SP setzt nach langem Wahlprozedere Jans und Pult aufs Ticket

SP setzt nach langem Wahlprozedere Jans und Pult aufs Ticket
Beat Jans (rechts) und Jon Pult - die SP-Kandidaten für die Berset-Nachfolge.

Bern – Die SP schickt den Baselstädter Regierungspräsidenten Beat Jans und den Bündner Nationalrat Jon Pult in die Bundesratswahlen vom 13. Dezember. Die SP-Fraktion liess sich mit der Entscheidung Zeit und mit trat über 2,5 Stunden Verspätung und nach 18 Wahlgängen vor die Medien.

Beide Kandidaten hätten der Fraktion überzeugend aufzeigen können, wie sie die Schweiz sozialer gestalten und das Land in die Zukunft bringen wollten, sagte SP-Fraktionspräsidentin Samira Marti am Samstag vor den Medien in Bern. Die Partei freue sich, mit so kompetenten Persönlichkeiten in die Bundesratswahlen gehen zu können.

Auf die Frage, wieso die Bekanntgabe der Nominationen rund zweieinhalb Stunden länger dauerte als geplant, sagte Marti, es sei von Beginn an klar gewesen, dass nicht schon nach dem ersten oder zweiten Wahlgang ein Entscheid vorliege. Sechs Kandidierende zu haben, habe den Prozess verlängert. Marti gab als weiteren Grund für die Verzögerung auch ein neues, internes Wahlreglement an.

Brücken bauen und Kompromisse
Jans sagte, es sei eine Mischung aus Unglaube und grossem Respekt und eine riesige Ehre, von der Fraktion ausgewählt worden zu sein. Er freue sich auf die Zeit vor der Bundesratswahl. Er stamme aus einfachen Verhältnissen und hätte nie geglaubt, Bundesratskandidat zu werden.

Er möchte als Brückenbauer agieren, denn wenn Stadt und Land auseinanderdrifteten, wolle er dazu beitragen, dass beide zueinanderfänden. Und er wolle zeigen, dass der Bundesrat mehrheitsfähige Lösungen schaffen könne, die für beide Seiten stimmen würden, so Jans weiter.

Auch Pult zeigte sich geehrt über das Vertrauen der Fraktion. Seine Hauptmotivation sei, die Vielfalt der Schweiz zu stärken und so Zusammenhalt zu schaffen. Pult findet, die Bundesratswahl sei eine Persönlichkeitswahl. Das entscheide letztendlich, wer Bundesrat werde. In den Positionen seien sich er und sein Mitbewerber sehr ähnlich.

Auf sein junges Alter angesprochen sagte Pult, die Frage nach seiner Erfahrung sei legitim. Er habe sich gefragt, ob er bereit sei und sei zum Schluss gekommen, das sei der Fall.

Beide Kandidaten sind eloquent
Der 59-jährige Jans ist seit über zwei Jahrzehnten eine feste Grösse in der lokalen und nationalen Politik. Bei den Nationalratswahlen 2015 und 2019 erhielt er jeweils die meisten Stimmen im Kanton. Und 2020 schaffte der gelernte Landwirt, der später an der ETH Umweltnaturwissenschaften studierte, als Neuling im ersten Wahlgang den Sprung in die baselstädtische Regierung. Als Jans› Markenzeichen gelten seine Begeisterungsfähigkeit, Eloquenz und Volksnähe.

Mit der Nomination des 39-jährigen Pult entschied sich die SP für den mit Abstand jüngsten männlichen Partei-Kandidaten für die Nachfolge von Bundesrat Berset. Der politische Frühstarter gilt als begnadeter Rhetoriker und eines der grössten Politiktalente der Sozialdemokraten – Attribute, die ihn seine bereits 20-jährige Politiklaufbahn lang begleiten.

Nationale Bekanntheit erreichte der studierte Historiker als Präsident der Alpeninitiative, die sich für den Gütertransport durch die Alpen per Bahn einsetzt. Der Sprung in den Nationalrat gelang Pult 2019 gleichwohl erst im dritten Anlauf.

Fairer Wahlkampf
Es sei ein fairer und interessanter Wahlkampf gewesen, sagte SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer. Die nächsten Jahre würden herausfordernd angesichts einer FDP und SVP-Mehrheit im Bundesrat, die auch willens sei, ihre Macht auszuspielen. Deshalb brauche es neben SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider eine starke Stimme im Bundesrat, um die soziale Schweiz voranzubringen. Sowohl Pult als auch Jans könnten diese Stimme sein, sagte Meyer.

Bereits am Freitag hatten die Vertreterinnen und Vertreter der SP in National- und Ständerat beschlossen, mit einem Zweierticket zu der Ersatzwahl um die Nachfolge Bersets anzutreten.

Um die Nachfolge Bersets hatten sich sechs Kandidierende beworben. Neben Pult und Jans waren das der Berner Nationalrat Matthias Aebischer, der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch, die Berner Regierungsrätin und frühere Nationalrätin Evi Allemann und der Waadtländer Nationalrat Roger Nordmann. (awp/mc/ps)

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