Schweizer Wirtschaft wächst rasant – zumindest vorerst

Schweizer Wirtschaft wächst rasant – zumindest vorerst
(Bild: Schlierner / Adobe Stock)

Bern – Die Schweizer Wirtschaft hat einen fulminanten Start ins Jahr 2025 hingelegt, doch sie dürfte dieses hohe Tempo im Jahresverlauf kaum halten können. US-Präsident Donald Trump ist für beides verantwortlich.

Der Start ist noch etwas besser gelungen als zunächst gedacht. Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) legte in der Periode von Januar bis März 2025 auf bereinigter Basis gegenüber dem Vorquartal um 0,8 Prozent zu, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Montag mitteilte. Das Seco hatte vor zwei Wochen in einer ersten Schnellschätzung 0,7 Prozent gemessen.

So oder so: Das sind deutlich überdurchschnittliche Werte. «Die Schweizer Wirtschaft ist dynamisch gewachsen», sagt denn auch Felicitas Kemeny, Konjunkturverantwortliche beim Seco, auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.

Trump-Vorzieheffekte
Ein Treiber des Booms waren Export-Vorzieheffekte. Laut Ökonomen dürfte es solche wegen der Zollandrohungen durch US-Präsident Donald Trump gegeben haben. Firmen könnten also das noch tiefere Zollumfeld im Startquartal genutzt haben. Der «Liberation Day» fand dann zu Beginn des zweiten Quartals statt.

Auch das Seco schreibt von «möglichen Vorzieheffekten im Zusammenhang mit der US-Handelspolitik». Vor allem die exportorientierte chemisch-pharmazeutische Industrie sei stark gewachsen. Tatsächlich schnellten die Pharmaexporte im März zum Vormonat um gut ein Drittel in die Höhe und brachen dann im April wieder um fast ein Viertel ein.

Aber auch der Dienstleistungssektor habe im Startquartal breit abgestützt zugelegt, betont das Seco. Und die Binnennachfrage habe sich ebenfalls positiv entwickelt. Rückläufig sei die Wertschöpfung allerdings im Gastgewerbe gewesen – dies aber nach einem starken Vorquartal.

Gegenbewegung beim Aussenhandel
Das Seco will nun trotz des fulminanten Starts ins 2025 keine Konjunkturwende ausrufen. «Die Entwicklung dürfte sich nicht im gleichen Stil fortsetzen», so Kemeny.

«Wir sehen im Aussenhandel eine deutliche Gegenbewegung», so die Seco-Expertin. Und auch beim Index der wöchentlichen Wirtschaftsaktivität zeige sich eine Abschwächung nach dem guten Jahresstart. Einen eigentlichen Konjunktureinbruch habe es da im zweiten Quartal bislang aber auch nicht gegeben, hält sie fest.

Die meisten Ökonomen erwarten, dass sich die Zollandrohungen und die tatsächlich verhängten Zölle von US-Präsident Trump im Jahresverlauf noch negativ auf das Wachstum auswirken könnten – global und in der Schweiz. Denn viele Unternehmen schieben deswegen Investitionen auf die lange Bank.

Frühindikator gibt weiter nach
Und dies spürt etwa die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Das Seco schreibt den auch von einer weiter rückläufigen Wertschöpfung in «typischerweise exportorientierteren Industriebranchen» im ersten Quartal.

Und die Aussichten haben sich nun nochmals verschlechtert. So ist der Einkaufsmanagerindex (PMI), der als wichtiger Frühindikator gilt, im Mai auf den tiefsten Stand seit Dezember 2023 gefallen.

Konkret fiel der Wert für die Industrie auf 42,1 Punkte. Bei Werten unter 50 Punkten gehen die befragten Unternehmen insgesamt von einer schrumpfenden wirtschaftlichen Aktivität aus.

«Der kräftige BIP-Zuwachs im Startquartal sollte also nicht als Auftakt einer deutlichen konjunkturellen Belebung verstanden werden», fasst VP-Bank-Ökonom Thomas Gitzel zusammen. Wie viele Vertreter seiner Zunft erachtet er ein BIP-Wachstum von rund 1 Prozent im Gesamtjahr weiterhin als realistisch.

Somit käme das Wachstum im Rahmen des Vorjahres zu liegen. Denn bereinigt lag dieses 2024 laut den neusten Seco-Zahlen bei 1,0 Prozent statt wie bisher angenommen bei 0,9 Prozent. Das ist aber immer noch ein deutlich unterdurchschnittlicher Wert. Im langjährigen Mittel liegt das Wachstum bei rund 1,7 Prozent. (awp/mc/ps)

Seco

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