Roche organisiert Applied-Science-Geschäft neu

Severin Schwan, CEO Roche. (© Roche)

Basel – Der Pharmakonzern Roche hat Massnahmen zur Reorganisation des Life-Science-Geschäfts angekündigt. Der Geschäftsbereich Applied Science soll aufgelöst und sein Produktportfolio in den Bereich der klinischen Diagnostik von Roche integriert werden. Dadurch würden die Entscheidungswege verkürzt und der Technologiefluss von der Forschung in die klinische Diagnostik verbessert, heisst es in einer Mitteilung des Unternehmens vom Dienstag.

Roche hat gleichzeitig ihr F+E- Sequenzierungsportfolio geprüft und entschieden, das ISFET-Projekt zur Entwicklung eines Sequenzierungssystems auf Halbleiterbasis an DNA Electronics zurückzugeben. Roche glaubt, dass das Produkt bei seiner Einführung nicht kompetitiv genug ist. Roche hat ausserdem ihre Zusammenarbeit mit IBM zur Entwicklung einer Sequenzierungsplattform auf der Basis von Nanoporen beendet, da das Projekt mit hohen technischen Risiken behaftet ist.

Preisdruck und Mittelkürzungen halten an
Preisdruck und Mittelkürzungen in der Life-Science-Forschung prägen das Marktumfeld schon seit geraumer Zeit und werden voraussichtlich weiterbestehen. Durch die geplanten strukturellen Anpassungen sollen die Produktivität und Flexibilität des Life-Science-Geschäfts weiter erhöht werden, um besser auf Marktentwicklungen reagieren zu können. Das Life-Science-Geschäft macht rund 7% der Gesamtverkäufe der Division Diagnostics aus.

Roland Diggelmann, COO der Division Roche Diagnostics: “Nachdem wir die Aktivitäten unseres Geschäftsbereichs Applied Science sorgfältig geprüft haben, sind wir zum Schluss gekommen, dass wir mit einer Reorganisation unseres Life-Science-Geschäfts die Synergien zwischen jenen Aktivitäten und unserem bestehenden Portfolio an klinischen Diagnostika besser nutzen können. Roche wird sich auch künftig auf dem Gebiet der Life Sciences engagieren, und wir werden unsere Kunden weiterhin mit unserem bestehenden Life-Science-Portfolio und unseren Fachleuten unterstützen.“

Überschneidungen beseitigen
Zwei wichtige Produktbereiche von Applied Science – Produktlinien, die auf der PCR-Technologie und Nukleinsäuren (NAP) basieren, sowie das Portfolio von Roche Custom Biotech – weisen Überschneidungen mit den Geschäftsbereichen Molecular Diagnostics bzw. Professional Diagnostics von Roche auf. Um diese Überschneidungen zu beseitigen, hat Roche die folgenden organisatorischen Veränderungen geplant:

  • Die PCR-Technologie und NAP werden künftig von Roche Molecular Diagnostics betreut. Dazu gehören Plattformen und Reagenzien für die Echtzeit-PCR und Nukleinsäureaufreinigung sowie Nukleinsäure-verwandte biochemische Reagenzien.
  • Das Portfolio von Custom Biotech, das Plattformen und Reagenzien umfasst, die eine grössere Nähe zum klinisch-chemischen Portfolio von Roche aufweisen, wird zum Geschäftsbereich Roche Professional Diagnostics übergehen.
  • Eine spezialisierte Einheit soll eingerichtet werden, die sich ausschliesslich auf die Sequenzierung konzentriert. Diese Einheit wird die Aufgabe haben, eine Sequenzierungsstrategie von der Forschung zur klinischen Diagnostik einzuführen. Ausserdem wird sie nach internen und externen Möglichkeiten suchen, um den Kunden differenzierte Produkte zur Verfügung zu stellen sowie das bestehende Sequenzierungsgeschäft von Roche betreuen.
  • In der Folge wird der Geschäftsbereich Applied Science per Ende 2013 aufgelöst.

Die neue Geschäftsstruktur wird sich zum ersten Mal im Halbjahresbericht 2013 des Roche-Konzerns widerspiegeln. Der Ausblick des Konzerns für das Geschäftsjahr 2013 bleibt unverändert.

Stellenabbau in Deutschland und USA
Die geplante Reorganisation des Life-Science-Geschäfts von Roche wird voraussichtlich rund 110 Stellen in Penzberg (Deutschland) und 60 Stellen in Branford (Connecticut, USA) betreffen. Roche setzt sich dafür ein, dass Entlassungen umsichtig durchgeführt werden und für die betroffenen Mitarbeitenden eine sozial verträgliche Lösung gefunden wird. Das Unternehmen wird die Mitarbeitenden, deren Arbeitsstellen von der Reorganisation betroffen sind, so schnell wie möglich informieren und entsprechende Pläne und Programme einführen, um sie in dieser Phase zu unterstützen. (Roche/mc/ps)

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