Sulzer schlägt sich in schwieriger Zeit dank Sparmassnahmen wacker

Sulzer schlägt sich in schwieriger Zeit dank Sparmassnahmen wacker
Greg Poux-Guillaume, zurückgetretener Sulzer-CEO. (Foto: Sulzer)

Winterthur – Der Industriekonzern Sulzer hat sich im ersten Semester trotz dem Corona-bedingten konjunkturellen Gegenwind wacker geschlagen. Der Auftragsbestand blieb beinahe stabil und der Gewinn brach weniger stark ein als befürchtet. Die bereits im April angekündigten Sparmassnahmen zeigten Wirkung.

CEO Greg Poux-Guillaume zeigte sich denn auch einigermassen zufrieden: «Wir haben unsere Widerstandsfähigkeit erneut unter Beweis gestellt», lässt er sich in einer Mitteilung zum Halbjahresresultat zitieren. Die Aftermarket-Aktivitäten, also das Service-Geschäft, sei organisch gewachsen und der Bestellungsbestand liege mit knapp 2 Milliarden Franken auf einem Höchststand.

Geholfen haben dem Konzern unter anderem die bereits im April angekündigten Restrukturierungsmassnahmen, die nun zumindest teilweise konkretisiert wurden. Für das Programm, das «die Folgen der durch die Pandemie bedingten Marktstörungen auffangen soll», fallen Kosten von 80 Millionen an. Davon wurden 53 Millionen bereits im ersten Semester verbucht, das letzte Drittel der Kosten wird zum grössten Teil auf die Rechnung des zweiten Semesters genommen.

Die Massnahmen sollen insgesamt strukturelle Einsparungen bei den Energie-bezogenen Aktivitäten von 70 Millionen bringen. 10 Millionen davon sollen bereits im laufenden Jahr erreicht werden, 40 im kommenden und die restlichen 20 Millionen dann bis 2022.

Keine Angaben zum Stellenabbau
Mit welchem Stellenverlust dies verbunden sein wird, oder in welchen Ländern welche Werke allenfalls geschlossen werden, wollte Sulzer allerdings nicht verraten. «Details zum global geplanten Stellenabbau können wir nicht nennen, da wir mit den Sozialpartnern in verschiedenen Ländern noch in Verhandlungen stehen», sagte Poux-Guillaume an einer Telefonkonferenz. Und der Prozess zur Abklärung, welche Standorte der Division Pumpen allenfalls in Europa dicht gemacht würden, sei noch immer im Gang.

55 Stellen in der Division Chemtech fallen weg
Mit Blick auf die Situation in der Schweiz bestätigte er Angaben vom Vortag, dass in der Division Chemtech hierzulande 55 Stellen abgebaut würden. Er betonte aber, dass deswegen nicht 55 Personen den Job verlören. Einige davon fänden innerhalb Europas bei Sulzer eine neue Stelle, andere würden bei Sulzer intern in der Schweiz umplatziert.

Was den Semesterausweis angeht, rutschte der Bestellungseingang im Vergleich zur Vorjahresperiode um 4,8 Prozent auf 1,84 Milliarden Franken ab. Organisch, also bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte, blieb der Auftragseingang mit -0,6 Prozent allerdings praktisch stabil. Zugenommen haben dabei die Bestellungen in der grössten Division Pumpen und in der Division Rotating Equipment Services.

Der Umsatz fiel im Halbjahresvergleich um 5,5 Prozent auf 1,60 Milliarden etwas deutlicher zurück. Die Umsätze aller Divisionen hätten unter den Schutzmassnahmen wegen der Pandemie gelitten, hiess es dazu, da etwa der Zugang zu Standorten eingeschränkt oder Fabriken vorübergehend geschlossen waren. Besonders hart getroffen wurde indes die Division Applicator Systems, wegen der vorübergehenden Schliessung von Kosmetikgeschäften und Zahnarztpraxen. Einen negativen Einfluss hatte aber auch der starke Franken.

Einmalkosten drücken den Gewinn
Der operative Gewinn (EBITA) reduzierte sich auf währungsbereinigter Basis um einen Fünftel auf 120 Millionen und die entsprechende Marge um 160 Basispunkte auf 7,5 Prozent. Die Auswirkungen des rückläufigen Umsatzes und eines ungünstigen Produktemixes seien durch die Einsparungen teilweise ausgeglichen worden, so Sulzer.

Der Reingewinn gab um 76 Prozent auf 15,4 Millionen deutlicher nach, belastet von den erwähnten Einmalkosten. Die Erwartungen der Analysten hat Sulzer mit den ausgewiesenen Zahlen aber klar übertroffen.

In die Zukunft blickt Sulzer nun mit einem gemischten Blick. Das aktuelle Geschäftsumfeld sei mit einer hohen Unsicherheit behaftet, die durch die Pandemie und deren wirtschaftlichen Auswirkungen verursacht werde, hiess es zum Ausblick. Wegen der eingeleiteten Massnahmen sei man aber «optimistisch, für eine weiterhin gute Leistung».

Konkret stellt Sulzer für das Gesamtjahr eine EBITA-Marge im Bereich von 8,5 bis 9 Prozent in Aussicht. Ab 2021 soll das Margenniveau bereits wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie liegen (2019: 10,0%). (awp/mc/pg)

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