Schweizer Wirtschaft schrumpft im dritten Quartal deutlich

Schweizer Wirtschaft schrumpft im dritten Quartal deutlich
(Adobe Stock)

Bern – Der Zollhammer von US-Präsident Donald Trump gegen die Schweiz hat im dritten Quartal wie erwartet deutliche Spuren in der hiesigen Wirtschaft hinterlassen. Vor allem das chemisch-pharmazeutische Gewerbe hat einen deutlichen Rückgang erlitten.

Das Bruttoinlandprodukt (BIP) ist von Juli bis September im Vergleich zum Vorquartal um 0,5 Prozent geschrumpft, teilte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Freitag mit. Damit bestätigte die Behörde die vor zwei Wochen abgegebene Schnellschätzung.

Die Angaben sind bereinigt um Sondereffekte durch Sportgrossanlässe wie Olympische Spiele oder Fussballturniere, deren Lizenzerträge das Schweizer BIP verzerren können. Unbereinigt ging die Wirtschaftsleistung ebenfalls um 0,5 Prozent zurück.

Die konjunkturelle Abkühlung setzte sich damit beschleunigt fort: Bereits im zweiten Quartal war das Wachstum auf magere 0,2 Prozent geschrumpft, nachdem im ersten Jahresviertel noch ein Plus von 0,8 Prozent zu Buche gestanden hatte.

Schwankende Pharmaexporte
Schwer ins Gewicht fiel die Entwicklung der chemisch-pharmazeutischen Industrie, deren Wertschöpfung im dritten Quartal um 7,9 Prozent sank. Das Seco verweist dabei auf starke Vorzieheffekte in den vorherigen Quartalen.

In Erwartung von US-Zöllen hatten die Unternehmen ihre Lager massiv erhöht, was die Pharmaexporte vorübergehend nach oben trieb. Die Branche ist für mehr als die Hälfte der Schweizer Warenexporte verantwortlich.

Auch der Industriesektor kam nicht auf Touren und schrumpfte im dritten Quartal um deutliche 3,0 Prozent – die US-Zölle lassen grüssen. Im zweiten Jahresviertel hatte im Vergleich zum Vorquartal «nur» ein Minus von 0,7 Prozent zu Buche gestanden.

Insgesamt gingen die Warenexporte laut Seco um 4,2 Prozent zurück. Sie sanken damit das zweite Quartal in Folge deutlich.

AKW produzieren weniger
Die Wertschöpfung der Energiebranche sank um kräftige 13,9 Prozent. Grund dafür sei vor allem die tiefe Stromproduktion der Kernkraftwerke während des Sommers. Das AKW Gösgen etwa steht seit Beginn der Jahresrevision im Mai komplett still, weil festgestellte Mängel einen Neustart bislang verhindern.

Einen Einfluss hatte wohl auch der heisse Sommer: Wegen der hohen Wassertemperaturen der Aare – die Kühlwasserquelle für das Beznau-AKW – wurde im Sommer 2025 die Leistung beider Reaktorblöcke reduziert.

Solide Konsumausgaben
Der Dienstleistungssektor konnte die negativen Entwicklungen nur teilweise auffangen, da sein Wachstum unterdurchschnittlich blieb. Stabilisierend wirkten dagegen Teile der Binnennachfrage.

So wuchsen etwa die privaten Konsumausgaben um 0,4 Prozent, getragen von höheren Ausgaben für Wohnen, Energie und Gesundheit sowie für Gastronomie, Hotellerie und Kommunikation. Eine steigende Zahl von Gästen aus dem Ausland habe ebenfalls geholfen. (awp/mc/pg)

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