Gigant Roche mit solidem Halbjahr

Roche-CEO Severin Schwan. (Foto: Roche)

Basel – Roche ist ohne Frage einer der grössten und wichtigsten Pharmakonzerne. Während das Management rund um CEO Severin Schwan sonst eher durch Understatement auffällt, betonen die Manager anlässlich der Halbjahreszahlen an diesem Donnerstag ungewöhnlich oft die eigenen Stärken und die Marktposition. An der Börse sind die Reaktionen allerdings verhalten.

Rückenwind bekommen die Manager dabei von der Entwicklung ihres Unternehmens. In den ersten sechs Monaten 2016 hat Roche bei Umsatz und Gewinn die eigenen Ziele erfüllt. Die Analystenschar zeigt sich laut den ersten Kommentaren sogar leicht positiv überrascht. «Solide» sei der Konzern gewachsen. Dass dabei höhere Ausgaben für Forschung und Entwicklung durch einen positiven Einmaleffekt ausgeglichen wurden, rückt dann eher in den Hintergrund.

Zahlreiche Zulassungen und Studien treiben Kosten
Die höheren R&D-Kosten lassen sich auch schnell begründen. So betonen Schwan und der Pharma-Chef Daniel O’Day, dass Roche innerhalb von zwölf Monaten fünf Markteinführungen hatte – wobei die beiden Manager den Produktkandidaten Ocrevus gegen Multiple Sklerose dazu zählen, das aktuell aber noch von den Gesundheitsbehörden in der EU und den USA zugelassen werden muss.

In den USA könnte dies Ende des Jahres der Fall sein, denn dann wird sich die FDA äussern. Sie hatte dem Mittel den Status Therapiedurchbruch erteilt, was bedeutet, dass das Zulassungsverfahren etwas schneller läuft. Beide Manager geben sich recht zuversichtlich, dass das Immun-Therapeutikum zugelassen wird.

Neue eigene Bestmarke aufgestellt
«Fünf Marktzulassungen in zwölf Monaten hat es bei Roche zuvor noch nicht gegeben», sagt Schwan nicht ohne Stolz. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei natürlich dem Immun-Therapeutikum Tecentriq (Atezolizumab), das in den USA mittlerweile gegen eine bestimmte Form von Blasenkrebs zugelassen ist. Für die Behandlung von Lungenkrebs wartet das Unternehmen noch auf die Stellungnahme der FDA zu diesem Mittel.

Tecentriq ist seit Mai auf dem Markt, der erste volle Umsatz-Monat war also lediglich Juni und in dem alleine habe das Mittel 19 Mio USD generiert. Das sei ermutigend. Zudem werde Tecentriq noch in zahlreichen Kombinationen getestet. «Unser Erfolg hängt ganz stark von unserer Pipeline ab», zeigt sich Schwan sehr realistisch. Allerdings hätten ihn die Studienergebnisse der vergangenen zwölf Monate in diesem Punkt deutlich ruhiger gestimmt.

Rücksetzer gehören dazu
Denn in der Tat hat Roche zuletzt vor allem mit einem Misserfolg von sich reden gemacht. Die so genannte GOYA-Studie mit dem Mittel Gazyva hatte nicht die erhofften Ergebnisse erzielt. Allerdings handele es sich dabei nur um eine von insgesamt vier Studien, in denen sich Gazyva der jetzigen Standard-Therapie mit MabThera gegenüber als nicht überlegen erwiesen habe.

Das Roche-Management spielt die Tatsache etwas herunter, dass damit etwa 30% der aktuellen MabThera-Umsätze einer verstärkten Biosimilar-Konkurrenz ausgesetzt seien. CEO Schwan dreht den Spiess vielmehr um. Er sei froh, dass es Generika und Biosimilars gebe. Ohne sie wäre die Branche nicht diesem ständigen Innovationsdruck ausgesetzt. Oder wie O’Day es zusammenfasst: «Natürlich sind wir enttäuscht von den GOYA-Ergebnissen, aber ganz sicher nicht entmutigt».

Rein rechnerisch hat Roche in den ersten sechs Monaten den Umsatz wie angekündigt im mittleren einstelligen Bereich gesteigert. Mit 25,0 Mrd CHF lag er um 6% über dem Vorjahreswert. Zu konstanten Wechselkursen (kWk) bedeutet dies ein Plus von 5%. Dabei erzielte die grössere der beiden Sparten, die Pharmasparte, einen Umsatz von 19,5 Mrd CHF (+6%/+4% kWk). Für den Bereich Diagnostics stehen Erlöse von 5,6 Mrd CHF zu Buche, 6% mehr (+6% kWk) als im Vorjahreszeitraum.

In gleichem Tempo weiter
Für den betrieblichen Kerngewinn weist Roche 9,9 Mrd CHF aus (+7%/+5% kWk). Der Konzerngewinn nach IFRS wiederum nahm um 4% zu auf 5,5 Mrd. In der zweiten Jahreshälfte soll sich das Wachstum im gleichen Tempo fortsetzen.

Analysten bewerten die Zahlen unter dem Strich positiv, wenn auch eher unspektakulär. Roche habe ein solides Halbjahr hinter sich.

An der Börse überwog dagegen die Zurückhaltung. Die Genussscheine gaben bis Handelsschluss um 1,2% nach auf 250 CHF, während der SMI mit einem Minus von 0,18% aus dem Handel ging. (awp/mc/pg)

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