S+B: Machtkampf geht unvermindert weiter – Pieper outet sich

Michael Pieper, Inhaber Artemis Holding.

Zürich – Der Kampf um die Macht beim schweizerisch-deutschen Stahlkonzern Schmolz+Bickenbach AG (AG) im Vorfeld der Generalversammlung vom nächsten Freitag geht unvermindert weiter. Der Verwaltungsrat und die grösste Aktionärin – die Schmolz+Bickenbach GmbH & Co. KG (KG), welche die Interessen der Nachkommen der Gründer der heute an der Schweizer Börse SIX kotierten Gesellschaft vertritt -, stehen sich dabei unversöhnlich gegenüber. Derweil hat die Artemis Holding des Schweizer Industriellen Michael Pieper erstmals ein Interesse an einer Minderheitsbeteiligung bestätigt.

Zuerst meldete sich am Freitagnachmittag die KG, die einen Anteil von 40,46% hält, zu Wort und äusserte sich zu einem Abkommen zwischen ihr und dem Aktionär Gerold Büttiker bzw. dessen von ihm kontrollierten Gebuka AG (Stimmenanteil von 6%). Die beiden sind in einem Aktionärsbindungsvertag (ABV) verbunden, der aber offenbar unterschiedlich interpretiert wird. Die KG meint, wie sie in einer Mitteilung schrieb, dass die Gebuka vertraglich verpflichtet sei, die von der KG gemachten Wahlvorschläge für den Verwaltungsrat der AG zu unterstützen. Die KG habe überdies das Recht, den Präsidenten des Verwaltungsrates vorzuschlagen und die Gebuka sei nach den vertraglichen Vereinbarungen mit der KG verpflichtet, diesen Vorschlag zu unterstützen

Laut Gebuka kann KG nur mit 20,46% abstimmen
Ein paar Stunden später liess der Verwaltungsrat dann mitteilen, dass die Gebuka dem Verwaltungsrat bestätigt habe, dass sie ihre Veto- und Vorkaufsrechte im Zusammenhang mit der anstehenden Generalversammlung ausüben und «mit allen Mitteln durchsetzen» werde. Gemäss den Angaben der Gebuka bedeute dies, dass die KG an der Generalversammlung nur über 20,46% der Stimmen verfügen werde und die in den ABV eingebundenen 20% der Stimmen als nicht anwesend gelten werden.

Unterschiedlicher Meinung sind die Parteien auch bei der Besetzung des Verwaltungsrates. Die KG will bekanntlich neue eigene Leute in das Gremium wählen und gewisse Verwaltungsräte – u.a. Präsident Hans-Peter Zehnder – abwählen. Heute liess sie verlauten, dass der von ihr aufgestellte, aber «nicht mit ihr verbundene» Kandidat Heinz Schumacher sich entschieden habe, seine Kandidatur zurückzuziehen. Damit seien die Argumente des Verwaltungsrats gegen die Wahl des ebenfalls von ihr aufgestellten Oliver Thum hinfällig.

Darauf meinte der Verwaltungsrat, er nehme den Rückzug des Kandidaten zur Kenntnis und fordere die KG auf, einen Ersatzkandidaten zu nominieren. Er lehne die Kandidatur von Thum jedoch weiterhin ab, da aufgrund seines bisherigen Verhaltens als Geschäftsführer der KG kein tragfähiges Vertrauensverhältnis zu ihm bestehe.

Artemis bestätigt Interesse – KG lässt Frist verstreichen
Nach Börsenschluss bestätige zudem der Grossinvestor Michael Pieper, dass er beim Stahlkonzern einsteigen möchte. Über seine Beteiligungsgesellschaft Artemis legte er den Gründerfamilien (KG) bereits ein Angebot für eine Minderheitsbeteiligung vor. Diese gingen allerdings offenbar nicht auf die Offerte ein. Die Frist lief am vorgestern Donnerstag ab.

Dennoch bleibe Pieper an einer Beteiligung interessiert, teilte er mit. Man werde nun den Ausgang der Generalversammlung abwarten. Pieper bzw. Artemis will nach eigenen Angaben zu einem «Ankeraktionär» neben den Gründerfamilien werden. Zum Anteil, der angestrebt wird, wurden auf Anfrage aber keine näheren Angaben gemacht.

Die KG will bekanntlich den russischen Oligarchen Viktor Vekselberg und dessen Investmentgesellschaft Renova ins Boot holen und hat mit Renova eine exklusive Übereinkunft für eine Kapitalerhöhung geschlossen. Sie will die Eigenmittel um 434 Mio CHF erhöhen, was dem Verwaltungsrat aber zu weit geht. Aus betrieblicher Sicht sei eine so grosse Erhöhung unnötig und für die Aktionäre allzu belastend, so der VR. Stattdessen schlägt er eine Erhöhung um 330 Mio CHF vor. Neben Pieper wurde zuletzt in der Presse auch noch der japanische Sumitomo-Konzern als möglicher Investor im Sinne des Verwaltungsrates genannt. (awp/mc/ps)

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