SECO-Affäre: Interne Untersuchung zeigt Missstände bei IT-Firma auf

SECO-Affäre: Interne Untersuchung zeigt Missstände bei IT-Firma auf

Bern – Fast zwei Monate nach dem Auffliegen der Korruptionsaffäre rund ums Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) räumt das involvierte IT-Unternehmen Fehler ein. Erste interne Untersuchungsergebnisse zeigen die enge Bande zwischen ehemaligen Kadermitgliedern und bestimmten SECO-Mitarbeitenden.

Der niederländische Milliardenkonzern Imtech ordnete Anfang Februar eine interne Kontrolle seiner eigenen Tochterfirma Fritz&Macziol Schweiz AG (F&M) an, nachdem diese ins Visier der Schweizer Behörden geraten war. Imtech investierte rund zwei Millionen Franken in die Untersuchung und beauftragte dreissig externe Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Forensikexperten, die in den vergangenen Wochen E-Mails durchforsteten und Transaktionen überprüften.

Interne Kontrollen haben mehrfach versagt
Die Zwischenergebnisse sind ernüchternd: Die internen Kontrollen versagten gleich mehrfach. Zwischen den Geschäftspartnern sei es zu «übertriebenen Einladungen und informellen Kontakten sowie fragwürdigem geschäftlichen Verhalten» gekommen, heisst es im Bericht, der der Nachrichtenagentur sda vorliegt. Darüber hinaus hätten ehemalige F&M-Kaderleute «Interessenkonflikte» gehabt.

Imtech-Chef Gerard van de Aast räumt auch persönliche Fehler ein: «Ich ging leider davon aus, dass ein solcher Fall in der Schweiz nicht möglich sei», sagte er den Zeitungen «Tages-Anzeiger» und «Der Bund» vom Mittwoch. Imtech-Mediensprecherin Dorien Wietsma bestätigte die Aussagen auf Anfrage.

«War nicht klug»
Dabei hatte Imtech die deutsche Niederlassung der F&M genau durchleuchtet, weil in anderen Tochterfirmen grosse Fälle von Korruption und Betrug bekannt geworden waren. «Dass dabei die Schweizer Niederlassung vergessen ging, war nicht klug», sagte Van de Aast. Immerhin seien bei F&M in Deutschland keine Hinweise auf illegale Aktivitäten gefunden worden.

Involvierte Personen arbeiten nicht mehr für das Unternehmen
Ob Imtech juristisch gegen die ehemaligen Schweizer Mitarbeitenden vorgehen will, ist laut Van de Aast noch offen. Sämtliche involvierte Personen hätten das Unternehmen aber inzwischen verlassen. Dies seien insbesondere zwei ehemalige Geschäftsführer und ein ehemaliger Direktor der Schweizer Niederlassung. Zudem müsse die F&M mit ihren 45 Mitarbeitenden die internen Abläufe überprüfen. Imtech lehne jedes unethische Geschäftsverhalten ab und habe seine bereits strengen Richtlinien in Sachen Sponsoring, Geschenke, Gastfreundschaft weiter verschärft, heisst es im Zwischenbericht. Trotzdem sei die interne Untersuchung noch nicht beendet.

Kooperation mit Schweizer Behörden
Das Unternehmen bekräftigt im Zwischenbericht weiter, dass es voll mit den Schweizer Ermittlungsbehörden kooperiere. Ungeachtet der Verhaftung früherer Manager stehe F&M nicht im Fokus der Ermittlungen.

Überteuerte Aufträge in Millionenhöhe
Die Korruptionsaffäre war Ende Januar aufgedeckt worden. Demnach soll ein Ressortleiter im SECO zusammen mit Komplizen bei F&M korrupte Geschäfte getätigt haben. Dem IT-Unternehmen sollen überteuerte Aufträge in Millionenhöhe zugeschanzt worden sein. Im Gegenzug soll der Ressortleiter Geschenke wie etwa VIP-Tickets für Fussballspiele angenommen haben.

Die Bundesanwaltschaft setzte im Februar zwei Personen – darunter einen SECO-Mitarbeiter – in Untersuchungshaft. Ermittlungen gibt es auch gegen eine dritte Person. Daneben läuft die Administrativuntersuchung im SECO, die der Zürcher Strafrechtsprofessor Urs Saxer leitet. Weder die Bundesanwaltschaft noch das SECO nahmen am Mittwoch zu den laufenden Verfahren Stellung. (awp/mc/pg)

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