Schweizer Startups sind zu bescheiden

Schweizer Startups sind zu bescheiden

Key visual Startupfair 2015. (Bild: Startupfair)

Zürich – Die Aufhebung der Euro-Untergrenze und die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative halten die Schweiz in Atem. Schlechte Nachrichten aus der Wirtschaft und die nach unten korrigierte Wachstumsprognose heizen die Diskussion um den Wirtschaftsstandort an. Darüber gehen die positiven Impulse vergessen, die von innovativen Schweizer Jungunternehmen ausgehen. Studien sehen sie bei den innovativsten der Welt. Bei genauerer Betrachtung zeigen sich in diesem Bereich aber auch beunruhigende Defizite – Bescheidenheit und Perfektionismus sind nur zwei davon.

Bescheidenheit, sehr gut bezahlte Arbeitsplätze als Alternative und fehlende wirtschaftliche Ambitionen mindern den Risikoappetit der Schweizer. Dazu kommt, dass ein unternehmerisches Scheitern in der Schweizer Kultur immer noch stigmatisiert wird. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des World Economic Forums (WEF).

Die WEF-Analyse kontrastiert auf den ersten Blick mit der hohen Innovationskraft der Schweiz. 2014 hat das Land zum wiederholten Male den Global Innovation Index (GII) angeführt. „Die Voraussetzungen für unsere Startups, ganz vorne mit dabei zu sein, sind eigentlich ideal“, meint Gert Christen. Im internationalen Vergleich hinken die Eidgenossen aber bei der unternehmerischen Umsetzung oft hinterher. „Unsere Startups müssen mutiger werden und auch mal aggressiv im Markt auftreten.“

Unternehmer und Investoren: Mehr Mut zum Risiko
Jungunternehmen in den USA sin   schnell, wenn es darum geht, Ihre Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt zu bringen. Selbst dann, wenn das Produkt noch nicht perfekt ist. Das sei unter anderem auch auf die starke kulturelle Verankerung des Unternehmertums in den USA zurück zu führen. Dort werde bereits an Schulen das unternehmerische Denken gefördert. Schweizer seien hier oft zu zurückhaltend, sagt  Christen. Und weiter: „Schulen und Universitäten müssen Verantwortung übernehmen. Schüler und Studenten sollten bereits in ihrer Ausbildung für unternehmerisches Denken sensibilisiert werden. Ich habe sehr hoffnungsvolle Schweizer Startups mit überzeugenden Ideen scheitern gesehen. Wegen typisch schweizerischem Perfektionismus haben sie die Lancierung immer wieder hinausgeschoben. In der Zwischenzeit hatte ein ausländischer Konkurrent aber den Markt bereits für sich gewonnen. Hier müssen wir als Innovationsstandort und Gesellschaft über die Bücher.“

Handlungsbedarf sieht Christen auch beim Thema Finanzierung, weil Schweizer Investoren seine  Meinung nach zu zurückhaltend sind. Finanzierungen bis 500’00 Franken seien grundsätzlich gut zu finden. Übersteigt der Kapitalbedarf aber diese Marke, wird es in  der Schweiz schwierig. Christen: „Dann müssen sich Jungunternehmen in kleinen Stufen um neues Kapital bemühen. Das lähmt die Umsetzung des Projektes, binde  Kräfte der Gründer und verzögert dadurch den Markteintritt.“ Für Christen zeigt sich hier ein grundsätzliches Problem: „Zu oft fehlt es uns Schweizern am Mut zum Risiko. Das gilt für Jungunternehmer, die sich mit ihren Produkten nur zögerlich auf den Markt wagen genau so wie für Investoren, die  nur häppchenweise  investieren, im Gegensatz zu beispielsweise dem Silicon Valley, wo sehr schnell sehr grosse Summen in gute Projekte investiert werden.“.

Startupfair soll Eis brechen
Mit der Startupfair, der einzigen nationalen Messe für Jungunternehmer, hat das Startzentrum Zürich eine Plattform geschaffen, wo sich ambitionierte Startups einem breiten Publikum präsentieren und behaupten lernen. Die Veranstaltung fördert den Austausch zwischen Jungunternehmen, Dienstleistern, Wirtschaftspartnern, Hochschulen, Medien dem Publikum und Investoren.

Gleichzeitig geht es an der Startupfair auch um den Wettbewerb der besten Ideen. Innovative Jungunternehmen kämpfen in der Startup-Battle vor Live-Publikum und einer Experten-Jury um den Titel „Startup of the Year 2015“. Gert Christen: „Die Jungunternehmer müssen eine hochkarätige Jury von ihrem Konzept überzeugen und dabei gleichzeitig ihre Konkurrenten ausstechen. Mit Bescheidenheit gewinnt man die Startup-Battle nicht. Als einziger öffentlicher Wettbewerb dieser Art verschaffen wir den Teilnehmern Visibilität und das Publikum bekommt einen Eindruck von der Schlagkraft de  Schweizer Startup Szene“.

Die Startupfair findet einmal jährlich statt und bringt als einziger Anlass die gesamte Schweizer Innovations– und Startup-Branche zusammen. Sie trägt dazu bei, dass sich Startups und Investoren leichter treffen können und  dass innovative Jungnternehmer zunehmend als Chance für die Zukunft de  Schweiz erkannt werden.

Über Startzentrum  Zürich
Die Startzentrum Zürich Genossenschaft  wurde 1999 von privaten Initianten zusammen mit Stadt und Kanton Zürich mit dem Ziel gegründet, eine Anlaufstelle zum Thema «Selbständigkeit» zu schaffen.
Die breite Trägerschaft der Non-Profit-Organisation besteht aus Stadt und Kanton Zürich, dem städtischen  und kantonalen Gewerbeverband,  der Zürcher Handelskammer,  der ZKB sowie Vertretern von namhaften Zürcher Unternehmen wie SwissLife, OBT, Philips, Credit Suisse, Microsoft,  Oerlikon, Rahn AG, Swiss Re, und weiteren Exponenten der Privatwirtschaft.
Das Startzentrum organisiert öffentliche Anlässe zum Thema Selbständigkeit  und Jungunternehmertum, berät jährlich knapp 500 angehende Unternehmer und vermittelt wichtiges Fachwissen zur Unternehmensgründung. Die Tochtergesellschaft Business Tools bietet intensive Schulungskurse zu ausgesuchten Startup-Themen  an.
Vom Startzentrum aus bauen über 30 junge Unternehmen ihr Geschäft auf. Sie profitieren dabei von einer top-modernen Infrastruktur, einer inspirierenden Umgebung unter Gleichgesinnten und von Dienstleistungen, die ihnen die volle Konzentration auf die Verwirklichung ihrer Geschäftsidee erlauben. Die Gründer werden von eigenen Business Coaches nach einer speziell entwickelten  Coaching-Methode betreut und gefördert. Zahlreiche Anlässe stärken das Business- und Kontaktnetz der Startup-Unternehmer, beispielsweise zu Medien und Investoren. Der ehrenamtlich tätige Verwaltungsrat wird vom Zürcher Stefan Vogler präsidiert. CEO des Startzentrums Zürich ist Gert Christen.
Das Startzentrum ist eine Erfolgsgeschichte. Seit seiner Gründung sind über 170 Firmen mit weit über 400 Arbeitsplätzen aus dem Startzentrum hervorgegangen.

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