Düstere Stimmung bei Schweizer Konsumenten

Düstere Stimmung bei Schweizer Konsumenten
(Bild: Schlierner - Fotolia.com)

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Bern – Die Warnungen vor den Folgen der Frankenstärke schlagen den Schweizer Konsumenten aufs Gemüt. Der Konsumentenstimmungsindex sackte im Juli um 13 Punkte ab. Mit -19 Punkten erreichte er den tiefsten Wert seit dreieinhalb Jahren. Einen Einbruch des Konsums befürchten Experten deswegen aber nicht.

Noch bei der letzten Befragung im April war der vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) erhobene Index stabil geblieben. Die jetzige Verschlechterung der Konsumentenstimmung in der Schweiz steht im Kontrast zu anderen Ländern. Dort blicken die Konsumenten eher wieder positiver in die Zukunft, nachdem sich die Stimmung in den vergangenen Monaten eingetrübt beziehungsweise stabilisiert hatte, wie Bruno Parnisari, Konjunkturverantwortlicher beim Seco, am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte.

Im Gegensatz zu anderen Ländern habe sich das Vertrauen in die Wirtschaftsentwicklung vermindert, erklärt Parnisari. Der entsprechende Teilindex fiel von -8 auf -25 Punkte. Das bedeutet, dass weit mehr negative als positive Antworten auf die Frage nach der Konjunktur gegeben wurden.

Negative Prognosen schlagen aufs Gemüt
Die Gründe dafür zu erklären, sei schwierig, sagt Parnisari. Einen Einfluss könne die Frankenstärke seit der Abkehr vom Euro-Mindestkurs Mitte Januar haben. So haben einige Unternehmen Produktionsverlagerungen beschlossen oder angekündigt. Die Konsumentenstimmung könnte auch von den Meldungen in den Medien beeinflusst sein, wie Parnisari anmerkte. Diese seien in der letzten Zeit vorwiegend negativ ausgefallen. Gerade am Donnerstag warnte die Konjunkturforschungsstelle KOF erneut vor einem drohenden Stellenabbau.

Die Konsumenten haben laut der Seco-Umfrage im Zuge der konjunkturellen Eintrübung gewisse Ängste vor steigender Arbeitslosigkeit. Ein Einbruch des Konsums muss dennoch nicht befürchtet werden, wie UBS-Ökonom Dominik Studer erklärte.

Nach der deutlich pessimistischeren Einschätzung vieler Prognose-Institute rechneten nun erwartungsgemäss auch die Konsumenten mit einer schlechteren Wirtschaftsentwicklung und einer steigenden Arbeitslosigkeit, sagte der Verantwortliche des UBS-Konsumindikators.

Auch positive Signale vorhanden
Die Unsicherheit über die Wirtschaftslage sei dem Konsum zwar nicht förderlich. Dass der Privatkonsum deswegen kollabiere, ist laut Studer aber nicht zu erwarten. Ein solches Szenario drohe nur bei einer längeren konjunkturellen Schwächephase. In der Schweiz wird aber nur mit einer vorübergehenden Wachstumsdelle gerechnet. Beispielsweise dürfte die Erholung im europäischen Ausland den Exporten helfen. Auch mit einer weiteren Aufwertung des Frankens, was die Exporte weiter unter Druck setzen würde, ist laut der UBS nicht zu rechnen.

Demgegenüber sieht Studer derzeit unterstützende Elemente für den Konsum. So schätzen die Konsumenten laut dem Seco den Zeitpunkt für grössere Anschaffungen mehrheitlich weiterhin als günstig ein; dies nicht zuletzt dank des extrem tiefen Zinsniveaus.

Auch die Sparmöglichkeiten werden positiv beurteilt. Zudem würden die gefallenen Preise den Privatkonsum antreiben, was sich beispielsweise bei den steigenden Autoverkäufen beobachten lasse. Zwar werde der Privatkonsum im Rest des Jahres kaum an sein Wachstum von 0,5% im ersten Quartal anknüpfen können. «Das war ein sehr starkes Wachstum», so Studer. Dennoch werde der Konsum in diesem Jahr weiterhin einen stabilen Wachstumsbeitrag leisten. «Es dürfte gar die wichtigste Wachstumsstütze sein.»

Stabiler Konsum trotz vorsichtigen Konsumenten
Der Privatkonsum ist eine treibende Kraft der Schweizer Wirtschaft. Verglichen mit Investitionen und Exporten ist er vergleichsweise stabil. Und mit einem Anteil von über der Hälfte trägt er den Löwenanteil zum Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) bei.

Dementsprechend wird er auch aufmerksam beobachtet. Im Auftrag des Seco werden für den Konsumentenstimmungsindex vierteljährlich rund 1’200 zufällig ausgewählte Personen nach ihrer subjektiven Einschätzung der Wirtschaftslage befragt. Generell zeigen sich die Schweizer eher vorsichtig: Trotz der robusten Konjunktur in den vergangenen Jahren waren negative Indexwerte keine Seltenheit.

Im Schnitt betrug der Index seit April 2007 rund -9 Punkte – eingerechnet sind aber auch die Tiefstwerte von bis zu -49 aus der Finanzkrise. Im vergangenen Jahr war der Index zwei von vier Mal leicht im negativen Bereich. Dennoch wuchs die Wirtschaft im Gesamtjahr um 2,0% – auch dank des Konsums. (awp/mc/pg)

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