Stadler bekommt trotz Gewinnsprung Unmut der Investoren zu spüren

Stadler bekommt trotz Gewinnsprung Unmut der Investoren zu spüren
Thomas Ahlburg.

Bussnang – Trotz eines Gewinnsprungs bekommt der Börsenneuling Stadler den Unmut der Investoren zu spüren. Der Zugbauer hat zwar im ersten Halbjahr massiv mehr Umsatz gemacht und verdient. Das reichte den Anlegern aber nicht. Die Aktie fiel in den Keller.

Analysten bemängelten, dass Stadler Rail die Gewinnerwartungen nicht erfüllt habe. Und dies, obwohl der Betriebsgewinn um ein Drittel auf 46,9 Millionen Franken kletterte. Unter dem Strich fuhr Stadler einen Reingewinn von 27,5 Millionen Franken ein, nachdem der Konzern ein Jahr zuvor lediglich 7,6 Millionen Franken verdient hatte. Der Umsatz legte in den ersten sechs Monaten um 40 Prozent auf 1,12 Milliarden Franken zu.

Fette Auftragsbücher
Auch die Auftragsbücher sind so dick wie noch nie. Im ersten Halbjahr holte Stadler Aufträge von rund 2,3 Milliarden Franken herein. Das sind 1,5 Milliarden Franken mehr als im Vorjahressemester. Der Auftragsbestand per Ende Juni sei damit auf den neuen Höchststand von 14,4 Milliarden Franken gestiegen, teilte der Konzern mit.

Dennoch rasselte der Aktienkurs um 5,1 Prozent auf 42,00 Franken in die Tiefe. Beim Börsendebut vor knapp fünf Monaten war die Stadler-Aktie noch bei 43,10 Franken aus dem Handel gegangen.

Nun missfiel den Investoren, dass sich Stadler für den Ausblick etwas konservativer zeigte. Zwar peilt der Ostschweizer Konzern wie bisher für das ganze Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von 3,5 Milliarden Franken an. Als Betriebsgewinnziel nannte Stadler aber 7 Prozent, nachdem im 2018 eine EBIT-Marge von 7,5 Prozent erreicht worden war.

Strafzahlungen drohen
In Grossbritannien kommen auf Stadler Rail Strafzahlungen zu, weil sich die Auslieferung von 58 Zügen an East Anglia wegen Problemen bei einem Lieferanten verspätet. Ein Subsystem funktioniere nicht richtig, sagte Stadler-Chef Thomas Ahlburg in einer Telefonkonferenz. Deshalb könnten die Züge nicht abgenommen werden, was zu Strafzahlungen führen könnte.

Diese allfälligen Strafzahlungen könne Stadler aber nicht auf den britischen Lieferanten abwälzen. Über die Höhe der Strafzahlungen wollte sich der Stadler-Chef nicht äussern, weil gerade Verhandlungen mit East Anglia liefen.

Da wäre Stadler in keiner guten Position, wenn «wir schon unsere Erwartungen für die Höhe der Strafe angeben würden». Die erwarteten Strafzahlungen seien allerdings bereits im Ausblick für das Gesamtjahr 2019 enthalten, sagte der Konzernchef.

Zweites Halbjahr besser
Grundsätzlich klingeln bei Stadler die Kassen im zweiten Halbjahr jeweils lauter als in den ersten sechs Monaten. Dies liegt an der Saisonalität des Geschäfts. Im ersten Halbjahr fällt lediglich rund ein Drittel des Umsatzes an, der Rest dann bis Ende Jahr. Grund dafür sei eine sehr konservative Rechnungs- und Umsatzlegung der Aufträge. Erst bei Ablieferung des Fahrzeugs werde der Umsatz verbucht.

«Da traditionell gegen Ende Jahr die Fahrplanwechsel anstehen, werden in der zweiten Jahreshälfte mehr Züge in Betrieb genommen als in der ersten. Dies erklärt den deutlich höheren Umsatzanteil im zweiten Halbjahr», schrieb Stadler.

Die Verwaltungs-, Vertriebs- und Entwicklungskosten hingegen würden über das Jahr verteilt grösstenteils gleichmässig anfallen. Aus diesem Grund sei die Profitabilität in der ersten Jahreshälfte in der Regel deutlich tiefer als im zweiten Halbjahr.

Umsatz der Zugsparte übersteigt 1 Mrd Franken
Der Umsatz in der Zugsparte schoss um 44 Prozent auf 1 Milliarde Franken hoch. Der Auftragseingang verdreifachte sich beinahe auf 1,7 Milliarden Franken. Darin eingerechnet sind laut Stadler nur Aufträge, bei denen die Verträge rechtsgültig unterschrieben sind und die Finanzierung seitens des Kunden geklärt ist.

Aufträge mit laufenden Einsprachefristen oder Finanzierungsverhandlungen verbuche man noch nicht als Auftragseingang. Besonders erfolgreich war das Unternehmen in Deutschland, wo es im ersten Halbjahr Aufträge für mehrere hundert Millionen Franken gewann. Auch das Servicegeschäft sei im Aufwind. Und die Signaltechniksparte gewinne an Bedeutung, hiess es. (awp/mc/pg)

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