Schweizer bangen um persönliche Finanzen und berufliche Zukunft

Schweizer bangen um persönliche Finanzen und berufliche Zukunft
(Photo by Martin Sanchez on Unsplash)

Zürich – Die Corona-Pandemie wirkt sich weiter negativ auf die Aussichten bezüglich der persönlichen Finanzen aus. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Online-Vergleichsdienstes comparis.ch. Jede vierte Schweizerin und jeder vierte Schweizer erwartet, dass die eigene finanzielle Situation im Mai gegenüber April sich weiter verdüstert; also «eher schlechter» oder «viel schlechter als im April» sein wird. Bereits in der Umfrage im April rechneten 28 Prozent der Befragten mit einer Verschlechterung ihrer Finanzlage im Vergleich zum März. Im Dezember 2019 waren es nur 13 Prozent – das waren im Vierjahresvergleich so wenige wie noch nie.

Die negative Sicht wird mehrheitlich mit schlechten Berufsaussichten begründet: 36,8 Prozent der Pessimisten glauben an eine weitere Eintrübung im Mai, weil sie oder der Partner / die Partnerin Kurzarbeit leisten müssen. Im April waren es 34,2 Prozent.

15,9 Prozent geben an, dass sie als Selbstständigerwerbende in diesem Monat einen Umsatzeinbruch erwarten. Den eigenen oder den Jobverlust ihres Partners nennen 13,4 Prozent als einen Grund für die negative Erwartungshaltung. 12,9 Prozent rechnen damit, dass sie oder der Partner / die Partnerin das Arbeitspensum reduzieren.

«Die anhaltende Unsicherheit, wann und wie nachhaltig sich die Wirtschaft wieder erholen wird, drückt aufs Gemüt und wirkt negativ auf die erwartete kurzfristige Einkommensentwicklung», beobachtet Michael Kuhn, Consumer-Finance-Experte bei Comparis.

Corona-Sorgen nehmen ab und Wünsche erfüllen wird wieder wichtiger
Allen Widrigkeiten zum Trotz erwarten immerhin über 12 Prozent aller Befragten im Mai ein höheres Einkommen als im April; das sind in etwa gleich viele wie bei der Umfrage im Vormonat. Diese begründen ihre positive Erwartung unter anderem damit, dass sie oder der Partner / die Partnerin eine Lohnerhöhung erhalten werden (16,9 Prozent der Fälle), einen besser bezahlten Job antreten (15,7 Prozent) oder als Selbstständigerwerbendende mehr Umsatz erwirtschaften können (11,2 Prozent).

Eine leichte Entspannung zeigt sich bei den Antworten zur Frage «bereitet Ihnen die anhaltende Corona-Krise Sorgen?» Zwar antwortet eine überwiegende Mehrheit mit «Ja» (31,2 Prozent) oder «ein wenig» (51,8 Prozent). Doch der Anteil der Befragten, die sich keine Sorgen wegen der Krise machen, stieg von 10,5 Prozent im Vormonat auf 16,5 Prozent.

Und wollten sich im März nur noch 16,1 Prozent der Schweizer mit frei verfügbarem Geld einen lang gehegten Wunsch erfüllen, sind es nun über 22 Prozent. Kuhn: «Es gibt verschiedene Anzeichen von Zuversicht. Sei es, weil sich immer mehr Menschen an die Situation gewöhnen oder effektiv eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation absehen. Eine Trendwende in der Beurteilung, wie sich die eigenen Finanzen kurzfristig entwickeln, ist aber noch nicht in Sicht.»

Auf Kleider würde am ehesten verzichtet
Das zeigt sich auch im beabsichtigten Konsumverhalten, falls gespart werden müsste. 77,1 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer würden auf unnötige Ausgaben und Spontankäufe verzichten, wenn sie zu wenig Geld hätten. Das ist der höchste Wert im Vierjahresvergleich. Im März lag der Anteil noch bei 72,5 Prozent. Am meisten würden die Menschen in der Westschweiz auf unnötige Ausgaben verzichten; nämlich 84,5 Prozent aller Befragten.

Nach Kategorien betrachtet würde vor allem auf den Kauf neuer Kleider und Accessoires verzichtet. 66,3 Prozent der Befragten sagen, dass sie darauf am einfachsten verzichten können, wenn es darauf ankommt. Das sind deutlich mehr als noch im März (60,8 Prozent). Besonders ältere Menschen ab 56 Jahren würden neuen Kleidern und Accessoires entsagen. Der Gürtel würde auch bei Elektronikprodukten und Gadgets enger geschnallt: 64,3 könnten auf diese leicht verzichten. Im Vormonat waren es 58,4 Prozent.

Es wird mehr investiert, aber nicht in Aktien
Das zur freien Verfügung stehende Geld wird vor allem gespart (57,7 Prozent). Deutlich zugenommen hat der Anteil von Befragten, die freie Mittel investieren wollen: von 15 Prozent im Dezember und März auf 19,6 Prozent. Das Geld fliesst aber (noch) nicht vermehrt in Fonds und Aktien. In solche wollen nur 7,7 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wegen der Corona-Krise verstärkt investieren – in etwa gleich viele wie im Vormonat.

«Die steigende Bereitschaft, Geld zu investieren, zeigt: Immer mehr Menschen versuchen finanziell das Beste aus der ausserordentlichen Situation zu machen», sagt Kuhn. (mc/pg)

Methodik
Die repräsentative Befragung wurde durch das Marktforschungsinstitut innofact im Auftrag von comparis.ch im April 2020 unter 1’037 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt.

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