SBB bauen 65 Vollzeitstellen im Tessin und in der Deutschschweiz ab

SBB bauen 65 Vollzeitstellen im Tessin und in der Deutschschweiz ab
SBB Cargo-Güterzug auf der Südrampe der Gotthardstrecke. (Foto: SBB CFF FFS)

Zürich – SBB Cargo Schweiz hat am Dienstag den Abbau von 65 Vollzeitstellen bekanntgegeben. Zwei Drittel fallen im Tessin weg, ein Drittel in der Deutschschweiz. Die Sparte beschäftigt 2250 Personen. Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) verurteilt den «Kahlschlag» bei SBB Cargo und fordert einen «glaubwürdigen Businessplan».

Hintergrund des Abbaus ist das defizitäre Geschäft «Kombinierter Verkehr». Die SBB streichen die Ost-West-Achse in diesem Bereich komplett, wie sie am Dienstagmorgen mitteilten. Die Verbindung durch die Alpen bleibt erhalten, zwischen Dietikon ZH und Stabio TI sollen Container auf der Schiene transportiert werden. Davor und danach gehen sie auf die Strasse. Die Änderungen entsprechen dem neuen Konzept «Suisse Cargo Logistics».

Laut Alexander Muhm, Leiter Güterverkehr SBB, ist diese Strecke stark nachgefragt. Künftig soll täglich je ein Zug mit elf Wagen nach Norden und nach Süden fahren.

12 Millionen Franken Defizit pro Jahr
Der Schritt bedeutet auch das Ende für acht Terminals in Basel, Oensingen SO, Gossau SG, Widnau SG, Renens VD, St. Triphon VD, Cadenazzo TI und Lugano TI. Sollte sich das neue Konzept bewähren und Express-Trassen sowie passende Terminal-Infrastruktur gebaut werden, würde die Ost-West-Achse möglicherweise wieder aktiviert.

Der Kombinierte Verkehr fährt jährlich ein Defizit von rund 12 Millionen Franken ein – bei einem Umsatz von 18 Millionen. Nur 50 Mitarbeitende sind in dem Bereich beschäftigt, sie dürften stark vom Abbau betroffen sein. Genaue Zahlen gaben die SBB aber noch nicht bekannt.

Die SBB rechnen damit, dass wegen des Abbaus täglich 70 Lastwagen mehr auf den Strassen unterwegs sein werden. Diese tiefe Zahl zeigt, wie wenig das Angebot genutzt wurde «Wir stehen in diesem Bereich in einer 1-zu-1-Konkurrenz zur Strasse», sagte Muhm vor den Medien. Konkurrenzfähig seien die SBB aber nicht gewesen, das bisherige Modell sei zu teuer.

Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) verurteilte den «Kahlschlag» in einer Mitteilung. Ein derart radikaler Abbau bedeute einen gefährlichen Verlust von Know-how und «gefährdet die dringend notwendige Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene».

Sie fordere von SBB Cargo, auf den Personalabbau zu verzichten. Alternativen zum Abbau seien möglich: Personal mit zu wenig Einsatzmöglichkeiten könne vorübergehend an andere Unternehmen verleiht werden, vor allem innerhalb des SBB-Konzerns.

Kündigungen als Ausnahme
Vom Stellenabbau betroffen sind Lok-, und Rangierpersonal sowie technisches Kontrollpersonal. Kündigungen sollen die Ausnahme bleiben, es sollen auch Wechsel innerhalb der SBB möglich sein. Weiter setzen die SBB auf Frühpensionierungen und natürliche Fluktuation.

Klar ist, dass über 58-jährige Mitarbeitende gemäss Gesamtarbeitsvertrag im Betrieb bleiben, ebenso alle Lokführer. Trotz Abbau «stehen wir zum Güterverkehr», betonte Muhm. Der Transit laufe sehr gut, auch die Ganzzüge würden schwarze Zahlen schreiben. Zweites Problemkind ist der defizitäre Einzelwagenladungsverkehr. Dort laufen Verhandlungen mit den Kunden über eine Preiserhöhung. Bis Ende Jahr sollen die genauen Auswirkungen auf das Personal feststehen.

Die SBB wollen bis 2033 die Kosten im Bereich Güterverkehr um 60 Millionen Franken pro Jahr senken. SBB Cargo Schweiz soll nach Vorgaben des Bundes finanziell auf eigenen Füssen stehen.

Insgesamt ist die SBB in den vergangenen Jahren gewachsen. Zwischen 2019 und 2024 haben sie 3000 Stellen aufgebaut. 35’500 Personen sind bei den SBB angestellt. (awp/mc/pg)

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