SEF 2025: Keller-Sutter betont Wichtigkeit einer liberalen Welthandelsordnung

Interlaken – Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter hat am Swiss Economic Forum 2025 für eine liberale Welthandelsordnung plädiert. Die Schweiz bleibe als exportorientierte Volkswirtschaft auf klare Regeln und möglichst freien Zugang zu Märkten angewiesen, sagte sie in ihrer Eröffnungsrede in Interlaken BE am Donnerstag.
«Die Schweiz muss als kleine Volkswirtschaft offen bleiben gegenüber allen grossen Märkten, das heisst insbesondere gegenüber der EU, den USA und China», erklärte die Bundespräsidentin vor den versammelten Schweizer Unternehmerinnen und Unternehmern. «Wir brauchen geordnete bilaterale Beziehungen zu unseren wichtigsten Handelspartnern.»
Protektionismus wieder salonfähig
Multilateralismus und die liberale Welthandelsordnung seien «schon länger ins Rutschen geraten», nicht erst mit der zweiten Regierungszeit von US-Präsident Donald Trump, sagte sie weiter. Corona, der Klimawandel und die Energiekrise im Nachgang zum russischen Angriffskrieg haben den Wandel beschleunigt.
Protektionismus und Industriepolitik seien auch in liberalen Staaten wieder salonfähig geworden. «Die Welt ist also aus dem Gleichgewicht geraten, und es wird vermutlich eine Weile dauern, bis sie ein neues gefunden hat», sagte die 61-Jährige. Diese Unsicherheit solle aber nicht dazu verleiten, in Schockstarre oder Aktivismus zu verfallen. Die Schweiz müsse den Fokus auf das richten, was sie selbst beeinflussen kann.
Festhalten an der Schuldenbremse
Selbst beeinflussen könne die Schweiz ihre lebendige demokratische Kultur, ihre funktionierenden Institutionen und auch die finanzpolitische Stabilität. «Wir konnten die Corona-Pandemie, die Aufnahme Zehntausender Schutzsuchender aus der Ukraine, die Energie-Krise und die CS-Krise stemmen, ohne dass es zu grösseren Verwerfungen kam», sagte die St. Gallerin.
Dies habe die Schweiz nicht zuletzt der Schuldenbremse zu verdanken. Dank ihr konnte die Verschuldung tief gehalten und sogar abgebaut werden. Bei den wachsenden Bundesausgaben müsse an der Schuldenbremse festgehalten werden.
Fokus auf Innovation
Weiter stehe der Bundesrat mit Überzeugung hinter dem Finanzplatz Schweiz, wie Keller-Sutter ausführte. Allerdings gebe es auch hier Zielkonflikte. Die Regulierung müsse dem Finanzplatz ermöglichen, sich zu entfalten und auch international wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig müsse aber das Risiko einer Finanzkrise so gut wie möglich eingedämmt werden.
Als letzten wichtigen Aspekt nannte Keller-Sutter den Fokus auf die Innovation. Es gehe hier um Arbeitsplätze. «Und Arbeitsplätze sichern nicht nur das Einkommen der Familien, sondern auch die Einnahmen des Staates.» Der staatliche Rahmen müsse genügend Raum zur freien Entfaltung lassen.
Kleiner Bruder des WEF
Ab Donnerstag treffen sich am Swiss Economic Forum (SEF) in Interlaken ein weiteres Mal Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Das zweitägige Treffen steht ganz im Zeichen der Geopolitik und dreht sich um die Frage, wie sich die Firmen in einem unsicheren Marktumfeld behaupten können.
Das offizielle Motto der 27. SEF-Ausgabe lautet «Earn it». Die Veranstalter schreiben dazu: «Erfolg muss erarbeitet werden». Es gelte, sich auf unternehmerische Tugenden wie Eigenverantwortung, Gemeinsinn, Bescheidenheit und Augenmass zu besinnen, um das Erfolgsmodell Schweiz in einer zunehmend komplexen Welt zu sichern.
Das 1998 erstmals durchgeführte SEF ist der kleine Schweizer Bruder des global ausgerichteten World Economic Forum (WEF) in Davos, das im Januar stattfindet. Mit rund 1700 Teilnehmenden, darunter zahlreichen Vertretern aus der Welt der KMU, ist das SEF auch in diesem Jahr ausverkauft. (awp/mc/ps)