Tamedia verdient 2016 deutlich weniger

Tamedia verdient 2016 deutlich weniger
Tamedia-CEO Christoph Tonini. (Foto: Tamedia)

Zürich – Die Mediengruppe Tamedia wandelt sich immer stärker zu einem digitalen Unternehmen. 2016 trugen die digitalen Aktivitäten erstmals über die Hälfte zum Betriebsergebnis bei. Das klassische Printwerbegeschäft entwickelt sich dagegen weiter rückläufig. Insgesamt verdiente Tamedia im vergangenen Jahr deutlich weniger.

Auch 2016 konnten die rückläufigen Printwerbeumsätze nur zum Teil mit Wachstum im Digitalgeschäft kompensiert werden. Der Umsatz der gesamten Gruppe verminderte sich so um 5,5% auf gut 1,0 Mrd CHF. Neben dem beschleunigten strukturellen Wandel des Print-Werbemarktes führt Tamedia in einer Mitteilung vom Donnerstag die Einstellung der Ziegler Druckerei auf Ende 2015 sowie den Verkauf der Swiss Online Shopping AG als weitere Gründe für den Rückgang an.

EBIT-Marge von 11,3% weit vom Ziel von 15% entfernt
Der EBIT nahm um 13% auf 113,5 Mio ab, die entsprechende Marge beläuft sich damit auf 11,3% nach 12,3%. Tamedia bleibt damit weit von der eigenen Zielmarke von 15% entfernt. Auch die Analysten der ZKB hatten ein deutlich besseres operatives Ergebnis erwartet. Der Rückgang fällt umso stärker ins Gewicht, wurde das Vorjahr doch noch durch einen Goodwill-Abschreiber im Umfang von 40,3 Mio belastet.

Der Gewinn beträgt für 2016 noch 122,3 Mio und liegt damit deutlich unter dem Vorjahres-Rekordwert von 334 Mio. Im Ergebnis 2015 enthalten war aber ein Aufwertungsgewinn auf der Beteiligung an search.ch in Höhe von 210 Mio, was den Vergleich stark verfälscht. In den Gewinn 2016 floss dagegen als Sondereffekt nur ein Gewinn aus dem Verkauf bzw. der Neubewertung von Moneypark in Höhe von 25 Mio ein. Tamedia hatte 14% der bestehenden 20% Beteiligung abgestossen.

Die Tamedia-Aktionäre sollen eine unveränderte Dividende von 4,50 CHF erhalten.

Geschäftsfeld Digital mit höchstem Ergebnisbeitrag
Weiter zugenommen hat 2016 der Digitalanteil. So stammen bereits 31% (VJ 28%) des Umsatzes und 51% (39%) des EBITDA von den kommerziellen und publizistischen Digitalangeboten. Das strategische Ziel, 50% des EBITDA-Ergebnisses mit solchen Angeboten zu erzielen, ist damit übertroffen. «Auf dieses Unternehmensziel haben wir in den letzten Jahren hingearbeitet, und wir sind stolz, dieses wichtige Zwischenziel erreicht zu haben», wird CEO Christoph Tonini zitiert.

Dank dieser digitalen Transformation und Diversifizierung stehe Tamedia trotz der unerfreulichen Werbemarktentwicklung gut da, unterstreicht Verleger Pietro Supino die Bedeutung des Wandels.

Das Geschäftsfeld Digital avancierte in der Berichtsperiode so zum ersten Mal zum ergebnisstärksten Bereich. Während der Umsatz nur um gut 2% auf 225,6 Mio anstieg, verbesserte sich der EBITDA um über 21% auf 85,3 Mio. Tamedia erwirtschaftet mit den kommerziellen digitalen Aktivitäten eine Marge von 37,4%. Nach dem starken Wachstum der vergangenen Jahre habe man sich 2016 auf die Weiterentwicklung der verschiedenen Angebote konzentriert.

Starker Rückgang der Werbeerlöse belastet die Publizistik
Weniger rosig sieht es dagegen in den beiden publizistisch geprägten Geschäftsfeldern aus. Wie Tamedia in den Präsentationsunterlagen aufführt, ist der Printwerbemarkt 2016 netto rund 11% zurückgegangen. Insbesondere das Geschäftsfeld Publizistik Regional mit den Tageszeitungen leidet stark unter diesem rückläufigen Werbemarkt. Der Umsatz sank um 9,3% auf 425,2 Mio, der EBITDA gar überproportional um 16,9% auf 67,9 Mio.

Publizistik National setzte 5,4% weniger um, der EBITDA ging um 10,2% auf 65,1 Mio CHF zurück. Dem allgemein negativen Trend widersetzt hätten sich hier die Medien der 20-Minuten-Gruppe, die Schweizer Familie sowie die SonntagsZeitung, hebt Tamedia positiv hervor.

Einen konkreten quantitativen Ausblick für das laufende Jahr gibt Tamedia wie gewohnt nicht.

Management-Entschädigung wieder normalisiert
Wieder «normalisiert» hat sich 2016 auch die Entschädigung des Tamedia-Managements. Insgesamt wurden den 7 Mitgliedern der Geschäftsleitung noch 8 Mio bezahlt, nachdem sie im Vorjahr als Folge des hohen Gewinns noch 15,4 Mio erhalten hatten. CEO Tonini erhielt im vergangenen Jahr 2,7 Mio nach 6,1 Mio im Ausnahmejahr 2015. (awp/mc/upd/ps)

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